Il Pegaso, Maurizio Croci: Salve Regina del Signor Monteverde – Newly discovered pieces by Monteverdi and Frescobaldi

Claudio MonteverdiDie italienischen Komponisten Claudio Monteverdi (1567-1643) und Girolamo Frescobaldi (1583-1643) waren die beiden wichtigsten Figuren der heimischen Musikwelt des 17. Jahrhunderts, die mit ihren Werken die Grundlagen für die sich verändernde Ästhetik des Barocks legen sollten, der eine (Monteverdi) in der Vokalmusik, der andere (Frescobaldi) in der Musik für Tasteninstrumente. Ihr Wirken sollte die gesamte abendländische Musik katalytisch verändern.
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Coro della Radio Svizzera · Sonatori de la Gioiosa Marca, Diego Fasolis: Johann Sebastian Bach – Mass in B minor (h-Moll-Messe)

Johann Sebastian BachDie h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach (1685-1750) gehört zweifelsohne zu den beeindruckendsten Werken der Musikgeschichte. Sie gilt als Quintessenz seines musikalischen Schaffens, gleichzeitig war das Werk seiner Zeit weit voraus: Der Komponist selbst hat die Messe vermutlich nie vollständig gehört (auch weil er mit dem Umfang die Möglichkeiten der lutherischen Liturgie überschritt); erst in den 1830er Jahren begann man eher zögerlich mit der Aufführung der vollständigen Messe. Felix Mendelssohn Bartholdy spielte bei der langsamen Erschließung und Popularisierung der Vokalwerke Bachs eine wichtige Rolle, doch erst im 20. Jahrhundert durch die epochalen Aufnahmen von Herbert von Karajan (1952/53 und 1973/74), Karl Richter (1961), Otto Klemperer (1967), Karl Münchinger (1970) und vor allem durch das Aufkommen der historisch-informierter Aufführungspraxis (mit den bekannten h-Moll-Aufnahmen von Nikolaus Harnoncourt, 1968; John Eliot Gardiner, 1985; René Jacobs, 1992; Philippe Herreweghe, 1997; Ton Koopman, 2007 usw.) setzte sich die h-Moll-Messe als Referenzwerk der abendländischen Vokalmusik endgültig durch.
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»Georg Philipp Telemann – Passions-Oratorium« auf klassik.com besprochen

Freiburger Vokalensemble · L'Arpa Festante München, W. Schäfer: G. P. Telemann - Passions-OratoriumDie Wiederveröffentlichung des Passions-Oratoriums „Das selige Erwägen des bitteren Leidens und Sterbens Jesu Christi“ von Georg Philipp Telemann (1681-1767) des Freiburger Gesangsensembles mit dem Münchener Ensemble L’Arpa festante unter der Leitung von Wolfgang Schäfer in der Brilliant-Classics-Reihe Musica Sacra schließt eine diskografische Lücke in der sakralen Musik im Umbruch zwischen Barock und Klassik. Hier im Blog wurde die Aufnahme bereits vor einigen Wochen → vorgestellt, nun wurde das Album auch von Gero Schreier für das unabhängige Musikmagazin klassik.com unter der Überschrift “Seliges Erwachen” vorgestellt.

Er schreibt über den Chor und das Orchester:

»Der Chor hat verhältnismäßig leichtes Spiel, denn außer in den eingestreuten Chorälen kommt er nirgends zum Einsatz. Mit klarem, festem Zugriff, weichem, einheitlichem Gesamtklang entledigt er sich seiner Aufgabe. Das Orchester hält dem die Waage: Flexibel und unaufgeregt agieren die Instrumentalisten, musikalisch tadellos. Schön werden klangliche Glanzlichter gesetzt (…)«

und über die Solisten:

»Mit Barbara Locher (Sopran), Zeger Vandersteene und Stefan Dörr (Tenor), Berthold Possemeyer und Johan-René Schmidt (Bariton) ist ein überaus solides, in Ausdrucksvaleurs und Stimmqualität bemerkenswert homogenes Solistenensemble versammelt.«

Gero Schreier vergibt für Interpretation und Klangqualität gute 3 von 5 Punkten.

Die gesamte Besprechung findet man → hier.

