Krishnasol Jiménez – Robert De Visée: Livres de Pieces pour la Guittarre

Krishnasol Jiménez - Robert De Visée: Livres de Pieces pour la GuittarreWenig ist über den Lautenisten, Gitarristen und Komponisten Robert de Visée (ca. 1660-1732) bekannt, der als Gitarrenlehrer für den Dauphin am Hofe des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. wirkte und von seinen Kollegen Lully und Couperin hochgeschätzt wurde. Selbst über seine möglicherweise portugiesische Herkunft kann nur anhand seines Namens gemutmaßt werden. Erhalten sind hingegen seine beiden großen Werkssammlungen “Livre de Guittarre, dédié au Roi” (von 1682) und das “Livre de Pièces pour la Guittarre” (1686), die einen guten Einblick in die Entwicklungen bei den Kompositionstechniken für die (Barock-) Gitarre Ende des 17. Jahrhunderts im absolutistischen Frankreich geben.

Der in Mexiko geborene Gitarrist Krishnasol Jiménez hat für die vorliegende CD vier Suiten de Visées auf der Sabionari-Gitarre aufgenommen, die 1679 von Antonio Stradivari erbaut wurde. Sabionari-Gitarre, Detail - Foto: Sinnier De Ridder Luthiers, Quelle: sabionari.comBenannt wurde die Gitarre nach ihrem ehemaligen Eigentümer Giovanni Sabionari. Es ist eine von lediglich fünf erhaltenen Gitarren Stradivaris. Das klangvolle Instrument ist wie geschaffen für dieses  Repertoire des späten 17. Jahrhunderts und der ‚eigentliche Star‘ dieser Aufnahme, was keineswegs den Verdienst De Visées oder Jiménez schmälern soll, im Gegenteil: Ein besonderes Highlight ist die Suite in G-Dur „accord nouveau“, bei der die Gitarre in Skordatur einen Halbton tiefer gestimmt wird und bei der die 2011 behutsam restaurierte Barock-Gitarre ihr besonders warmes, dunkles Timbre entfaltet. Jiménez ist ein sicherer Interpret dieses Repertoires, der die klanglichen Möglichkeiten des historischen Instruments voll ausnützt, was die ungewohnt geräumige (aber passende) Klangregie der im Convento dell’Annunciata im norditalienischen Rovato entstandenen Aufnahmen unterstreicht.

Anders als andere französische Barockmusik jener Zeit, entpuppen sich De Visées Suiten als ausgesprochen schlichte, zurückhaltende Werke, die mit ihrem leicht melancholischen Unterton ein interessanter Gegenentwurf zur reich verzierten höfischen Musik bilden. De Visée erweist sich als reiner Klangästhet, der den Interpreten vor allem als eleganten Klangdichter und weniger als extrovertiert-virtuosen Techniker sieht.

Fazit: Eine Zeitreise in die erste Blütezeit der Gitarre außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes, klangschön und vor allem authentisch von einem Gitarristen in Szene gesetzt, der den Geboten der Kompositionen zu folgen weiß und sich selbst als Interpret ganz in den Dienst der Werke stellt.

Musik & Interpretation
Klangqualität
Cover & Booklet

Die CD Robert De Visée: Livres de Pieces pour la Guittarre von Krishnasol Jiménez ist am 15. März 2013 auf Brilliant Classics (94435) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Inhalt:

  1. Suite in G-Dur (1682) ‘accord nouveau’
  2. Suite in h-Moll (1686)
  3. Suite in G-Dur
  4. Suite in d-Moll (1686)

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