Valerius Ensemble – Paul Hindemith: Chamber Music

Paul Hindemith, 1923 - Foto vom Hindemith-Institut als Rechteinhaber unter GFDL zur Verfügung gestellt (http://bit.ly/GNU_fdl) oder CC-BY-SA-3.0 (http://bit.ly/CCBYSA]Paul Hindemith (1895-1963) gilt heute als »einer der herausragendsten deutschen Komponisten der Moderne«. So kann man es in allen einschlägigen Lexika und in allen Biografien (online und offline) nachlesen. Freilich: Für einen Komponisten seiner Bedeutung ist ein Œuvre relativ unbekannt. Es mag daran liegen, dass die heutige Musiklandschaft zu sehr auf eine „Hit-Komposition“ fixiert ist – etwa Beethovens ‚Fünfte‘, Mozarts ‚kleine Nachtmusik‘, Vivaldis ‚Vier Jahreszeiten‘ oder (um im selben Jahrhundert wie Hindemith zu bleiben) Ravels ‚Boléro‘ – damit kann Hindemith nicht dienen. Was freilich überhaupt nichts über die Güte seiner Musik aussagt, was aber für die tatsächliche Hindemith-Rezeption leider oft entscheidend ist.
Und so bleibt ironischerweise das Werk des Komponisten, der daran glaubte, sich sozialen Herausforderungen stellen zu müssen und nicht aus reinem Selbstzweck zu komponieren, der sich gegen eine Romantisierung und Überhöhung des Komponisten und Musikers wehrte sich mehr als Handwerker, denn als Künstler sah, so bleibt ausgerechnet jener Komponist, der den Abstand zwischen Kunst und Publikum verringern wollte, ein Fall für die Spezialisten, Die Aficionados und für die Musikwissenschaftler. Dabei ist die Musik alles andere als spröde, wenn man sich einmal auf ‚den großen Unbekannten‘ Hindemith eingelassen hat.

Valerius Ensemble - Paul Hindemith: Chamber MusicSeine Kammermusik ist ein gutes Beispiel für seinen unkonventionellen und eklektizistischen Stil. Hindemith experimentierte gerne mit ungewöhnlichen Instrumenten und verschiedenen Stilrichtungen – sogar dem damals noch tief in der Populärkultur verwurzelten Jazz (was für einen europäischen Komponisten höchst ungewöhnlich war).

Das niederländische Valerius Ensemble hat für die vorliegende CD einige der gelungensten Kammermusikwerke Hindemiths aufgenommen: die “Kleine Kammermusik”, das Klarinettenquintett, die Sonate für Trompete und Klavier und das ungewöhnlich instrumentierte Trio für Viola, Heckelphon (eine Weiterentwicklung der Bassett-Oboe) und Klavier.

In seiner niederländischen Heimat, aber auch auf Tourneen durch Spanien und Brasilien, hat sich das Valerius Ensemble als ein kompetenter und engagierter Klangkörper für zeitgenössische Kammermusik einen Namen gemacht. Bei den vorliegenden Aufnahmen, die bereits 2004 entstanden (und 2006 das erste Mal bei Brilliant Classics mit Werken von Max Reger gekoppelt erschienen), beweist das Valerius Ensemble sein besonderes Talent für die Musik Hindemiths. Mit präzisem, akzentuierten und rhythmischen Spiel arbeiten sie das Burleske, das Verspielte, das Luftige, das Jazzige aber auch das Schwermütige in Hindemiths Musik genau heraus. Dabei überzeugt das Ensemble sowohl bei den schnellen Sätzen, bei denen es auf Präzision und Übersicht ankommt genauso, als auch bei den ruhigen Sätzen. Alleine die eindringliche Interpretation des letzten Satzes („Trauermusik“) der abschließenden Sonate für Trompete und Klavier rechtfertigt mit seiner authentischen Beklommenheit den Kauf dieses Albums.

Fazit: Diese CD ist eine preisgünstige und lohnenswerte Einladung, sich der Musik Hindemiths ohne Scheuklappen zu nähern. Hier gibt es viel zu entdecken!

Musik & Interpretation
Klangqualität
Cover & Booklet

Die CD Paul Hindemith: Chamber Music des Valerius Ensemble ist am 28. Juni 2013 auf Brilliant Classics (9447) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Inhalt:

  1. Kleine Kammermusik, op. 24/2
  2. Klarinettenquintett, op.30
  3. Trio für Viola, Heckelphon und Klavier, op.47
  4. Sonate für Trompete und Klavier (1939)

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