Michel Cardin – Silvius Leopold Weiss: The Complete London Manuscript

Silvius Leopold Weiss - By Bartolomeo Folino (1730–after 1808), after Balthazar Denner (1685–1749). (Bibliothèque nationale de France) [Public domain]Silvius Leopold Weiss (1687–1750) gilt heute als wichtigster deutscher Komponist für Lautenmusik des Barocks. Der älteste Sohn des oberschlesischen Lauten- und Theorbenspielers Johann Jacob Weiss wurde, wie seine Geschwister Johann Sigismund und Juliana Margaretha, schon früh vom Vater unterrichtet. Im Laufe seiner langen Karriere entwickelte Silvius Leopold sich zum letzten bedeutenden Lauten-Virtuosen Europas. Mit über 600 Kompositionen hinterließ er ein beachtliches Vermächtnis. Der Ruhm Weiss’ zu Lebzeiten konnte den Niedergang der Laute allerdings nicht dauerhaft verhindern. Weiss’ Werke gerieten nach seinem Tod schnell in Vergessenheit, zumal sie zum Großteil lediglich als Manuskripte vorlagen. Erst im 20. Jahrhundert wurde sein Œuvre wiederentdeckt und gewürdigt.
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Ivan Moravec – Frédéric Chopin: Scherzi and other music

Frédéric Chopin, by Louis-Auguste Bisson, very old and poor copy, completely restored and remastered by Amano1 CC-BY-SA-3.0 (http://bit.ly/CCBYSA)Die vier Scherzi (opp. 20, 31, 39, 54) von Frédéric Chopin (1810-1849) gehören zu seinen bedeutendsten Klavierwerken. Mit dem eigentlichen Wortsinn (Scherzo = ital.:Scherz) haben sie freilich nichts mehr zu tun. Die vier Kompositionen, die ungefähr zwischen 1830 und 1843 entstanden, sind keine heiteren Tanzsätze (wie etwa bei Beethoven), sondern geradezu dämonisch anmutende, virtuoseste Musik mit raschen Tempi und zahlreichen pianistischen Höchstschwierigkeiten.
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Various: Hanns Eisler Edition – Umfassende Werkschau des Leipziger Komponisten

Briefmarke der Deutschen Post der DDR (1968) aus der Serie Berühmte PersönlichkeitenHanns Eisler (1898–1962) wurde im Westen lange Zeit wegen seines politischen Bekenntnisses zum Kommunismus äußerst kritisch gesehen. In der Weimarer Republik galt der Schönberg-Schüler als einer der hoffnungsvollsten Nachwuchs-Komponisten der Epoche. Während der NS-Diktatur flüchtete er in die USA und kehrte nach dem Krieg (nachdem er vom Komitee für unamerikanische Umtriebe aisgewiesen wurde)  nach Europa zurück und landete nach einigen Umwegen in Ost-Berlin. Dort stieg er zum Staatskomponisten auf – er komponierte die Musik der DDR-Hymne – hatte aber ein nicht spannungsfreies Verhältnis zur Führung. Interessant: Bis zu seinem Tode behielt er seine österreichische Staatsbürgerschaft (er war Sohn des österreichischen Philosophen Rudolf Eisler).
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Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin, Heinz Rögner u. a. – Anton Bruckner: Complete Symphonies

Anton BrucknerZu Lebzeiten alles andere als unumstritten, oft sogar verspottet, zählt man heute den Österreicher Anton Bruckner (1824-1896) zu Recht zu den ganz großen Symphonikern des 19. Jahrhunderts. Bruckner gelang es, der in die Krise geratenen Gattung Sinfonie neue Impulse zu verleihen und gleichzeitig ihren Weg in die Moderne zu ebnen. Seine Sinfonien, speziell seine ’späten‘, reifen Sinfonien Nos. 4–9 gehören zu den populärsten sinfonischen Werken in den Konzertsälen der Welt.
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Various: Paul Dessau Edition – Repräsentative Werkschau des bekannten DDR-Komponisten

Die letzte reguläre Besprechung des Jahres 2013 im Blog stellt die als letztes bei Brilliant Classics erschienene enzyklopädische Edition vor, die Paul Dessau Edition.

