Dass Antonio Vivaldi (1678-1741) längst nicht nur die „Vier Jahreszeiten“ geschrieben hat, ist hinlänglich bekannt. Der ‚rote Priester‘ (rot wegen seiner Haare, nicht wegen seiner Gesinnung, der Kommunismus wurde ja erst rund 100 Jahre später erfunden) war ein überaus fleißiger Komponist, der fast 100 Opern, rund 50 geistliche Vokalwerke, unzählige Sonaten und rund 660 Konzerte geschrieben hat. Außerdem war er ein begnadeter Musik-Pädagoge, der in seinem Waisenhaus, dem Ospedale della Pietà, das er für seinen kirchlichen Arbeitgeber betreute, zahlreiche Talente zu national und international bekannten Musikern formte, allen voran die Violinistin Anna Maria del Violin, die zu den bekanntesten Violinistinnen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörte.

Vivaldi, selbst ein exzellenter Violinist und Multi-Instrumentalist, schrieb freilich nicht nur Violinkonzerte, obwohl er bis zum heutigen Tage vor allem dafür bekannt ist. Auf für die Holzblasinstrumente, vor allem für das Fagott und die Oboe, schrieb er zahlreiche Konzerte, die teilweise immer noch auf ihre angemessene Würdigung warten.

Jetzt erscheint bei Brilliant Classics eine 3-CD-Box mit sämtlichen (bekannten) Oboenkonzerte Vivaldis: Auf der ersten CD findet man die sechs Konzerte, die im Druck erschienen (op.8/12, RV 449; op. 11/6, RV 460; op. 7/1, RV 465; RV 456 ‘Harmonia Mundi‘; op. 8/9, RV 454; op. 7/7, RV 464); auf der zweiten CD befinden sich die sieben Werke des „Turiner Manuskripts“ (RV 453; RV 463; RV 450; RV 457; RV 448; RV 461; RV 451) und auf der letzten CD sieben weitere Konzerte, die als Abschriften in verschiedenen europäischen Sammlungen erhalten blieben (RV 184; RV 462; RV 447; RV 455; RV 452; RV 458; RV 446) und die Weltersteinspielung des Fragments des Konzerts in g-Moll RV 459. Zahlreiche dieser Konzerte liegen mit dieser Veröffentlichung erstmalig als Einspielungen auf Originalinstrumenten vor.

Der renommierte Oboist Pierluigi Fabretti, ehemaliger erster Oboist des Concerto Köln (1998-2008) und seit 1996 erster Oboist bei William Christies Spitzenensemble Les Arts Florissants, wird von L’Arte dell’Arco unter der Leitung des Alte-Musik-Experten Federico Guglielmo begleitet. Guglielmo und sein Ensemble aus Padua gelten spätestens seit ihrer aufsehenerregenden Einspielung der „Vier Jahreszeiten“ mit Bläsern in der sogenannten Dresdner Fassung (2004, cpo) zu den gefragtesten und renommiertesten Vivaldi-Interpreten weltweit.

Diese erste Gesamtaufnahme der Konzerte auf historischen Instrumenten basiert auf einer neuen, von Fabretti selbst erstellten kritischen Edition der Werke. Sie erweisen sich als charmante und virtuose Meisterwerke mit unverkennbarem Vivaldi-Sound. Dem roten Priester gingen die Ideen offenbar nie aus: So finden sich auch in diesen Konzerten zahlreiche kleine, äußerst originelle Momente. Fabretti spielt diese Konzerte, offenbar eine echte Herzensangelegenheit des renommierten Oboisten, ungemein beweglich und mit bemerkenswerten Leichtigkeit. Seine begleitenden Mitstreiter greifen diese Leichtigkeit auf. L’Arte dell’Arco begeistert (einmal mehr) durch Präzision und unverkrampfte Lebendigkeit. Dieses Album ist eine wundervolle Bereicherung für jeden Vivaldi-Fan.

Die 3-CD-Box Antonio Vivaldi: Complete Oboe Concertos von Pier Luigi Fabretti und dem Ensemble L’Arte dell’Arco unter der Leitung von Federico Guglielmo ist am 16. Mai 2014 auf Brilliant Classics (94654) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Weitere Infos zur Antonio Vivaldi: Complete Oboe Concertos  sowie die komplette Tracklist findet man auf der englischsprachigen Produktseite: http://brilliantclassics.com/articles/v/vivaldi-complete-oboe-concertos/