Hanns Eisler (1898–1962) wurde im Westen lange Zeit wegen seines politischen Bekenntnisses zum Kommunismus äußerst kritisch gesehen. In der Weimarer Republik galt der Schönberg-Schüler als einer der hoffnungsvollsten Nachwuchs-Komponisten der Epoche. Während der NS-Diktatur flüchtete er in die USA und kehrte nach dem Krieg (nachdem er vom Komitee für unamerikanische Umtriebe aisgewiesen wurde) nach Europa zurück und landete nach einigen Umwegen in Ost-Berlin. Dort stieg er zum Staatskomponisten auf – er komponierte die Musik der DDR-Hymne – hatte aber ein nicht spannungsfreies Verhältnis zur Führung. Interessant: Bis zu seinem Tode behielt er seine österreichische Staatsbürgerschaft (er war Sohn des österreichischen Philosophen Rudolf Eisler).
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Schlagwort-Archive: Sozialistischer Realismus
Various: Shostakovich Edition (2013 Edition)
Dmitri Shostakovich (russisch: Дмитрий Дмитриевич Шостакович, deutsche Transliteration Dmitri Schostakowitsch, 1906–1975) (1906–1975) gilt neben Prokofjev als der bedeutendste und bekannteste russische Komponist der Sowjet-Ära. Sein umfangreiches Werk deckt quasi alle Genres ab und ist ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklungen in der Sowjetunion. Shostakovichs Œuvre ist geprägt von der Gratwanderung zwischen seiner schier unerschöpflichen expressiven Kreativität einerseits und der Gängelung durch die stalinistischen Kultur-Apparatschiks andererseits. Die Notwendigkeit, seine eigentlichen Intentionen in seinen Kompositionen zu verschlüsseln, prägten einen ambivalenten Stil, der die intimste Melancholie hinter dem Trivialen verbarg, der dem staatlich verordneten Optimismus und Frohsinn mit unterschwelligem, beißenden Spott begegnete. Wie bei Matrjoschka-Puppen steckt Shostakovichss eigentliche Aussage oft unter einer vordergründigen Hülle. Seine zentralen Werke sind in Musik gefasste Zeitgeschichte.
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»Khrennikov: Concertos« ist Norman Lebrechts „Album of the Week“ bei Sinfini Music
Norman Lebrecht (*1948) ist ein englischer Schriftsteller und Kommentator in der Musik- und Kulturszene und der derzeit einer der wohl einflussreichsten Musikkritiker. Wenn er eine CD mit Werken des russischen Komponisten Tikhon Khrennikov (1913-2007) bespricht, dann ist das schon etwas besonderes, immerhin ist das nicht irgendwer gewesen: Als mächtiger Generalsekretär des sowjetischen Komponistenverbandes war Khrennikov berühmt-berüchtigt für seine scharfe Kritik bekannter Komponisten wie Shostakovich und Prokofiev, denen er ‚formalistische Tendenzen‘ vorwarf. Über Jahrzehnte war Khrennikov verantwortlich für die Verfolgung und Berufsverbote zahlreicher ‚modernistischer‘ Komponisten. Er gilt deswegen mit einiger Berechtigung wegen seines brutalen Opportunismus als »worst composer«, als der schlimmste Komponist aller Zeiten. Seine eigenen Werke bleiben – wohl wegen der persona non grata Khrennikov – weitgehend ungeachtet.
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Alexander Ivashkin · Moscow Symphony Orchestra, Valery Polyansky – Dmitri Shostakovich: Cello Concertos
Dmitri Shostakovich (1906-1975) widmete seine beiden Cellokonzerte No. 1 in Es- Dur, op. 107 (1959) und No. 2 in g-Moll, op. 126 (1966) seinem Freund und Schüler Mstislav Rostropovich, der sie uraufführte, als erster im Tonstudio aufnahm und sie zeit seines Lebens zahlreiche Male bei Konzerten spielte. Sein Name ist untrennbar mit diesen beiden insgesamt recht unterschiedlichen, aber gleichermaßen eindringlichen Werken verbunden. Heißt das, dass nur Rostropovichs Aufnahme als Referenz herhalten, dass alle anderen Interpretationen, die ihnen folgten nur ‚zweite Wahl‘ sind? Wohl kaum, Shostakovichs Musik ermöglicht in ihrer Vielschichtigkeit und Emotionalität auch anderen Interpreten einen eigenen Zugang zu den Werken. Andernfalls wären es kaum zwei der meistgespielten Cellokonzerte des 20. Jahrhunderts geworden …
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„Shostakovich Edition“ bei klassik.com besprochen
Zu den wichtigsten Veröffentlichungen des zur Neige gehenden Jahres gehört (wohl nicht nur) aus Sicht von Brilliant Classics ohne jeden Zweifel die Shostakovich Edition (s. dazu auch die → Besprechung hier im Blog): Auf 51 CDs befinden sich in der Box nahezu alle Werke des russischen Komponisten Dmitri Shostakovich (1906-1975), darunter sämtliche Sinfonien, Konzerte, Streichquartette und Kammersinfonien, nahezu das vollständige Kammermusik- und Klavier-Œuvre, ferne Lieder, Kantaten und Romanzen, die Orchester- und Ballett-Suiten, zahlreiche Filmmusiken, Chorwerke sowie die Opern “Die Spieler” und “Lady Macbeth von Mzensk” und die Orchestrierung der Oper “Rothschilds Violine” Benjamin Fleischmann — eine enzyklopädische Sammlung der Werke eines der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Die ‚Fast-Gesamtausgabe‘ Shostakovich Edition wurde von Aron Sayed ausführlich im unabhängigen Musikmagazin klassik.com vorgestellt.
