Modo Antiquo, Federico Maria Sardelli – Federico Maria Sardelli: Sacred Music

Der aus dem toskanischen Livorno stammende Federico Maria Sardelli (*1963) ist ein echter Tausendsassa: Als Dirigent seines Ensembles Modo Antiquo hat er sich in den vergangenen zwanzig Jahren einen Namen als herausragender Interpret der Musik Vivaldis und Scarlattis gemacht. Mit dem Erstellen der neuen kritischen Notenausgabe der Werke Vivaldis für das venezianische Vivaldi-Institut, leistet er als Musikwissenschaftler unschätzbare Pionierarbeit, darüber hinaus ist Sardelli ein in Italien bekannter satirischer Schriftsteller und Zeichner.

Modo Antiquo, Federico Maria Sardelli – Federico Maria Sardelli: Sacred MusicAls Komponist debütierte Sardelli vor Jahresfrist auf CD und stellte auf „Baroque Concertos · Psalm · Chamber Music“ eine Reihe eigener barocker (!) Instrumentalwerke vor. Nun folgt mit „Sacred Music“ quasi das vokale Pendant. Erneut wird er von seinem Ensemble Modo Antiquo und dem neu gegründeten Chor Accademia dei Dissennati (übersetzt etwa die „Akademie der Geistlosen“) begleitet. Die vorliegende CD fasst fünf seiner sakralen Werke zusammen: das “Dixit Dominus”, das Kyrie in e-Moll und das Credo in C-Dur sowie zwei Konzerte.

Man kann sich nun lange am Kuriosum aufhalten, dass Sardelli im 21. Jahrhundert waschechte Barockmusik mit unüberhörbaren Referenzen an Vivaldi, Scarlatti und Co. komponiert – Sardelli lehnt die Bezeichnung „Neobarock“ vehement ab und betont das ›Einhauchen neuen Lebens in einen toten Stils‹ mittels der ›ursprüngliche Tonsprache und ihren Merkmalen‹ – man kann es allerdings auch als Unikum akzeptieren. Das Ergebnis entspricht nämlich in weiten Teilen dessen, was man von einem Meisterschüler Vivaldis oder Scarlattis im 18. Jahrhundert zu hören bekommen hätte, hätten die musikalischen Moden den vorherrschenden Stil nicht nachhaltig verändert. Sardellis geistlichen Werke sind tief im italienischen Barock verwurzelt, verweisen aber auch – etwa in den Bläsern des Eingangschors im „Dixit Dominus“ – auf Händel (der freilich selbst durch seine Italienreise von der italienischen Musik beeinflusst wurde). Natürlich kann man ein gewisses postmodernes Augenzwinkern an die großen Meister nicht von der Hand weisen, auf der anderen Seite war Humor und Ironie auch nicht den Komponisten des frühen 18. Jahrhunderts fremd. Die Musik ist auf jeden Fall in höchstem Maße originell.

Dazu kommt, dass das Ensemble Modo Antiquo mit gewohnter Brillanz und unüberhörbarer Spielfreude musiziert. Die ‚geistlosen Akademiker‘ erweisen sich als hochkarätiger Chor, der – trotz des nicht ganz ernst gemeinten Namens – in dieser Verfassung ein ernsthaftes Wörtchen unter den italienischen Spitzenchören mitzureden pardon mitzusingen hat.

Ist diese CD nun anachronistisch? Im kompositorischen Ansatz vielleicht (schließlich kehrt die Ästhetik des Barocks nicht zurück), in der Ausführung ist das aber dennoch herrlich aufregend. Ein Album, dass einfach nur Freude bereitet.

Musik & Interpretation
Klangqualität
Cover & Booklet

Die CD Federico Maria Sardelli: Sacred Music des Ensembles Modo Antiquo unter der Leitung von Federico Maria Sardelli ist am 31. Oktober 2014 auf Brilliant Classics (95068) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

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