Jeroen van Veen – Simeon ten Holt: Solo Piano Music

Simeon ten Holt - Foto: von Colette Noël-Ten Holt [CC-BY-3.0 (http://bit.ly/CC_BY_30)]Im November 2012 verstarb Simeon ten Holt (1923-2012), einer der bekanntesten niederländischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, dessen Werke vor allem in seiner Heimat regelrechten Kultstatus genießen. Sein „Canto Ostinato“ schaffte es immer wieder in verschiedensten Aufnahmen und Arrangements in die Verkaufscharts, Konzerte des Canto sind regelmäßig ausverkauft. Simeon ten Holts hypnotisierende Minimal Music fasziniert auch Hörerschichten, die sich normalerweise nicht mit klassischer Musik beschäftigen.

Jeroen van Veen - Simeon ten Holt: Solo Piano Music, Volumes I–VDie vorliegende 5-CD-Box fasst sämtliche Werke für Solo-Klavier der späten Minimal-Music-Phase ten Holts zusammen und ist somit das Pendant zur 2006 erschienenen 11-CD-Box mit seinem Œuvre für zwei oder mehr Klaviere (Brilliant Classics 7795). Der Niederländer Jeroen van Veen spielt mit unbestrittener Kompetenz sein Paradestück, den „Canto Ostinato“ (1976-79), den er seit Jahren bei Konzerten in den Niederlanden und im Ausland in verschiedenen Besetzungen aufgeführt und aufgenommen hat. Darüber hinaus befinden sich in der Box Aufnahmen von „Natalon in E“ (1980), die „Aforisme II“ (1974), die „Solo Devil’s Dances I, II, III & IV“ (1959, 1986, 1990, 1998) und „Eadem Sed Aliter“ (1995).

Was sofort auffällt ist, dass ten Holts Musik weniger gleichförmig ist, als die anderer Minimal-Music-Komponisten. Ich besitze mittlerweile ein halbes Dutzend „Canto Ostinato“-Aufnahmen – und jede hat ihren spezifisch eigenen Charakter. Das war auch so von ten Holt intendiert als er den Interpreten maximale Gestaltungsmöglichkeiten im Kombinieren der verschiedenen Kompositions-Partikel (“Sektionen”) ließ, die man frei kombinieren, wiederholen oder weglassen kann. Aber nicht nur der Canto ist immer wieder ’neu‘: Wer nach dem Erfolg des Paradestücks ein Selbstplagiat erwartete, der wird hier eines besseren belehrt. Simeon ten Holt schuf bei seinen folgenden Werken völlig eigenständige Kompositionen, die zwar stilistisch innerhalb der Minimal Music blieben, die aber das charakteristische obsessiv-manische des Canto vermeiden. Um es etwas flapsig auszudrücken: Simeon ten Holt war kein „One Trick Pony„. Aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Komponist vor seiner späten Minimal-Music-Phase brachte er offenbar genügend Rüstzeug mit, um gerade in seinem Spätwerk ein abwechslungsreiches Kapitel seines Schaffens aufzuschlagen. Hinzu kommt, dass mit dem Pianisten Jeroen van Veen der vermutlich beste, erfahrenste und kompetenteste ten-Holt-Interpret diese Anthologie mit seinem variantenreichen, einfühlsamen Spiel veredelt. Ten Holts Musik und van Veens Musizieren sind eine nicht zu schlagende Kombination.

Die Aufnahmen entstanden im Oktober 2012 (also noch vor dem Tod ten Holts), das Booklet enthält – eher ungewöhnlich für Brilliant-Classics-Veröffentlichungen – einleitende Anmerkungen zu den Werken, eine Biografie über Leben und Werk von Simeon ten Holt und eine Biographie Jeroen van Veens.

Fazit: Eine wirklich beglückende und rundum gelungene Box (auch klanglich) mit der bezaubernden, hypnotisierenden und immer wieder überraschenden Musik eines bedeutenden europäischen Komponisten des späten 20. Jahrhunderts.

Musik & Interpretation
Klangqualität
Cover & Booklet

Die 5-CD-Box Simeon ten Holt: Solo Piano Music, Volumes I–V von Jeroen van Veen ist am 1. Februar 2013 auf Brilliant Classics (9434) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Inhalt:

  1. Canto Ostinato

  2. Natalon in E
  3. Aforisme II

  4. Solo Devil’s Dance II

  5. Solo Devil’s Dance III
  6. Solo Devil’s Dance I

  7. Eadem Sed Aliter
  8. Solo Devil’s Dance IV

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