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Various: Shostakovich Edition – Fast vollständiger Überblick über Dmitri Shostakovichs Werk
Dmitri Dmitriyevich Shostakovich (russisch Дмитрий Дмитриевич Шостакович, 1906–1975) gilt, neben Sergei Prokofiev, als der bedeutendste und bekannteste russische Komponist der Sowjet-Ära. Sein umfangreiches Werk deckt quasi alle Genres ab und ist ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklungen der Sowjetunion. Shostakovichs Œuvre ist geprägt von der Gratwanderung zwischen seinem sich stets weiter entwickelnden, progressiven Personalstil und der scheinbaren Anpassung an der staatlich verordneten Ästhetik des sozialistischen Realismus. Die Notwendigkeit seine eigentlichen Intentionen in seinen Kompositionen zu verschlüsseln um der Gängelung durch die stalinistischen Kultur-Apparatschiks zu entgehen, prägten einen ambivalenten Stil, der die intimste Melancholie hinter dem Trivialen verbarg, der dem staatlich verordneten, vordergründigem Optimismus und Frohsinn mit unterschwelligem, beißendem Spott begegnete. Wie bei Matrjoschka-Puppen steckt Shostakovichs eigentliche Aussage oft unter einer vordergründigen Hülle.
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Heute vor 106 Jahren…
Heute vor 106 Jahren, am 25. September 1906, wurde in Sankt Petersburg der Pianist und Komponist Dmitri Dmitriyevich Shostakovich (1906-1975) als Sohn eines Ingenieurs und einer Pianistin geboren. Shostakovich gilt heute, neben Sergei Prokofiev, als der bedeutendste und bekannteste russische Komponist der Sowjet-Ära.
Seine Musik ist geprägt von der Gratwanderung zwischen seinem sich stets weiter entwickelnden, progressiven Personalstil und der scheinbaren Anpassung an der staatlich verordneten Ästhetik des sozialistischen Realismus. Um nicht Verfolgung und Berufsverbote zu provozieren, verschlüsselte er intimste Melancholie, Resignation, beißenden Spott und Freigeistigkeit hinter plakativen Trivialitäten. Er schrieb gelegentlich sogar Gefälligkeitskompositionen für das Regime. Viel häufiger widmete er seine Werke wichtigen Exponenten des Regimes oder stellte sie unter ein linientreues Motto (beispielsweise die Oktoberrevolution), um von der eigentlichen Aussage abzulenken.
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Heute vor 37 Jahren…
Heute vor 37 Jahren, am 9. August 1975, verstarb in Moskau der Pianist und Komponist Dmitri Shostakovich (1906-1975). Der Sohn eines Ingenieurs und einer Pianistin gilt, neben Sergei Prokofiev (1891-1953), als der bedeutendste und bekannteste russische Komponist der Sowjet-Ära. Sein umfangreiches Werk deckte quasi alle Genres ab und ist ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklungen der Sowjetunion. Shostakovichs Musik war geprägt von der Gratwanderung zwischen seinem sich stets weiter entwickelnden, progressiven Personalstil und der scheinbaren Anpassung an der staatlich verordneten Ästhetik des sozialistischen Realismus. Um nicht Verfolgung und Berufsverbote zu provozieren, verschlüsselte er seine eigentlichen Aussagen hinter einer vordergründigen Fassade. Dieser „Matrjoschka-Stil“ verbarg intimste Melancholie, Resignation, beißenden Spott und Freigeistigkeit hinter vordergründig Trivialem.
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Rudolf Barshai conducts Russian Music – Shostakovich, Weinberg, Boris Tchaikovsky, Prokofiev, Meerovich, Karen Khachaturian, Lokshin
Kaum ein anderer Dirigent ist so eng mit dem Œuvre von Dmitri Shostakovich (1906-1975) und dem Dunstkreis seiner Komponisten-Freunde wie Mieczysław Weinberg (1919-1996) und Boris Tchaikovsky (1925-1996) verbunden wie Rudolf Barshai (1924-2010). Als Gründungsmitglied des Borodin-Quartetts (bei dem er Viola spielte und einige Streichquartette Shostakovichs uraufführte), vor allem aber als Leiter des Moskauer Kammerorchesters trug Barshai seit den 1950er Jahren im wesentlichen Maße zur Verbreitung der sowjetischen Musik im eigenen Land und im westlichen Ausland bei. Nach seiner Emigration 1977 führte er dieses Lebenswerk mit dem Israeli Chamber Orchestra, dem Bournemouth Symphony Orchestra, dem London Symphony Orchestra, dem Royal Philharmonic Orchestra, dem WDR Sinfonieorchester Köln und zahlreichen anderen namhaften Orchestern weltweit weiter. Mit seinem Tod 2010 starb der letzte und kompetenteste Interpret der Musik Shostakovichs, der mit dem Komponisten freundschaftlich eng verbunden war.
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