Various: Rachmaninoff Edition – Das Gesamtwerk

Der russische Pianist, Dirigent und Komponist Sergei Rachmaninoff (1873-1943; der Nachname wird aus dem Russischen Рахманинов oft auch Rachmaninov oder Rachmaninow transliteriert – er selbst benutzte als Umschrift Rachmaninoff) wird oft als »der letzte Romantiker« bezeichnet. Sergei Rachmaninoff in einer Anzeige der Victor Talking Machine Company von 1921Was heute verklärend klingt, war Anfang des 20. Jahrhunderts Anlass für ätzende Kritik an seiner ‚altmodischen‘ Tonalität und an der oft zur Schau gestellten Virtuosität.

In der Tat: Zumindest Rachmaninoffs Klaviermusik ist stark von den Fähigkeiten des Solisten abhängig, ein Umstand, der ihm als Meisterpianist natürlich zugute kam, der aber von Kollegen und Kritik immer wieder gescholten wurde. Dennoch (oder gerade deswegen) ist Rachmaninoff der populärste russische Komponist des 20. Jahrhunderts: Das Publikum goutiert nach wie vor seine melancholische, altmodische Romantik, seiner aberwitzig virtuosen Klavierpassagen und seine ungehemmt schwelgenden Melodien.
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Various: Complete Bach Edition – Das Gesamtwerk

Die (Complete) Bach Edition von Brilliant Classics war vor nunmehr zehn Jahren die erste Gesamtwerk-Box des niederländischen Labels. Die erste Auflage der preisgünstigen Gesamtausgabe der Werke von Johann Sebastian Bach (1685-1750) umfasste 160 CDs und kam noch in klassischen Jewel Cases und war entsprechend umfangreich, sowohl vom Platzverbrauch als auch von Gewicht. Johann Sebastian BachDer Preisbrecher war der erste große Erfolg des Budget-Labels, nicht nur weil Musikfreunde das umfangreiche Gesamtwerk Bachs zum ersten Mal bezahlbar erwerben konnten, sondern weil sachkundige Kritiker schnell feststellten, dass die Box auch interpretatorisch mit den vergleichbaren Produkten auf dem Markt durchaus konkurrieren konnte. Mit dieser seinerzeit erstmals im großen Format angewandten, extrem verbraucherfreundlichen Budget-Preisgestaltung sollte Brilliant Classics die Klassik-CD-Landschaft nachhaltig verändern.

Die aktuelle Ausgabe der Complete Bach Edition kommt in Gewicht und Platz sparenden Papphüllen und ohne Booklets, dafür aber mit begleitender CD-ROM auf der sämtliche Booklets als PDF vorliegen und zwei Bonus-DVDs (mit Aufführungen der Matthäus- und Johannes-Passion durch das Brandenburg Consort von Stephen Cleobury). Das ohnehin schon hohe Niveau der Interpretationen wurde bei einzelnen Werken noch einmal an die heute übliche historische Aufführungspraxis angeglichen, Neuaufnahmen mit renommierten Bach-Interpreten wie Jed Wentz (Flötensonaten), Dmitry Sitkovetsky (Violinkonzerte) und Pieter-Jan Belder (Das Wohltemperierte Klavier) werten die Neuauflage der Edition noch einmal deutlich bei zentralen Werken auf.
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Viel Vergnügen auch ohne tolle Tage (mit Erik Bosgraaf und Izhar Elias)

All jenen, die an den kommenden tollen Tagen dem karnevalistischen Treiben eher skeptisch oder verständnislos gegenüber stehen, sei von dieser Stelle allerdings auch etwas Musik mit auf den Weg gegeben. Gleich zwei ‚Stars‘ der letzten Wochen in diesem Blog, der Flötist Erik Bosgraaf (s. → Besprechung) und der Gitarrist und der Gitarrist Izhar Elias (s. → Besprechung) musizieren mit dem Cembalisten Alessandro Pianu in folgenden Video eine verspielt-virtuose Musik des italienischen Lautenisten und Komponisten Andrea Falconiero (manchmal auch Falconieri, 1585-1656).

Die aktuelle CD von von Erik Bosgraaf »Johann Sebastian Bach – Concertos for Recorder« ist am 4. November 2011 auf Brilliant Classics (94296) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Die aktuelle CD von Izhar Elias » Hommage à Debussy« ist am 2. Dezember 2011 bei Brilliant Classics (9246) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Viel Vergnügen an den tollen Tagen (mit der Karneval-Ouvertüre von Dvořák)

All jenen, die an den kommenden tollen Tagen Karneval, Fasching oder Fastnacht feiern möchten, sei von dieser Stelle etwas klassische Musik mit auf den Weg gegeben. Der Karneval hat die Fantasie vieler Komponisten angeregt. Einer der bekanntesten Kompositionen stammt vom tschechischen Komponisten Antonín Dvořák (1841-1904). Seine temperamentvolle Konzertouvertüre Karneval, op. 92 schrieb er 1891, sie ist seitdem ein Dauerbrenner in den Konzertsälen der Welt.

