Alban Berg (1885-1935) verstand sich selbst als »natürlicher Fortsetzer richtig verstandener, guter, alter Tradition«, gehört aber zu den zentralen Figuren der Zweiten Wiener Schule und damit zu den wichtigen Innovatoren der Musik des 20. Jahrhunderts. Lange Zeit waren seine Werke umstritten und wurden vom konservativem Establishment heftig angefeindet, heute zählen seine Kompositionen zur klassischen Moderne. Sein Violinkonzert und seine Opern „Lulu“ und „Wozzeck“ gehören zum festen Repertoire der Musiktheater.
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Schlagwort-Archive: Oper
»Boris Blacher: Der Großinquisitor« von Herbert Kegel bei klassik.com besprochen
Die vorliegende Aufnahme des Oratoriums “Der Großinquisitor” (1943) des deutschen Komponisten Boris Blacher (1903-1975) – die einzige Gesamtaufnahme – ist ein willkommener Anlass sich wieder intensiver mit dem heute halb vergessenen Komponisten zu beschäftigen. Die Darstellung des von der Inquisition beherrschten Sevilla im 16. Jahrhundert war eine von Blacher klug gewählte, kaum verhüllende Parabel auf das Schreckensregime der Nationalsozialisten. Der große deutsche Bass-Bariton Siegmund Nimsgern sang bei dieser Produktion 1986 die Titelrolle, begleitet wird er vom Rundfunkchor Leipzig und der Dresdner Philharmonie unter der Leitung von Herbert Kegel.
Die Produktion entstand im Mai 1986 in der Dresdner Lukaskirche ursprünglich für das DDR-Label Eterna und wurde vor einigen Wochen preisgünstig auf Brilliant Classics wiederveröffentlicht. Das (längst überfällige) Rerelease wurde von Dr. Jürgen Schaarwächter im unabhängigen Musikmagazin klassik.com vorgestellt.
Various: Purcell Collection — Umfassende Purcell-Sammlung mit Spitzenaufnahmen
Henry Purcell (1659-1695) galt bereits zu Lebzeiten als der bedeutendste englische Komponist seiner Epoche und wurde als “Orpheus britannicus” verehrt. Trotz seines kurzen Lebens, er wurde gerade einmal 36 Jahre alt, hinterließ er ein relativ umfangreiches Œuvre, das alle wichtigen Bereiche der Barockmusik (Cembalo- und Orgelwerke, Kammermusik, geistliche Werke, Lieder, Opern und Schauspielmusiken) abdeckt. Anders als seine zeitgenössischen Kollegen imitierte er in seiner Musik nicht französische oder italienische Vorbilder, sondern schuf eine spezifisch eigene englische Tonsprache.
Bis ins 20. Jahrhundert galt Purcell in seiner Heimat als einziger britischer Komponist von Weltrang. Seine ungewöhnlich facettenreiche Musik, sein natürlicher Umgang mit Sprache und Melodie, wirkt bis in die heutige Gegenwartskultur: Popkünstler wie Sting und Klaus Nomi haben ‘The Cold Song’ aus “King Arthur” aufgenommen, Pete Townshend, Gitarrist und Songschreiber der Rockband The Who, zählt Purcell zu seinen wichtigsten Einflüssen.
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Michele Campanella – Franz Liszt: Wagner & Verdi Transcriptions
Franz Liszt (1811-1886) gehört ohne jeden Zweifel zu den wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten der Romantik. Gleichzeitig scheint der Ruhm des Meisterpianisten heute (immer noch) seine eigentlichen Verdienste als Komponist zu überschatten: Bis zum heutigen Tage nehmen wir Liszts Œuvre nur äußerst selektiv wahr. Liszts Transkriptionen sind heute wenig beachtete, nichtsdestoweniger kunstvolle Neudeutungen der Meisterwerke anderer Komponisten, gleichzeitig auch Vehikel für das Umsetzen eigener Ideen und Einsichten. Darüber hinaus waren sie im 19. Jahrhundert eine wichtige Quelle der Verbreitung populärer Melodien in einer Zeit ohne die Möglichkeiten der technischen Reproduzierbarkeit.
