Costantino Mastroprimiano – Charles-Valentin Alkan: Solo Piano Music

Charles-Valentin Alkan – Pastellportrait Alkans von Edouard Dubufe (1820–1883) [Public Domain]Der Franzose Charles Valentin Alkan (1813–1888) war einer der bekanntesten Meisterpianisten des 19. Jahrhunderts. Zu seinen Rivalen gehörten Frédéric Chopin, Franz Liszt und Sigismund Thalberg, die allesamt mit spektakulären Konzerten um die höchste Gunst beim Pariser Publikum buhlten. So erfolgreich Alkan in seiner aktiven Karriere als virtuoser Pianist war, so unbeachtet blieben lange Zeit seine eigenen Kompositionen. Dies mag, zumindest in Deutschland, teilweise einer ablehnenden Kritik Schumanns (und einer allgemeinen Skepsis gegenüber französischen Komponisten im Deutschland des 19. Jahrhunderts) geschuldet sein, wohl aber insgesamt dem Umstand, dass Alkans Musik neben den damals üblichen spieltechnischen Höchstschwierigkeiten auch kompositorische Neuerungen vorwegnimmt, die erst viel später vom reifen Liszt durchgesetzt werden sollten.

Costantino Mastroprimiano – Charles-Valentin Alkan: Solo Piano MusicDer italienische Fortepiano-Spezialist Costantino Mastroprimiano, hochgelobt für seine monumentale Gesamtaufnahme der Klaviersonaten Muzio Clementis (auf 18 CDs), hat für die vorliegenden CD ein vielseitiges Programm aus den Kompositionen Alkans ausgewählt. Es stellt sowohl die für Pianisten geradezu teuflischen Schwierigkeiten der Virtuosenwerke vor, etwa in der Sonatine in a-Moll op. 61, als auch die melancholische Seite im Schaffen des Pariser Komponisten, wie beispielsweise in den Nocturnes Nos. 2 & 3 op. 57. Bizarre Miniaturen wie z. B. “Le tambour bat aux champs” runden die Zusammenstellung ab.

Für die Aufnahmen wählte der aus Foggia (Apulien) stammende Mastroprimiano ein Pleyel Grand Piano von 1865, ein damals überaus populäres Instrument, das Alkan vermutlich selbst kannte. Die Wahl eines historischen Instrumentes unterscheidet Mastroprimianos Aufnahme von zahlreichen anderen Alkan-Aufnahmen, die in den vergangenen Jahren veröffentlicht wurden. Durch den Klang des historischen Instruments und den scheinbar mühelos gemeisterten technischen Schwierigkeiten entsteht so ein authentischer Höreindruck der Musik Alkans, die bald virtuose, bald kühne, bald groteske, bald typisch romantische Züge trägt. Dabei legt Mastroprimiano seinen Schwerpunkt nicht auf die eitle Selbstinszenierung als Pianist, sondern auf eine präzise und detaillierte Darstellung der Musik Alkans, die im silbrigen Klang des Pleyel (noch) filigraner und komplexer wirkt, als auf einem modernen Konzertflügel.

Wer neben Virtuosität auch auf ein authentisches (wenn auch ungewohntes) Klangerlebnis bei romantischer Klaviermusik wert legt, liegt bei Mastroprimianos Alkan-CD genau richtig. Es steht zu hoffen, dass sich der apulische Pianist auch künftig so sachkundig mit Alkans Musik (und die seiner virtuosen Zeitgenossen) auseinandersetzt.

Musik & Interpretation
Klangqualität
Cover & Booklet

Die CD Charles-Valentin Alkan: Solo Piano Music von Costantino Mastroprimiano ist am 10. Oktober 2014 auf Brilliant Classics (94341) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

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