Various: Paul Dessau Edition – Repräsentative Werkschau des bekannten DDR-Komponisten

Die letzte reguläre Besprechung des Jahres 2013 im Blog stellt die als letztes bei Brilliant Classics erschienene enzyklopädische Edition vor, die Paul Dessau Edition.

Paul Dessau: Foto: Ruth Berghaus (Archiv) [CC-BY-SA-2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)]Der gebürtige Hamburger Paul Dessau (1894-1979) gehörte zu den bekanntesten und am häufigsten ausgezeichneten Komponisten der DDR, ein Umstand, der bis heute eine vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit seinem Œuvre erschwert. Im Westen wurde Dessaus Musik wegen seines Bekenntnisses zum Sozialismus als minderwertig eingestuft ohne wirklich sonderlich beachtet zu werden; in der DDR geriet Dessau trotz seiner Überzeugung immer wieder in Konflikt mit den staatlichen kulturpolitischen Instanzen, nicht zuletzt weil er in seiner eigenen Musik Zwölftontechniken verwendete und sich für die Musik anderer Avantgardisten vehement einsetzte.

Dessau gilt als Schöpfer einer „Avantgarde fürs Volk“, de facto weist sein umfangreiches Gesamtwerk eine erstaunliche stilistische Bandbreite auf: Von Filmmusiken für frühe Walt-Disney-Filme über ambitionierte sinfonische Werke, Kammermusik, Klaviermusik, Oratorien, Opern bis hin zu seinen Bühnenmusiken, die in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht entstanden. Darüber hinaus schrieb Paul Dessau immer wieder Gebrauchsmusik für politische Anlässe in der DDR.

Paul Dessau EditionDie vor einigen Wochen bei Brilliant Classics erscheinende Paul Dessau Edition präsentiert auf zwölf CDs einen repräsentativen Querschnitt aus seinem Werk: Zu hören sind bedeutende Orchesterwerke (seine 2. Sinfonie, die Orchestermusik No. 3 „Lenin“, „In memoriam Bertolt Brecht“ u. a.), Klaviermusik („9 Studien“, „Guernica“ u. a.), Lieder und die vier Opern „Die Verurteilung des Lukullus“, „Puntila“, „Einstein“ und „Leonce und Lena“. Die hier zusammengestellten Aufnahmen entstanden in den 1960er und 1970er Jahren ausnahmslos für das Staatslabel Eterna mit bekannten Künstlern der DDR, etwa Gisela May, Peter Schreier, Theo Adam, der Staatskapelle Dresden, der Staatskapelle Berlin, dem Gewandhausorchester und dem Rundfunk Sinfonieorchester Leipzig unter renommierten Dirigenten ‐ wie Herbert Kegel, Otmar Suitner und Paul Dessau selbst. In vielen Fällen handelt es sich um die einzige verfügbare Aufnahme des Werkes, in allen Fällen kann man von Referenzaufnahmen sprechen.

Das englischsprachige Booklet enthält Anmerkungen zu Leben und Werk Dessaus, die vom schottischen Musikkritiker Malcolm MacDonald verfasst wurden. Sämtliche gesungenen Texte und Libretti sowie eine erweiterte Fassung des Booklets können → hier heruntergeladen werden.

Fazit: Die Edition bietet dem interessierten Hörer die Gelegenheit, sich vorurteilsfrei und umfassend dem Werk eines der wichtigsten deutschen Komponisten der Nachkriegsära zu nähern. Die hier zusammengefasste Musik ist alles andere als farbloser sozialistischer Einheitsbrei nach Parteidoktrin.

Musik & Interpretation [∅]
Klangqualität [∅]
Werksauswahl
Verpackung & Booklet

Die 12-CD-Box Paul Dessau Edition ist am 22. November 2013 auf Brilliant Classics (9440) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

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