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„Alexander Knaifel – The Canterville Ghost“ aus der Brilliant Opera Collection bei klassik.com besprochen
Schön, dass die Wiederveröffentlichung der Oper „Das Gespenst von Canterville” nach der gleichnamigen Erzählung von Oscar Wilde des russischen Avantgardisten Alexander Knaifel (*1943) ein wenig Aufmerksamkeit von der Fachpresse erhält. Die überaus gelungene und kurzweilige Kammeroper hätte durchaus das Zeug ein modernes Opernpublikum zu faszinieren.
Andreas Falentin hat die CD im unabhängigen Musikmagazin klassik.com vorgestellt.
Er schreibt über die Oper:
»Außergewöhnlich ist die Instrumentierung der sehr dynamisch angelegten Partitur. Auf der Suche nach ungewöhnlichen Klangfarben und -wirkungen verwendet Knaifel ungewöhnliche Percussioninstrumente und Pfeifeffekte. Leisen, fast meditativen Passagen, in denen etwa nur eine glissandierende Geige im Pianississimo zu hören ist, stehen unruhig schreiende, fast tuschartige Klanggebilde gegenüber. (…) Über die volle Distanz beweist diese Musik dramatische Substanz und reklamiert nachdrücklich und geradezu augenzwinkernd das Label ‚exzentrisch‘ als Charakteristikum für sich.«
und resümiert über die CD:
»Die Aufnahme entstand 1990 in Moskau. Michail Jurowski und die Musiker des Orchesters des Forum Theaters hatten offensichtlich großen Spaß. Sie stürzen sich geradezu wollüstig auf die Klangeffekte und beleben die humoristischen Momente mit hervorragendem Timing. (…)
Die klangliche Gestalt der Aufnahme ist ordentlich. (…) Das knappe Booklet bietet kurze, aber solide Informationen über Komponist, Werk und Interpreten und eine Übersetzung des Librettos, beides ausschließlich in englischer Sprache.«
Andreas Falentin vergibt für die Interpretation sehr gute vier von fünf Punkten, für die Klangqualität und den Repertoirewert gute drei Punkte.
Die gesamte Besprechung findet man → hier.
Klangbeispiele gibt es auf unserer → Soundcloud-Seite.
Die CD Alexander Knaifel – The Canterville Ghost des Moscow Forum Theatre Orchestra unter der Leitung von Michail Jurowski ist am 30. November 2012 auf Brilliant Classics (9295) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.
„Georges Bizet – Les Pêcheurs de Perles“ aus der Brilliant Opera Collection bei klassik.com besprochen
„Les pêcheurs de perles“ (zu Deutsch: Die Perlenfischer) von Georges Bizet (1838–1875), die 1863 im Pariser Théâtre Lyrique uraufgeführt wurde, war zunächst kein großer Publikumsmagnet und wurde erst im Zuge des Erfolges von Carmen stärker beachtet, wenngleich sie auf deutschsprachigen Bühnen nur seltenst aufgeführt wird. Dabei ist Bizets exotische Musik auch heute noch durchaus in der Lage das Publikum zu faszinieren …
Die in der Brilliant Opera Collection erschienene Neuaufnahme der Perlenfischer mit dem Orchestra Filarmonica Salernitana ‘Giuseppe Verdi’ und dem dazugehörigen Chor unter der Leitung des israelischen Opern-Dirigenten Daniel Oren und den zwei blendenden Solisten Desirée Rancatore und Celso Albelo ist ein willkommener Anlass, um sich mit dieser halb vergessenen Oper wieder einmal zu beschäftigen.
Die Doppel-CD wurde gestern von Heike Nasritdinova im unabhängigen Musikmagazin klassik.com vorgestellt.
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TV-Tipp: 1.1.13, 19:15 Uhr — Neujahrskonzert aus Venedig auf ARTE mit Desirée Rancatore
Gerade erst im Dezember erschien auf Brilliant Classics Bizets „Les Pêcheurs de Perles“ (Die Perlenfischer) in einer großartigen Neuaufnahme aus der Oper in Salerno mit Desirée Rancatore als in der weiblichen Hauptrolle als Léila.
