Der Belgier Eugène Ysaÿe (1858-1931) war einer der größten Violinisten seiner Generation und wurde der “König” bzw. “Zar” der Violine genannt. Als dirigierender Solist bereiste er Europa und wurde von den bedeutendsten Komponisten seiner Zeit – darunter César Franck und Claude Debussy – gebeten, ihre Werke uraufzuführen. Mit zunehmendem Alter verlegte sich Ysaÿe aufs Dirigieren und Komponieren. Neben zahlreichen Kammermusik- und Orchesterwerken für Violine komponierte er auch eine Oper in wallonischer Sprache “Pier li Houyeu”.
Ysaÿes bekanntestes Werk, die „6 Sonaten für Violine solo op. 27“ entstanden im Juli 1923. Sie sind berühmten Geigern ihrer Zeit gewidmet – Joseph Szigeti, Jacques Thibaud, George Enescu, Fritz Kreisler, Mathieu Crickboom und Manuel Quiroga Losada – und deren außergewöhnlichen spielerischen Eigenheiten entsprechend komponiert. Folglich weisen sie ein besonders hohes Maß an technischen Schwierigkeiten auf.
Der Ungar Kristóf Baráti, einer der aufregendsten und technisch versiertesten Violinisten seiner Generation, hat für die vorliegende Produktion die sechs Sonaten Ysaÿes neu aufgenommen. Nach seiner phänomenalen Einspielung der Sonaten und Partitenvon Johann Sebastian Bach (2009) und der hochgelobten Aufnahme der Violinsonaten von Ludwig van Beethoven mit seiner Landsmännin Klára Würtz (2012) legt der Preisträger zahlreicher Wettbewerbe nun erneut einen Meilenstein der Kammermusik für Violine vor. Wie immer spielt er hierbei die ‘Lady Harmsworth’-Stradivari (von 1703). Das kostbare Instrument wurde ihm von der Stradivari Society als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.
Kristóf Baráti ist einer der ganz wenigen Violinisten der jüngeren Generation, die über einen eigenen Sound verfügen, diesen aber nicht durch spielerische Manierismen, sondern eine natürliche und spielerische Balance zwischen technischer Brillanz und Ausdrucksstärke erzeugen, so auch hier: Baráti widersteht sowohl der Versuchung die Sonaten als reine Bravourstücke schnellstmöglich herunterzuspielen als auch der Tendenz anderer Violinisten, den Sonaten durch eine meditative Verlangsamung die Ecken und Kanten zu nehmen. Das Faszinierende an Barátis Interpretation ist, dass es kein zaudernder Mittelweg zwischen aberwitziger Virtuosität und kontemplativem Wohlklang ist, sondern eine zu jedem Zeitpunkt sichere und authentische, wohlüberlege Umsetzung. Die hervorragende Aufnahmequalität und der betörend schöne Klang seiner Stradivari tun zu dieser wirklich beeindruckenden Aufnahme ihr Übriges.
Die CD Eugène Ysaÿe: Six Sonatas, op. 27 for Solo Violin von Kristóf Baráti ist am 28. Juni 2013 bei Brilliant Classics (94678) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.