Die Doppel-CD Georg Philipp Telemann – Passions-Oratorium des Freiburger Vokalensemble mit dem Ensemble L’Arpa Festante München unter der Leitung Wolfgang Schäfer ist bei Brilliant Classics (94318) am 3. Februar 2012 erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Rundfunkchor & Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig, Herbert Kegel: Johannes Brahms – Ein deutsches Requiem

Johannes BrahmsEigentlich sollte Ein Deutsches Requiem von Johannes Brahms (1833-1897) „Ein menschliches Requiem“ heißen und vielleicht wäre dies tatsächlich der geeignetere Name gewesen um auszudrücken, dass sich Brahms‘ Totenmesse primär nicht um das Seelenheil der Toten, sondern um die Auseinandersetzung der (Über-)Lebenden mit dem Tod dreht, „A Requiem for the Living“ wie das renommierte Gramophone-Magazine in einem aufschlussreichen Artikel über die verschiedenen Einspielungen überschrieb.
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»Felix Mendelssohn Bartholdy – Elias · Paulus« auf klassik.com besprochen

Felix Mendessohn BartholdyNicht immer tut man sich einen Gefallen, wenn man eine Sammel-Box mit verschiedenen Werken eines bestimmten Künstlers kauft. Denn viele Boxen werden aus wirtschaftlichen Gründen schnell zusammengeschustert und beinhalten dann Aufnahmen von ganz unterschiedlicher Qualität. Brilliant Classics hat in den letzten 10 Jahren viele Erfahrungen mit dem sinnvollen Editieren von Sammel-Ausgaben zu bestimmten Genres oder Künstlers gesammelt. Das qualitative und künstlerische Zusammenpassen einer Veröffentlichung ist ein wichtiges Kriterium in der Veröffentlichungspolitik des niederländischen Labels geworden.

F. Mendelssohn Bartholdy: Paulus · EliasVor einigen Wochen erschien bei Brilliant Classics eine 4-CD-Box, die die beiden Oratorien Paulus, op. 36 (von 1835) und Elias op. 70 (1845) von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) erschienen. Die beiden in vielerlei Hinsicht unterschiedlichen Werke liegen in der Box in Einspielungen von zwei verschiedenen Klangkörpern vor, Paulus in einer Aufnahme des SWR Sinfonieorchesters unter der Leitung von Joshard Daus von 1997; Elias in einer Aufnahme des Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchesters unter Sylvain Cambreling von 1994. Die Aufnahmen entstanden ursprünglich für Arte Nova/Sony BMG.

Trotz dieser auf den ersten Blick ungewöhnlichen Koppelung der zwei Oratorien mit ganz unterschiedlichen Interpreten, zeigt sich die klassik.com-Rezensentin Marion Beyer vom Ergebnis durchaus angetan.
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»Stephen Cleobury: J. S. Bach – Johannes-Passion« auf klassik.com besprochen

Choir of Kings's College Cambridge, Stephen Cleobury: J. S. Bach - Johannes-PassionEs ist immer wieder schön für mich zu sehen, wenn ich mit meiner Einschätzung einer CD nicht ganz alleine bin. Auf der Internet-Plattform klassik.com hat der Autor Prof. Kurt Witterstätter vor einigen Wochen just jene Johannes-Passion rezensiert, die ich vor einigen Tagen ebenfalls vorgestellt habe. Auch er zieht ein positives Fazit zur Veröffentlichung der Aufnahme der Bach’schen Johannes-Passion des Cambridger Choir of King’s College und dem Brandenburg Consort unter der Leitung von Stephen Cleobury .
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Choir of King’s College, Cambridge · Brandenburg Consort, Stephen Cleobury: Johann Sebastian Bach – Johannes-Passion

Johann Sebastian BachWir nähern uns dem Höhepunkt der Oster- und Passionszeit: Mit dem Palmsonntag an diesem Wochenende beginnt die Karwoche, die den Höhepunkt des Kirchenjahres darstellt. Auch in der heutigen weltlichen Gesellschaft haben solche Feiertage eine gewisse symbolische Bedeutung. Auch ohne religiösen Bezug ist dies die Zeit (neben der Advents- und Weihnachtszeit), in der die an geistlicher Musik orienteriten Chöre ein Konzert nach dem anderen geben. Ganz hoch im Kurs stehen dabei die zentralen Werke von Johann Sebastian Bach (1685-1750) zum Osterfest, also neben dem Oster-Oratorium und einigen Oster-Kantaten vor allem die Matthäus-Passion und die Johannes-Passion. Auch die Plattenfirmen nutzen diese Zeit, um zahlreiche Aufnahmen der Bach’schen (und anderen) Passionen auf den Markt zu bringen. Nur wenige Titel haben sich über die Jahre als „Dauerbrenner“ erwiesen. Die 1995 entstandene Aufnahme des Choir of King’s College aus Cambridge mit Brandenburg Consort unter der Leitung von Stephen Cleobury ist seit Jahren einer der absoluten Highlights im Brilliant-Classics-Programm. Nun ist die vielfach hochgelobte in einer schönen Edition auf zwei CDs mit Bonus-DVD wiederveröffentlicht worden.
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Freiburger Vokalensemble · L’Arpa Festante München, Wolfgang Schäfer: Georg Philipp Telemann – Passions-Oratorium · Das selige Erwägen des bitteren Leidens und Sterbens Jesu Christi

