Emanuele Cardi – Neapolitan Organ Music

Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert war Neapel ein wichtigstes Zentrum der europäischen Musikwelt. Das kulturell aufgeschlossene Klima der Stadt begünstigte das Aufblühen einer einflussreichen lokalen Musikszene von Komponisten und Musikern, die vor Ort und im Ausland großes Prestige erlangen konnten und die europäische Musik nachhaltig beeinflussten.

Nicht nur auf den Gebieten der Oper und der unterhaltenden Instrumentalmusik, auch in der Orgelmusik setzte die neapolitanische Schule neue Akzente, zumal sich jenseits der Alpen ein neuer Typus der Orgel durchsetzte, der durch neue klangliche Möglichkeiten erweitert wurde.
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Pieter-Jan Belder · Yuan Sheng · Elena Barshai · Amati String Trio – Johann Sebastian Bach: Goldberg Variations – played on harpsichord · piano · organ · string trio

Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen - TitelseiteSpätestens seit den legendären Aufnahmen von Glenn Gould 1955 gehören die “Goldberg-Variationen” von Johann Sebastian Bach (1685-1750) zu den populärsten Werken der Musikgeschichte. Ursprünglich für das »Clavecimbel mit zwei Manualen« (also das barocke Cembalo) und angeblich für den an Schlaflosigkeit leidenden Grafen von Keyserlingk geschrieben, werden die 30 Variationen mit einführender und abschließender Aria heute auf allen möglichen Instrumenten gespielt: auf dem modernen Konzertflügel und anderen Tasteninstrumenten wie Orgel, Akkordeon, Synthesizer sowie in kammermusikalischen Arrangements für Gitarren- oder Flöten-Ensemble, Streichtrio oder gar vollständige Sinfonieorchester.
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„François Couperin – Orgelmessen“ von Adriano Falcioni und Armoniosoincanto im Musikblog „The Listener“ besprochen

Adriano Falcioni · Gruppo Vocale Armoniosoincanto, Franco Radicchia: François Couperin – Messe pour les Paroisses · Messe pour les CouventsFrançois Couperin (1668 -1733) war der prominenteste Komponist seiner Generation im absolutistischen Frankreich und wirkte vor allem als Schöpfer (und meisterlicher Interpret) von Cembalowerken.  Weniger bekannt sind seine zwei Orgelmessen, die er als 22-Jähriger komponierte, als er als Organist von Saint-Gervais-Saint-Protais in Paris wirkte, also noch vor seiner Berufung an den Hof von Versailles: In der „Messe pour les paroisses“ (für die Gemeinden) und die „Messe pour les couvents“ (für die Klöster) verband der junge Couperin den reich verzierten französischen Stil jener Zeit mit verspielt-opernhaften italienischen Einflüssen.

Der Organist Adriano Falcioni hat die beiden Messen mit dem Frauenchor Armoniosoincanto (zu Deutsch wohlklingender Zauber) unter der Leitung von Franco Radicchia für Brilliant Classics aufgenommen. Die Doppel-CD wurde heute  im unabhängigen Musikblog The Listener unseres gelegentlichen Gast-Autoren Rainer Aschemeier vorgestellt.
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Il Pegaso, Maurizio Croci: Salve Regina del Signor Monteverde – Newly discovered pieces by Monteverdi and Frescobaldi

Claudio MonteverdiDie italienischen Komponisten Claudio Monteverdi (1567-1643) und Girolamo Frescobaldi (1583-1643) waren die beiden wichtigsten Figuren der heimischen Musikwelt des 17. Jahrhunderts, die mit ihren Werken die Grundlagen für die sich verändernde Ästhetik des Barocks legen sollten, der eine (Monteverdi) in der Vokalmusik, der andere (Frescobaldi) in der Musik für Tasteninstrumente. Ihr Wirken sollte die gesamte abendländische Musik katalytisch verändern.
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Pieter-Jan Belder: Domenico Scarlatti – Complete Keyboard Sonatas

