Wer (wie ich) am späten Abend besonders gerne den Tag Revue passieren lässt und dabei passende Musik hört, quasi als Soundtrack, der sollte unbedingt in die nun erscheinende CD des italienischen Komponisten und Gitarristen Giorgio Mirto hineinhören. In den vergangenen Jahren hat sich Mirto als versierter Interpret moderner Gitarrenmusik hervorgetan. Insbesondere sein Album mit den „Historias sin palabras“ (Brilliant Classics 9209, 2011 erschienen) des derzeit bekanntesten zeitgenössischen argentinischen Komponisten Maximo Diego Pujol (*1957) erregte in Fachkreisen Aufmerksamkeit.
Auch auf seinem neuen Album “Nocturnes for Guitar” spielt Mirto Werke bekannter zeitgenössischer Gitarrenmusik-Komponisten wie eben Pujol, Ángel E. Lasala (1914-2000), Andrew York (*1958) und des bedeutenden Filmmusik-Komponisten Miklós Rózsa (1907-1995). Von letzterem ist der bezaubernde Valse crepusculaire zu hören, der durch den Film “Providence” (1977) bekannt wurde. Darüber hinaus hat Mirto Stücke der hierzulande wenig bekannten italienischen Komponisten Livio Torresan (*1956), Roberto Manca (*1963), Rosolino Di Salvo (*1970), Giorgio Signorile (*1962) und Giovanni Albini (*1982) sowie erstmalig eigene Kompositionen aufgenommen.
Wer aber jetzt von den „Nocturnes for Guitar“ eher leise Hintergrundmusik auf der Gitarre erwartet, der wird mit Sicherheit enttäuscht sein. Mirtos Auswahl erweist sich als überaus geschmackvolle Sammlung virtuoser, klar strukturierter aber gleichzeitig eher introvertierter, manchmal melancholischer Stücke. Dazu kommt Mirtos saubere Technik und der bemerkenswert reine Klang seiner von S. Yokoo erbauten Gitarre, die vom Toningenieur des Albums Enrico Bontempi sehr direkt abgenommen wurde. Das Ergebnis ist ein ruhiges, introspektives Album, eine sehr gut ausgewählte (und zusammengestellte) suggestive Sammlung über das geheimnisvoll Nächtliche.
Bleibt noch zu erwähnen, dass Mirto offenbar auch von seinen Komponisten-Kollegen geschätzt wird: Torresan, Manca, Di Salvo, Signorile, Albini und Máximo Pujol widmeten ihm Werke, die nun erstmalig auf diesem Album zu hören sind. Pujol nannte Mirto »einen der interessantesten Komponisten, den ich in den letzten Jahren kennengelernt habe«.
Hier noch ein musikalischer Eindruck des Albums, eine Live-Aufnahme von Giorgio Signoriles „Le colline di Karen“, aufgenommen bei einem Konzert im Gendai Guitar Salon in Tokyo:
Die CD Nocturnes for Guitar von Giorgio Mirto ist am 31. Mai 2012 auf Brilliant Classics (9258) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.
Inhalt:
- Giorgio Mirto – Nocturnes Nos. 1 – 3
- Livio Torresan – Notturno*
- Roberto Manca – Notturno No. 3*
- Roberto Manca -Ulisse*
- Rosolino Di Salvo – La notte di Penelope*
- Giorgio Signorile – Ninna nanna a Donegal
- Giorgio Signorile – Le colline die Karen, notturno africano*
- Giovanni Albini – Corale No. 45, notturno*
- Máximo Diego Pujol – Nocturno*
- Angel F. Lasala – Nocturno
- Miklós Rózsa – Valse crepusculaire
- Andrew York – Into dark
* Weltersteinspielungen
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