Georg Philipp TelemannDer Magdeburger Georg Philipp Telemann (1681-1767) war ein äußerst fleißiger Komponist. Heute geht man von 3600 verzeichneten Werken aus, darunter  1750 Kirchenkantaten, 16 Messen, 23 Psalmen, über 40 Passionen, sechs Oratorien sowie diverse Motetten und andere geistliche Werke. Sein imposantes Œuvre übertrifft das ja nicht gerade kleine Gesamtwerk seines Zeitgenossen und Freundes Johann Sebastian Bach (1685-1750) um ein Vielfaches, allerdings sind viele von Telemanns Kompositionen verschollen.

Georg Philipp Telemann war zu Lebzeiten ein überaus erfolgreicher Komponist, trotzdem (oder gerade deswegen?) steht Telemanns Werk heute (immer noch) im Schatten des großen Thomaskantors. Das mag viele Gründe haben: Der Wandel des Geschmacks im Laufe der Jahrhunderte und eine „systematische Diffamierung“ (so formuliert es die → Wikipedia treffend) im 19. Jahrhundert, bei der man Telemann man mangelnde Ernsthaftigkeit in der sakralen Musik vorwarf, tragen auch heute noch zum verzerrten Telemann-Bild bei. Man verglich sein Werk mit dem ’schweren, ernsthaften Werk‘ Bachs und ignorierte dabei, dass Telemann in seiner Hoch-Phase sich dem empfindsamen Stil zugewandt hatte, der deutlich moderneren Form damals, die weniger kontrapunktische Strenge und mehr Empfindsamkeit zuließ. In der typisch romantischen Idealisierung des „alten Stils“ Bachs, diffamierte man alles, was diesem Ideal nicht zu entsprechen schien. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen die Musikwissenschaftler Telemanns Werk noch einmal objektiv anhand von Originalität und handwerklicher Kunstfertigkeit zu beurteilen.
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Barbara Zanichelli · Ensemble San Felice, Federico Bardazzi: Hildegard von Bingen – O Orzechis Ecclesia

Hildegard von Bingen - Miniatur aus dem Rupertsberger Codex des Liber SciviasHildegard von Bingen (ca. 1098-1179) gehört zweifelsohne zu den faszinierendsten Frauen des Mittelalters: Als Universalgelehrte ihrer Zeit beschäftigte Sie sich mit Biologie, Kosmologie und Medizin. Sie war Komponistin und Dichterin und wirkte als Benediktinerin als Seelsorgerin, Predigerin und als Theologin, ihre Visionen, die sie als Botschaft Gottes verstand, machen sie zur ersten Mystikerin im deutschsprachigen Raum. Hildegard von Bingen wird, trotz einiger anfänglicher Widerstände in der katholischen Kirche, spätestens seit 1584 als Heilige verehrt.
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Coro della Radio Svizzera, Lugano · I Barocchisti, Diego Fasolis: Johann Sebastian Bach – Weihnachtsoratorium, BWV 248

Johann Sebastian BachAlle Jahre wieder zur Vorweihnachtszeit wird der CD-Markt mit Neu- und Wiederveröffentlichungen der vermutlich populärsten weihnachtlichen Komposition regelrecht überschwemmt: Das Weihnachtsoratorium, BWV 248 von Johann Sebastian Bach (1685-1750) ist weder das einzige Werk dieser Art, noch das erste in einer Reihe vieler Nachahmer, dennoch ist es in der Advents- und Weihnachtszeit ein echter Dauerbrenner. Streng genommen ist es noch nicht einmal ein richtiges Oratorium, sondern eher eine Sammlung von sechs (Bach-) Kantaten, doch was soll’s: Bachs allgegenwärtige Präsenz bleibt trotz zahlreicher gelungener Vorgänger (man denke nur an die Historia der Geburt Christi von Heinrich Schütz oder an Das größte Kind von Johann Mattheson) und Nachfolger (etwa das bezaubernde Oratorio de Noël von Camille Saint-Saëns oder A Ceremony of Carols von Benjamin Britten) ungebrochen. Bachs Weihnachtsoratorium erweist sich als zeitloser ‚Soundtrack‘ der Weihnachtszeit.
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