Domenico ScarlattiDer Komponist Domenico Scarlatti (1685-1757) kam im italienischen Neapel zur Welt und wurde von seinem berühmten, einflussreichen Vater Alessandro Scarlatti ausgebildet. Nachdem er zunächst Italien mit seinem Vater bereiste, verbrachte er den größten Teil seiner Karriere am spanischen und portugiesischen Hof. Dies war für italienische Komponisten des Barocks nichts ungewöhnliches: Italienische Musik und Musiker waren damals in ganz Europa en vogue. Als der vielleicht beste und originellste Cembalist aller Zeiten lag der Schwerpunkt seiner Kompositionen naturgemäß auf den Tasteninstrumenten, für die er insgesamt 555 Sonaten schrieb. Wie kein anderer Komponist seiner Generation verstand es Scarlatti, die regionalen Gepflogenheiten seines jeweiligen Aufenthaltsortes in seine Werke mit einfließen zu lassen, ohne seinen Personalstil dabei aufzugeben. Gleichzeitig entwickelte er Zeit seines Lebens seine Kompositionstechnik weiter und passte sich der veränderten Ästhetik seiner Arbeitgeber und der Epoche, nicht zuletzt auch der sich verändernden Instrumente an. Scarlatti blieb Zeit seines Lebens up-to-date: Sind die frühen Sonaten noch stark von den Rhythmen spanischer Volkstänze in spätbarocker Ausführung geprägt, so weisen seine späten Sonaten bereits alle wesentlichen Stilmerkmale der Frühklassik auf und dienten den nachfolgenden Generationen als Vorlage.

Mehr noch: Scarlattis phantasievolle Ideen und innovative Neuerungen brachten ihm die Bewunderung auch späterer Generationen von Pianisten und Komponisten wie Frédéric Chopin, Johannes Brahms, Béla Bartók, Dmitri Shostakovich, Vladimir Horowitz, Emil Gilels, Arturo Benedetti Michelangeli und Marc-André Hamelin ein.
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Matthias Havinga – Passacaglias

Matthias Havinga: PassacagliasDie Orgelmusik findet zwar in Kirchenkonzerten immer wieder erstaunlich viele Zuhörer, fristet jedoch in den CD-Abteilungen der großen Fachhändler eher eine Außenseiten-Rolle. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Organisten, die auch außerhalb der Szene auf sich aufmerksam machen können. Der Niederländer Matthias Havinga, Organist der historischen Bätz-Orgel in der Ronde Lutherse Kerk in Amsterdam, hat für seine Debüt-CD „Italian Concertos“ (Brilliant Classics 94203) mit Bachs Orgel-Bearbeitungen italienischer Konzerte viel Lob erhalten, nun legt er mit „Passacaglias“ abermals eine CD mit einem ungewöhnlichen Programm vor.

Ein Stück Musikgeschichte, an der Orgel verdeutlicht

Die Kirche von Kotka - Fotoquelle: Kahvipannu  [CC-BY-3.0], via Wikimedia CommonsBei einer Passacaglia werden über eine feste, sich wiederholende vier- oder achttaktige Basslinie Variationen komponiert. Havinga stellt auf der CD acht Passacaglien aus vier Jahrhunderten nebeneinander: Neben (mehr oder minder) bekannten barocken Vorlagen von Johann Caspar von Kerll (1627-1693), Dietrich Buxtehude (ca. 1637-1707), Johann Sebastian Bach (1685-1750) und François Couperin (1688-1733) sind auch Kompositionen der Romantik und Spätromantik von Felix Mendelssohn (1809-1847) und Max Reger (1873-1916) und des 20. Jahrhunderts von Dmitri Shostakovich (1906-1975) und Jan Welmers (*1937) zu hören. Auf der spektakulären Martti-Porthan-Orgel der Kotka-Kirche in Finnland eingespielt, verdeutlicht Havinga am Beispiel der Passacaglia, wie sich der Kompositionsstil und -techniken in der Orgelmusik im Laufe der Jahrhunderte verändert haben. Am Beispiel der Passacaglia zeigt er auf, wie sehr sich die Musik im Kauf der letzten 400 Jahre verändert hat und wie weit die Vorstellungskraft der Komponisten auch bei einem relativ starren Schema zu den unterschiedlichsten Ergebnissen führen kann.

Musik & Interpretation [∅]
Klangqualität [∅]

Die CD Matthias Havinga – Passacaglias ist am 31. Mai 2012 bei Brilliant Classics (9269) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.