Heute Abend kann man die Sopranistin – einem der hoffnungsvollen Nachwuchsstars der lyrischen Oper – zusammen mit dem Tenor Saimir Pirgu beim traditionellen Neujahrskonzert aus der venezianischen La Fenice-Oper im Programm des Fernsehsenders arte bewundern. Auf dem Programm stehen bekannten Arien aus (nicht nur) italienischen Opern von Giuseppe Verdi. Es spielt das Orchestra del Teatro La Fenice unter der Leitung von Sir John Eliot Gardiner.
→ http://www.arte.tv/de/programm/244,broadcastingNum=1415360,day=4,week=1,year=2013.html
UPDATE:
Das Video kann auch – für begrenzte Zeit – in der Arte-Mediathek Arte+7 angesehen werden.
Die Doppel-CD Georges Bizet – Les Pêcheurs de Perles des Orchestra Filarmonica Salernitana ‘Giuseppe Verdi‘ unter der Leitung von Daniel Oren mit Desirée Rancatore und Celso Albelo in den Hauptrollen ist am 30. November 2012 auf Brilliant Classics (94434) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.
Stanislav Suleimanov · Tatiana Monogarova · Moscow Forum Theatre Orchestra, Michail Jurowski: Alexander Knaifel – The Canterville Ghost
Kurz bevor die Weihnachtstage anbrechen, möchte ich mich heute am Vorabend der Weihnachtstage– sozusagen in guter alter angelsächsischer Tradition – mit etwas ganz und gar Unweihnachtlichem beschäftigen: Oscar Wildes Erzählung „Das Gespenst von Canterville“ war nicht nur die Vorlage für zahlreiche Verfilmungen (die Bekannteste entstand 1944 mit Charles Laughton in der Rolle des Geistes), Hörspiele und Theaterstücke, sondern auch die Vorlage für eine Oper des russischen Avantgardisten Alexander Knaifel (*1943), der mit der Oper 1966 einen frühen Erfolg seiner Karriere feiern konnte, die dann aber aufgrund widriger Umstände nahezu in Vergessenheit geriet.
Knaifel gehört zur Gruppe sowjetischer Avantgardisten, die als sogenannte Chrennikows Sieben (neben Knaifel gehörten dazu auch Vyacheslav Artyomov, Edison Denisov, Sofia Gubaidulina, Elena Firsova, Dmitri Smirnov und Viktor Suslin) während des 6. Kongresses des sowjetischen Komponistenverbandes im November 1979 von dessen mächtigem Generalsekretär Tichon Chrennikow scharf kritisiert wurden. Er bezeichnete ihre Werke als »bar jedes musikalischen Gedankens, im Strom irrer Geräusche und Gekreische versunken, voll von Gebrabbel«. Was nach dieser Ächtung folgte, war ein Quasi-Berufsverbot und eine existenzielle Bedrohung der Komponisten, denen damit die Möglichkeit genommen wurde, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Pikant dabei: Mit einem ähnlich formulierten Frontalangriff hatte Chrennikow bereits im Jahre 1948 die Werke von Prokofiev, Shostakovich und Myaskovsky kritisiert und die Komponisten in Bedrängnis gebracht …
Erst mit der Perestroika Gorbatschows konnten die Werke Knaifels und die der anderen Geächteten in der UdSSR wieder aufgeführt werden. Knaifels Oper “Das Gespenst von Canterville” nach der gleichnamigen Erzählung von Oscar Wilde wurde 1966 uraufgeführt und war einer der ersten Erfolge des damals 23-jährigen Komponisten. Die vorliegende Aufnahme der vom Komponisten erstellten gekürzten Fassung für zwei Sänger und Kammerorchester ist die einzige kommerzielle Einspielung der Oper, die jemals gemacht wurde. Sie entstand 1990 mit dem Moscow Forum Theatre Orchestra unter der Leitung von Michail Jurowski und erschien ursprünglich in der Reihe Salon Russe bei Harmonia Mundi. Sie war viele Jahre vergriffen und wird nun endlich in der Brilliant Opera Collection wiederveröffentlicht und erweist sich als überaus gelungene und kurzweilige Kammeroper.
