Various: Beethoven Complete Edition – Das Gesamtwerk

L. van Beethoven: 5. Sinfonie - Anfangsmotiv

G – G – G – Es …

Als ich als Jugendlicher anfing, mich mit klassischer Musik zu beschäftigen, begann ich wie viele andere Einsteiger in die Klassik-Welt mit der berühmten Sinfonie No. 5 in c-Moll, op. 67 von Ludwig van Beethoven (1770-1827). Klar: Das berühmte Anfangsmotiv (G – G – G – Es) schlug mich in seinen Bann. Irgendwann einmal das Gesamtwerk Beethovens im Schrank stehen zu haben, wäre mir damals nicht einmal im Traum eingefallen: Schallplatten waren teuer und für mein begrenztes Schüler-Budget ruinös. Heute steht Beethovens Gesamtwerk wie selbstverständlich in meiner CD-Sammlung, gleich neben Gesamtaufnahmen der Œuvres von Bach, Mozart, Brahms und so manch anderem Komponisten. Vom Jäger einzelner Aufnahmen habe ich mich zu einem Sammler enzyklopädischer Ausgaben entwickelt. Meine Beethoven-Box ist dabei ein besonderes Juwel meiner Sammlung.

Beethoven schrieb ohne jeden Zweifel einige der populärsten Werke der gesamten klassischen Literatur. Ludwig van Beethoven (Gemälde von Karl Joseph Stieler, 1819)Kaum einer, der nicht die ersten paar Takte des ersten Satzes eben jener Sinfonie No. 5 kennt, die mich vor vielen Jahren so faszinierte, der Schlusschor „Ode an die Freude“ aus der Sinfonie No. 9, die Melodie von Für Elise oder das Thema des ersten Satzes der sogenannten Mondscheinsonate kennt. Als Klingelton, Warteschleifen- und Fahrstuhlmusik, als Soundtrack für die Werbung, in Rock-, Jazz- und Klassik-Interpretationen und -Verdrehungen ist Beethovens Musik zumindest scheinbar allgegenwärtig. Ich schreibe scheinbar, weil die übliche Reduzierung auf ein paar eingängige Melodien und Themen weder der jeweils ganzen Komposition, noch der profunden Bedeutung des Gesamtwerks Beethovens auf die Musikgeschichte gerecht wird. Und dies wird einem erst wirklich bewusst, wenn man sich mit Beethovens Kompositionen im Ganzen beschäftigt, den bekannten und den unbekannten.

Beethoven Complete Edition (Brilliant Classics)Die Beethoven Complete Edition enthält alle Kompositionen, die von Beethoven selbst mit einer Opus-Zahl versehen wurden, außerdem enthält sie zahlreiche Werke ohne Opus-Zahl (WoO), die aber dennoch in sein Œuvre gehören. Anders als bei den zuvor erschienenen Bach- und Mozart-Gesamtausgaben, wurde bei dieser Box bei den Hauptwerken in den allermeisten Fällen auf Lizenzaufnahmen mit Interpretationen namhafter Künstler zurückgegriffen: Die Sinfonien sind in der Interpretation der Staatskapelle Dresden unter Herbert Blomstedt zu hören (der ostdeutschen Referenzaufnahme, die zwischen 1975 und 1981 entstand), die Klaviersonaten stammen von Alfred Brendel (die legendären Vox-Aufnahmen aus den 1960ern), die Klavierkonzerte sind in den Aufnahmen von Friedrich Gulda mit den Wiener Philharmonikern unter Horst Stein (von 1971/72) zu hören, das Violinkonzert in der phantastischen Aufnahme mit Henryk Szeryng und dem Royal Concertgebouw Orchestra unter Bernard Haitink (von 1973), die Streichquartette stammen vom Guarnieri Quartett (aus den 1980/90ern), die Oper Fidelio in der Aufnahme von Christoph von Dohnanyi (von 1991) und zusätzlich in der Ur-Fassung als Leonore in der Aufnahme von Herbert Blomstedt (von 1976), die Violinsonaten sind in den exemplarischen Aufnahmen von Arthur Grimiaux & Clara Haskill (die 1956/57 entstanden) zu hören, die Messen sind in Interpretationen von Colin Davis und Helmuth Rilling zu hören, dazu viele weitere Highlights, die einst für Labels wie Decca, Philips, Edel, Berlin Classics und Hänssler Classic entstanden.

An großen Namen und anerkannten Interpretationen mangelt es also der Beethoven Complete Edition wahrlich nicht und das wirkt sich sehr positiv auf den Gesamteindruck aus. Der scheinbare Nachteil der vielen nicht-digitalen, älteren Aufnahmen (mit Ausnahme der Violinsonaten handelt es sich allerdings ausschließlich um Stereo-Aufnahmen) ist in Wirklichkeit ein echter Qualitätsgewinn: Die Kompetenz der ausführenden Weltstars und Beethoven-Experten macht die (wenn überhaupt) leichten Einbußen in Sachen Klang spielend wett, zumal die älteren Aufnahmen alle digital remastert wurden. Nicht umsonst wurde diese Gesamtausgabe mit dem angesehenen französischen Schallplattenpreis Diapason d’Or ausgezeichnet.

Fazit: Die vorliegende Box bietet mindestens sehr gute Interpretationen der Werke, teilweise mit Referenzcharakter, kurzum: Mehr großartigen Beethoven für weniger Geld geht einfach nicht.

Der aktuelle Tipp: Gerade jetzt (im Januar 2012) gibt es die Box bei vielen Händlern und Versendern besonders günstig (s. dazu auch → diesen kleinen Artikel). Wer jetzt nicht zuschlägt, ist selber Schuld.

Musik & Interpretation [∅]
Klang [∅]
Vollständigkeit
Ausstattung, Booklet, Design

Die aktuelle Auflage der Beethoven Complete Edition mit dem Gesamtwerk von Ludwig van Beethoven (85CD +CD-ROM) ist am 1. April 2011 bei Brilliant Classics (94052) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Weitere Infos zur Edition und genaue Angaben zu den einzelnen Titeln der Box findet man auf den englischsprachigen Produktseite:
http://www.brilliantclassics.com/release.aspx?id=FM00391023

Kommentare sind geschlossen.