Lixsania Fernández · Recondita Armonia Ensemble – Johannes Schenck: Tyd en Konst-Oeffeningen Op. 2 – Suites for Viola da Gamba

Portrait von Johann Schenck des Malers Constantijn Netscher [Public domain]Johannes Schenck (auch Johan Schenk, 1660-1712) war ein deutsch-niederländischer Komponist und Gambenspieler, der zunächst in seiner Geburtsstadt Amsterdam, später am Hof des Pfalzgrafen Jan Wellem in Düsseldorf lebte und arbeitete. Die Herkunft des Komponisten ist übrigens ein Stück echte europäische Integrationsgeschichte aus dem 17. Jahrhundert: Schenck war Sohn des (offenbar holländisch-stämmigen) Weinhändlers Wijnant Schenk aus Köln (damals Hansestadt mit besten Kontakten in die Vereinigten Niederlande und die Spanischen Niederlande) und Catharina Kempius aus Gladbeck (damals Kurköln). Enge Kontakte zwischen Kölnern und Niederländern waren bereits damals keine Seltenheit.

Insgesamt zehn Opera sind von Schenck (weitgehend) erhalten: weltliche und geistliche Vokalmusik – darunter die erste Oper zu einem niederländischen Libretto „Opera op de Zinspreuk: Zonder Spys en Wyn, kan geen Liefde zyn“ (zu Deutsch: Opera nach dem Sinnspruch: Ohne Speis’ und Wein kann kein’ Liebe sein) – und zahlreiche Sonaten und Suiten für Gambe.

Die Suiten-Sammlung “Tyd en Konst-Oeffeningen” op. 2 (zu Deutsch: Zeit- und Kunst-Übungen) für Gambe und Basso Continuo war Schencks seine erste instrumentale Veröffentlichung. Die 1688 in Amsterdam verlegten Noten sollten ihm bald schon in ganz Europa zu Ruhm verhelfen. In den technisch anspruchsvollen Suiten, die sich an geübte Musiker wenden, vereint Schenck stilistische Einflüsse aus Frankreich, Deutschland und Italien. Dabei ist Schencks Musik nicht frei von den typischen Stereotypen der Zeit, ihm gelingt es aber – vor allem in den langsamen Sätzen – eine bemerkenswert eigenständige Klangsprache zu entwickeln.

Lixsania Fernández · Recondita Armonia Ensemble - Johannes Schenck: Tyd en Konst-Oeffeningen Op. 2 – Suites for Viola da GambaDas Recondita Armonia Ensemble um die kubanisch-spanische Gambistin Lixsania Fernández hat für die vorliegende CD die Sonaten Nos. 1, 5, 9, 11, 12 und 15 aufgenommen. Damit schließen sie nicht nur eine schmerzliche Lücke in den Diskografien, die Schencks Musik (mit wenigen Ausnahmen) bisher völlig vernachlässigten, sie empfehlen sich auch als junges, frisches Ensemble der Alte Musik, das mit einem rhythmischen in sich geschlossenen, aber nicht theatralisch überzogenem Spiel zu gefallen weiß. Ihr historisch-informierte Originalklang wird nicht mit agogisch-fragwürdigen Übertreibungen karikiert, stattdessen stellen sie einen eng miteinander verwobenen Dialog von Solist und Ensemble in den Vordergrund. Die Gambe, ohnehin kein Instrument, dass sie von der Lautstärke deutlich von einem Ensemble absetzen könnte, verschmilzt im Gesamtklang des gut aufeinander abgestimmten Ensembles.

Für Schencks Suiten bedeutet dies, dass der Tanzcharakter der einzelnen Sätze – mehrheitlich Allemanden, Courants, Sarabanden und Giguen – besonders deutlich herausgearbeitet wird. Dieser Schenck pulsiert förmlich, als Zuhörer muss man förmlich mitgehen. Dass es Lixsania Fernández dennoch hie und da gelingt, als Solistin zu glänzen, liegt vor allem an ihrer Ausdrucksstärke in den bezaubernden Adagios der Sammlung.

Ich bin sicher, Lixsania Fernández wird bald schon als ’neuer Star der Gambe‘ gelten (wenn es überhaupt so etwas an solch einem seltenen Instrument geben kann); auf ihrem Solo-Debüt weiß sie durch einfühlsames Spiel und durch homogenes Ensemblespiel zu gefallen.

Musik & Interpretation
Klangqualität
Cover & Booklet

Die CD Johannes Schenck: Tyd en Konst-Oeffeningen Op. 2 – Suites for Viola da Gamba von Lixsania Fernández und dem Recondita Armonia Ensemble ist am 27. Juni 2014 auf Brilliant Classics (94635) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

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