Paul Dessau: Foto: Ruth Berghaus (Archiv) [CC-BY-SA-2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)]Der gebürtige Hamburger Paul Dessau (1894-1979) gehörte zu den bekanntesten und am häufigsten ausgezeichneten Komponisten der DDR, ein Umstand, der bis heute eine vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit seinem Œuvre erschwert. Im Westen wurde Dessaus Musik wegen seines Bekenntnisses zum Sozialismus als minderwertig eingestuft ohne wirklich sonderlich beachtet zu werden; in der DDR geriet Dessau trotz seiner Überzeugung immer wieder in Konflikt mit den staatlichen kulturpolitischen Instanzen, nicht zuletzt weil er in seiner eigenen Musik Zwölftontechniken verwendete und sich für die Musik anderer Avantgardisten vehement einsetzte.

Dessau gilt als Schöpfer einer „Avantgarde fürs Volk“, de facto weist sein umfangreiches Gesamtwerk eine erstaunliche stilistische Bandbreite auf: Von Filmmusiken für frühe Walt-Disney-Filme über ambitionierte sinfonische Werke, Kammermusik, Klaviermusik, Oratorien, Opern bis hin zu seinen Bühnenmusiken, die in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht entstanden. Darüber hinaus schrieb Paul Dessau immer wieder Gebrauchsmusik für politische Anlässe in der DDR.
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Various: Carl Philipp Emanuel Bach Edition – Die wichtigsten Werke des „Hamburger Bach“ zusammengefasst

Carl Philipp Emanuel BachCarl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) gilt als bekanntester und erfolgreichster, wenn nicht sogar als talentiertester der vier komponierenden Bachsöhne. Der sogenannte „Hamburger Bach“ (der lange Zeit sein in Hamburg als Nachfolger seines Patenonkels Georg Philipp Telemanns als städtischer Musikdirektor und Kantor am Johanneum in Hamburg wirkte) emanzipierte sich, ähnlich wie seine Brüder, künstlerisch vom Stile seines Vaters, obwohl er zeitweise dessen engster Mitarbeiter war und nach dem Tode des Vaters sein wichtigster Nachlassverwalter wurde.

In seinen eigenen Kompositionen verarbeitete Carl Philipp Emanuel zeitgemäße Entwicklungen und gilt heute als herausragender musikalischer Vertreter des ‚empfindsamen Stils‚ im Übergang vom Barock zur Wiener Klassik (damals als ‚Stile galante‘ – galanter Stil – bezeichnet). Seine Klangsprache war gefühlsbetont und sollte den Hörer unmittelbar emotional berühren. Typisch dafür sind Melodiebögen mit ungewöhnlichen Wendungen und Sprüngen, unerwarteten Tempi- und Modiwechseln. Mit dem Aufweichen der barocken Strenge ebnete er den Weg für die Neuerungen der Wiener Klassik, für die seine Musik ein zentraler Referenzpunkt wurde. Niemand Geringeres als Joseph Haydn formulierte: »Wer mich gründlich kennt, der muss finden, dass ich dem Emanuel Bach sehr vieles verdanke, dass ich ihn verstanden und fleißig studiert habe.«
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Theo Adam · Gisela Schröter · Reiner Goldberg · Radio-Sinfonieorchester & Chor Leipzig, Herbert Kegel: Alban Berg: Wozzeck

Alban Berg (porträtiert von Emil Stumpp, 1927)Alban Berg (1885-1935) verstand sich selbst als »natürlicher Fortsetzer richtig verstandener, guter, alter Tradition«, gehört aber zu den zentralen Figuren der Zweiten Wiener Schule und damit zu den wichtigen Innovatoren der Musik des 20. Jahrhunderts. Lange Zeit waren seine Werke umstritten und wurden vom konservativem Establishment heftig angefeindet, heute zählen seine Kompositionen zur klassischen Moderne. Sein Violinkonzert und seine Opern „Lulu“ und „Wozzeck“ gehören zum festen Repertoire der Musiktheater.
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Tchaikovsky Symphony Orchestra of Moscow Radio, Vladimir Fedoseyev – Alexander Glazunov: Complete Symphonies