Hier eine gelungene Aufnahme des Sydney Youth Orchestra unter der Leitung von Brian Buggy.

Orchestra Sinfonica di Roma, Francesco La Vecchia: Ottorino Respighi – Complete Orchestral Works · Volume 1

Ottorino Respighi (1935)Hierzulande ist der Italiener Ottorino Respighi (1879-1936) hauptsächlich als Komponist der pittoresken Römischen Trilogie (bestehend aus den Fontane di Roma, Dt. Die Brunnen von Rom, 1916; den Pini di Roma, Dt. Die Pinien von Rom; 1924 und den Feste Romane, Dt. Römische Feste; 1928) bekannt. In seinem Heimatland ging seine Bedeutung allerdings weit über die Rolle des Schöpfers populärer sinfonischer Dichtungen hinaus.
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Amati Ensemble String Quartet: Niccolò Paganini – String Quartets Nos. 1 – 3

Niccolò PaganiniIn gewisser Weise war der italienischen Violinvirtuose Niccolò Paganini (1782-1840) das Role Model des romantischen Künstlers schlechthin: Ein extravaganter, unberechenbarer, revolutionärer Nonkonformist mit überschäumenden Temperament, geradezu manisch in der perfekten Beherrschung seines Instruments. Paganinis technischen Fähigkeiten waren legendär, ebenso seine Improvisationskünste. Aber Paganini war nicht nur der erste Popstar des 19. Jahrhunderts, er war auch ein klassisch ausgebildeter Komponist, der (nicht nur) für sich Werke komponierte, in denen der Violinpart besonders virtuos ausgestaltet wurde. Heutzutage kennt man aus seinem Œuvre vor allem jene innovativen, extrovertierten und hoch romantischen Werke, die er zu Lebzeiten nicht veröffentlichte, vielleicht um sich die mysteriöse Aura des genialen Improvisateurs zu erhalten; seine klassisch durchstrukturierten Kompositionen, die zu seinen Lebzeiten (mit Opuszahl versehen) veröffentlicht wurden, waren seinerzeit recht bekannt, gehören aber heute zu den selten aufgeführten Paganini-Werken. Seine drei Streichquartette op. 1a sind die frühesten dieser ‚klassischen‘ Kompositionen, die nun in einer Neuaufnahme des Streichquartetts des niederländischen Amati Ensemble (in der Besetzung Gil Sharon, v; Sonja van Beek, v; Ron Ephrat, vl; Floria Mijnders, vc) erschienen sind.
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Delitiae Musicae: Adios mi amor – Duets for vihuelas

Vihuela Guadalupe (16. Jhrhdt.) - Foto: (cc-by-sa 3.0) Matthias GruberMan mag es heute kaum glauben, aber im 16. Jahrhundert, dem goldenen Zeitalter der spanischen Renaissance, war ausgerechnet die Gitarre, heute so etwas wie das Nationalinstrument Spaniens,  ein eher wenig beachtetes und teilweise sogar regelrecht verrufenes Instrument, zumindest bei den Komponisten. Während die Barockgitarre, direkter Vorgänger unserer heutigen klassischen Gitarre, (vermutlich) aus Spanien ihren Siegeszug in Europa begann und vor allem in Italien schnell an Popularität gewann, konkurrierte sie in ihrer ‚Heimat‘ lange Zeit mit ihrem direkten Vorläufer, der Vihuela, einem sechs- oder siebensaitgen Zupfinstrument. Mehrere Komponisten-Generationen am kulturell dominierenden spanischen Hof, darunter so bedeutende Komponisten wie Enríquez de Valderrábano (ca. 1500-1557), Francisco Guerrero (1528-1599), der Italiener Joan Ambrosio Dalza (Mitte 15. Jhrhdt. – 1508), der Franko-Flame Nicolas Gombert (ca. 1495-1560) und Tomás Luis de Victoria (ca. 1548-1611) komponierten entweder direkt für die Vihuela oder ihre Werke wurden von den Vihuela-Virtuosen der Epoche, ganz nach dem Usus jener Zeit, für ihr Instrument arrangiert, nicht selten für zwei (unterschiedliche) Vihuelas.
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