In der Rolle des Gespenstes ist der schwermütig klagende Bass Stanislav Suleimanov zu hören; die Rolle der Virginia singt die auch im Westen bekannte Sopranistin Tatiana Monogarova, die seinerzeit auch das Libretto verfasste. Man muss kein Russisch können, um von der schaurig-effektvoll gestalteten Oper fasziniert zu sein. Die schroffe, perkussive und sehr reduzierte Tonsprache Knaifels wirkt auch ohne Textverständnis ziemlich eindeutig – und eindeutig heißt in diesem Fall eindeutig schaurig. Knaifel hat sich bei seiner Oper offenbar auch von einschlägigen Filmmusiken jener Zeit inspirieren lassen und so ist man als Zuhörer von Anfang an elektrisiert von einer unterschwellig aufgebauten Suspense-Atmosphäre, in die sich immer wieder plötzlich Tempi- und Dynamik-Wechsel entladen. Das lässt den Zuhörer ein ums andere Mal ordentlich zusammenzucken — aber wegen der morbiden Lust des Gruseln schaut man ja auch Horrorfilme.
Fazit: Für Freunde zeitgenössischer Opern, die vor gelegentlichen akustischen Schockeffekten nicht zurückschrecken (sic!) ist Knaifels „Gespenst von Canterville“ eine echte Entdeckung.
Hier noch zwei kurze akustische Impressionen:
Die CD Alexander Knaifel – The Canterville Ghost des Moscow Forum Theatre Orchestra unter der Leitung von Michail Jurowski ist am 30. November 2012 auf Brilliant Classics (9295) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.
Youtube-Anspieltipp: Valentina Varriale · Musica Perduta, Renato Criscuolo: Handel – Italian Cantatas
Wie wäre es mit etwas betörend schöner Musik zum Wochenende? Vor einigen Wochen erschien bei Brilliant Classics das Album „Italian Cantatas“ mit frühen italienischen Kantaten von Georg Friedrich Händel (1685-1759). Im Mittelpunkt des Albums steht die Sopranistin Valentina Varriale, die mit dem Ensemble Musica Perduta (zu Deutsch verlorene Musik) unter der Leitung von Renato Criscuolo zwei bisher unveröffentlichte, erst kürzlich von der Musikwissenschaft Händel zugeordnete Kantaten aus seiner italienischen Zeit aufgenommen hat.
Wer unverbrauchte Barockarien liebt, die von einer beweglichen, frischen Stimme vorgetragen werden, der liegt bei diesem Album genau richtig.
Hier ein ausführliches Promo-Video (nur Text und Abbildung, kein Film) mit zahlreichen Klangbeispielen:
Die CD Georg Friedrich Händel – Italian Cantatas von Valentina Varriale mit dem Ensemble Musica Perduta unter der Leitung von Renato Criscuolo ist am 26. Oktober 2012 auf Brilliant Classics (94426) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.
»Henry Purcell – The Fairy Queen« auf klassik.com besprochen
Die Wiederveröffentlichung der Barock-Oper „The Fairy Queen“ von Henry Purcell (1681-1767) in der Brilliant Opera Collection (vormals beim Schweizer Arts-Label veröffentlicht) bietet auch Musikfreunden mit schmalem Geldbeutel die Möglichkeit, diese wundervolle, auf Shakespeares Mitsommernachtstraum basierende Oper in einer authentischen Aufnahme kennenzulernen. Der Konzertmitschnitt vom Ravenna Festival aus dem Jahre 2001 mit den New English Voices und der Accademia Bizantina unter der Leitung von Ottavio Dantone glänzt mit exzellenten Solisten (Carolyn Sampson, William Towers, Andrew Carwood, Michael Bundy usw.).
Die Doppel-CD wurde nun von Christiane Bayer im unabhängigen Musikmagazin klassik.com vorgestellt.
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