Alexander GlazunovAlexander Glazunov (1865-1936, deutschsprachige Transliteration Alexander Glasunow) nimmt unter den russischen Komponisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine verbindende Position ein. Er war kein Mitglied des ‘Mächtigen Häufleins’, vereinte allerdings deren nationalrussische Ansätze mit der durch zahlreiche westliche Einflüsse angereicherten Klangsprache Pjotrs Tschaikowskys zu seinem Personalstil. Unter Kollegen bewunderte man sein phänomenales Gedächtnis, seine ausgefeilte Kontrapunktik und seine brillanten Orchestrierungen. Als Komponist beeinflusste er den jungen Stravinsky, als Dozent am Moskauer Konservatorium begleitete er Shostakovich durch seine Lehrjahre, gleichwohl er für die modernistischen Tendenzen (»Kakophonie«) der jüngeren Generation wenig übrig hatte. Auch wenn es heute anders wahrgenommen wird, gehört Glazunov zu den bedeutendsten russischen Komponisten und hatte als Lehrer Shostakovichs einen nicht unerheblichen Einfluss auf die russische Musik des 20. Jahrhunderts.
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Staatskapelle Dresden, Herbert Blomstedt – Franz Schubert: Complete Symphonies

Franz Schubert ca. 1827 - Bild wird Anton Depauly zugesprochen, wurde früher Joseph Mähler zugeordnet [Public domainDie acht Sinfonien von Franz Schubert (1797-1828) gehören zu den bedeutendsten Orchesterwerken des frühen 19. Jahrhunderts. Im Übergang von seinen frühen Sinfonien Nos. 1-6, die er als Jugendlicher zwischen 1813 und 1818 schrieb, zu den beiden letzten, der Sinfonie in h-Moll (die „Unvollendete“) von 1822 und der „Großen“ Sinfonie in C-Dur von 1825, lässt sich der Wandel von der Klassik zur Frühromantik exemplarisch nachvollziehen.

Zu Lebzeiten erklang vermutlich kaum eine dieser Sinfonien bei einer öffentlichen Aufführungen, die meisten wurden erst posthum uraufgeführt. Für einige andere ist eine Privataufführung zu Schuberts Lebzeiten zumindest wahrscheinlich. Erfolgreich wurden die Sinfonien erst lange nach seinem Tod. Heute gehören seine beiden späten Sinfonien, die sogenannte „Unvollendete“ Sinfonie in h-Moll, D 759 von 1822 und die „Große“ Sinfonie in C-Dur, D 944 von 1825, zu den populärsten Sinfonien des 19. Jahrhunderts. Die „Unvollendete“ wurde kürzlich sogar von der Musik-Website classical.com zu einer der fünf besten Sinfonien aller Zeiten gekürzt.
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Dresdner Philharmonie, Herbert Kegel et al. – Paul Hindemith: Orchestral Music

Paul Hindemith, 1923 - Foto vom Hindemith-Institut als Rechteinhaber unter GFDL zur Verfügung gestellt (http://bit.ly/GNU_fdl) or CC-BY-SA-3.0 (http://bit.ly/CCBYSA]Paul Hindemith (1895-1963) gilt heute als einer der herausragendsten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts, auch wenn sich seine Musik, zumindest hierzulande, nicht so recht beim breiten Publikum durchsetzen kann, vielleicht weil es Hindemith an so etwas wie einer „Hit-Komposition“ (im Sinne eines allgegenwärtigen Erfolgs à la Ravels ‘Boléro’) fehlt. Dabei ist Hindemiths unkonventionelle und eklektizistische Musik einzigartig und kann auch heute noch faszinieren: Sie vereint Elemente aus dem Expressionismus, dem Neoklassizismus und sogar dem Jazz. In Deutschland von den Nazis verschmäht, erlangte er in seiner US-amerikanischen Wahlheimat Anerkennung und Weltruhm.
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