Various: Rachmaninoff Edition – Das Gesamtwerk

Der russische Pianist, Dirigent und Komponist Sergei Rachmaninoff (1873-1943; der Nachname wird aus dem Russischen Рахманинов oft auch Rachmaninov oder Rachmaninow transliteriert – er selbst benutzte als Umschrift Rachmaninoff) wird oft als »der letzte Romantiker« bezeichnet. Sergei Rachmaninoff in einer Anzeige der Victor Talking Machine Company von 1921Was heute verklärend klingt, war Anfang des 20. Jahrhunderts Anlass für ätzende Kritik an seiner ‚altmodischen‘ Tonalität und an der oft zur Schau gestellten Virtuosität.

In der Tat: Zumindest Rachmaninoffs Klaviermusik ist stark von den Fähigkeiten des Solisten abhängig, ein Umstand, der ihm als Meisterpianist natürlich zugute kam, der aber von Kollegen und Kritik immer wieder gescholten wurde. Dennoch (oder gerade deswegen) ist Rachmaninoff der populärste russische Komponist des 20. Jahrhunderts: Das Publikum goutiert nach wie vor seine melancholische, altmodische Romantik, seiner aberwitzig virtuosen Klavierpassagen und seine ungehemmt schwelgenden Melodien.

Rachmaninoff EditionDie vorliegende Rachmaninoff Edition fasst auf 28 CDs (plus der obligatorischen CD-ROM mit den Libretti und kompetenten Liner Notes vom Experten Julian Haylock) das eher kleine Gesamtwerk des Russen zusammen: Die vier Klavierkonzerte, die drei Symphonien und die symphonischen Dichtungen, die Kammermusik, die umfangreiche Klaviermusik, sowie die Lieder, die geistliche und weltliche Chormusik und seine selten gespielten Opern „Aleko“, „Der geizige Ritter“, „Francesca da Rimini“ und sogar die erst posthum orchestrierte Oper „Monna Vanna“. Brilliant Classics hat bei dieser enzyklopädischen Zusammenstellung weitgehend darauf verzichtet Neuaufnahmen exklusiv erstellen zu lassen. Stattdessen hat man, so weit es irgendwie ging, auf bestehende und bewährte Aufnahmen (aus den Jahren 1956-2008) zurückgegriffen, wohl auch, weil man so eine Reihe exzellenter Aufnahmen zusammentragen konnte, denn das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen:

Absolut erstklassig ist beispielsweise der Amerikaner Earl Wild bei den Klavierkonzerten, ebenso stark Gennadi Rozhdestvensky bei den Symphonien. Weitere Highlights kommen vom Borodin Trio mit den Klaviertrios, sowie vom Rachmaninoff-Spezialisten Valery Polyansky, der eine Vielzahl der Orchester- und Chorwerke aufgenommen hat. von Santiago Rodriguez stammen zumindest solide Solo-Klavier-Aufnahmen, von Nikolai Lugansky ist eine brillante Aufnahme der bekannten Études-tableaux opp. 33 & 39 zu hören.

Einen preiswerteren Überblick über Rachmaninoffs Werk gibt es nicht und die Qualität der meisten Aufnahmen ist überdurchschnittlich. Wer Rachmaninoffs Musik mag und nicht übermäßig viel Wert auf pianistische Selbstdarstellungen legt (wie sie gerade bei den Interpretationen seiner Klaviermusik gang und gäbe sind), der ist mit dieser Box bestens bedient. Für das eine oder andere Werk mag man noch zusätzliche Referenzaufnahmen haben wollen, ansonsten behaupte ich kühn: Mehr Rachmaninoff braucht man vermutlich nicht. Ein Box, bei der man tief eintauchen kann in die vielleicht altmodische, aber dennoch faszinierende Klangwelt des letzten Romantikers.

Musik & Interpretation [∅]
Klang [∅]
Vollständigkeit
Ausstattung, Booklet, Design

Die aktuelle Auflage der Rachmaninoff Edition mit dem Gesamtwerk von Sergei Rachmaninoff (28CD + CD-ROM) ist am 10. November 2008 bei Brilliant Classics (9071) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Weitere Infos zur Edition und genaue Angaben zu den einzelnen Titeln der Box findet man auf der englischsprachigen Produktseite:
http://www.brilliantclassics.com/release.aspx?id=FM02095891