Nur wenige Komponistinnen konnten sich vor dem 20. Jahrhundert in einer von Männern beherrschten (Musik-) Welt etablieren. Eine Komponistin aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist allerdings schon eine Sensation: Francesca Caccini (1587-1640) profitierte bei ihrer Karriere sicherlich von ihrem Ruhm als Sängerin, dem liberalen Klima ihrer Heimatstadt Florenz und von der fundierten musikalischen Ausbildung, die sie von ihrem Vater, dem Komponisten Giulio Caccini, erhalten hatte. Francesca Caccini gilt als erste Opern-Komponistin (“La Stiava”, 1607) und war bis zu ihrem Tod eine der wichtigsten Musikerpersönlichkeiten ihrer Heimatstadt, die sie trotz des Angebots einer Festanstellung am Pariser Hof Heinrichs IV. nie dauerhaft verließ. Ich wage einmal zu behaupten, dass es in keiner anderen Stadt der Welt zu diesem Zeitpunkt einer Frau (dazu auch noch eine bürgerliche!) gelungen wäre, so erfolgreich und so unabhängig zu sein. Clara Schumann und Fanny Mendelssohn mussten über 200 Jahre später ihre vielversprechenden Avancen auf eine Karriere als Komponistinnen aufgeben, weil sich die Familie vehement dagegen aussprach.
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