Nach heutigem Kenntnisstand schrieb Joseph Haydn (1732-1809) nicht weniger als 107 Sinfonien. Er wird deswegen mit einiger Berechtigung als „Vater der klassischen Sinfonie“ bezeichnet. Wenngleich Haydn die Sinfonie in ihrer klassischen Form nicht (alleine) erfunden hat, auch Mozarts Sinfonien hatten einen starken Einfluss auf die Gattung, so hat er sie maßgeblich geprägt und sie in ganz Europa popularisiert. Mehr noch: Durch seine lebenslange Beschäftigung mit der Sinfonie hat er sie quantitativ und qualitativ zur ‚Königsdisziplin‘ der Instrumentalmusik gemacht, an der quasi kein Komponist nach ihm vorbei kam (was nicht immer glücklich endete). Ohne Haydns Pionierleistungen wären die Sinfonien Beethovens, Mendelssohns, Schumanns, Brahms‘, Bruckners, Mahlers usw. nicht vorstellbar.

Die zwischen 1791 und 1795 während zwei ausgedehnter England-Aufenthalte geschriebenen zwölf “Londoner Sinfonien” (Nos. 93-104) gelten als Höhepunkt des sinfonischen Schaffens Haydns und beinhalten einige seiner populärsten Werke, darunter auch bekannte ‘Namenssinfonien’: die Sinfonie No. 94 in G-Dur „Mit dem Paukenschlag“, No. 96 in D-Dur „Le Miracle“, No. 100 in G-Dur „Militär“, No. 101 in D-Dur „Die Uhr“, No. 103 in Es-Dur „Mit dem Paukenwirbel“ und natürlich No. 104 in D-Dur „London“.

Die Aufnahmen der nun erschienenen 5-CD-Box der Österreichisch-Ungarische Haydn-Philharmonie (Engl.: Austro-Hungarian Haydn Orchestra) unter der Leitung des Ungarn Ádám Fischer (übrigens der ältere Bruder des bekannten Dirigenten Iván Fischer) entstanden im berühmten Schloss Esterházy im österreichischen Eisenstadt, dem langjährigen Arbeitsplatz Haydns. Ursprünglich wurden Sie zwischen 1987 und 1989 für das renommierte audiophile englische Label Nimbus produziert. Seit einigen Jahren sind sie im Brilliant Classics-Programm und waren bisher nur im Rahmen der von der Kritik hochgelobten Gesamtausgabe der Sinfonien Haydns (Brilliant Classics 99925) und der Hadyn Edition (93782) erhältlich. Sie liegen nun erstmals als separates CD-Set vor  Seit ihrer Erstveröffentlichung gelten die Esterházy-Aufnahmen als Referenzaufnahme, an der sich Neueinspielungen messen lassen müssen. Und hört man in die ersten Takte dieser Wiederveröffentlichung hinein, wird auch schnell klar, warum das so ist.

Die 1987 auf Initiative Ádám Fischers gegründete Österreichisch-Ungarische Haydn-Philharmonie rekrutiert sich aus Mitgliedern der großen Wiener und Budapester Orchester. Ziel war (und ist) es, die alte Tradition der äußerst fruchtbaren wienerisch-ungarischen Musikverbindung im historischen Ambiente des Schloss Esterházy wiederzubeleben. Beseelt von diesem Geist sind dann auch die vorliegenden Aufnahmen: Die Freude an Haydns Musik, das authentische Ambiente und die Vereinigung der beiden großen mitteleuropäischen Orchestertraditionen prägen diese wirklich ideale Umsetzung der Sinfonien. So muss Haydn klingen: Obwohl auf modernen Instrumenten musiziert wird, erklingen die Sinfonien im schlanken, beweglichen historisch-informierten Sound, der von den Nimbus-Toningenieuren lebendig und natürlich einfangen wurde. Fischer und sein fachkundiges und spielfreudiges Orchester musizieren mit unwiderstehlichem Verve und tänzerischer Eleganz.

Die 5-CD-Box Joseph Haydn: 12 London Symphonies (Nos. 93 – 104) des Austro-Hungarian Haydn Orchestra unter der Leitung von Ádám Fischer ist am 7. Juni 2013 auf Brilliant Classics (94601) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.