Piercarlo Sacco & Andrea Dieci – Astor Piazzolla: Café 1930 – Music for Violin and Guitar

Astor Piazzolla (1921–1992) gilt als Begründer des ‚Tango Nuevo‘. Durch die Verknüpfung des traditionellen ‚Tango Argentino‘ mit Elementen der europäischen Kunstmusik und des US-amerikanischen Jazz schuf er eine universelle, genreübergreifende Klangsprache.

Heute, über 20 Jahre nach seinem Tod, ist seine Musik aktueller und populärer denn je und hat längst seinen Siegeszug in der ganzen Welt angetreten. Die sonst so streng getrennten Welten von E- und U-Musik treffen bei Piazzollas Tango immer wieder aufeinander. So gibt es zahlreiche „Klassik-Stars“, die sich intensiv mit der Musik beschäftigt haben, etwa Gidon Kremer, das Artemis Quartett oder zuletzt Isabelle van Keulen. Die Kritik und die Tango-Fans sind sich bei diesen Veröffentlichungen nicht immer einig über die Authentizität …

Piercarlo Sacco & Andrea Dieci – Astor Piazzolla: Café 1930 – Music for Violin and GuitarDer Violinist Piercarlo Sacco und der Gitarrist Andrea Dieci legen mit der vorliegenden CD ihren äußerst gelungenen Beitrag zur stetig wachsenden Piazzolla-Diskografie vor. Sie haben vier Werke Piazzollas ausgewählt, die eine möglichst große Bandbreite seiner Musik zwischen Populär-Kultur und europäischer Tradition widerspiegeln sollen. Dabei kommt den beiden Musikern zugute, dass sie selbst, ähnlich wie Piazzolla, erfahrene Grenzgänger sind, die im Laufe ihrer Karriere die strikte Trennung von Kunst- und Unterhaltungsmusik  mehrfach aufgelöst haben. Und tatsächlich: Mangelndes Einfühlungsvermögen oder aufgesetzte Lockerheit kann man den beiden Musikern wirklich nicht vorwerfen, wenn man sich das Album „Café 1930“ anhört. Ihre Interpretationen sind unverkrampft, tänzerisch und gefühlvoll, aber nicht oberflächlich und aufgesetzt: Erotik und Melancholie, Strenge und Leidenschaft, alles was den Tango Piazzollas ausmacht, findet sich auf diesem Album.

Bis auf ein Original (den „Cinco Peizas“ für Solo-Gitarre aus dem Jahre 1981) stammen die Transkriptionen von den beiden Italienern selbst: die „Histoire du Tango“ (1986) ursprünglich für Flöte und Gitarre, die Milonga „Celos“ (aus den 1970ern) ursprünglich für Tango-Ensemble und die „Quatre Études Tanguistiques“, eigentlich für Solo-Flöte (1987). Bei Transkriptionen bin ich immer skeptisch, was die Authentizität anbelangt, doch hier haben die Sacco und Dieci exzellente Arbeit geleistet und den ‚Geist‘ der Originale vollständig erhalten und auf ihre Instrumente übertragen.

Fazit: Sacco und Dieci legen mit „Café 1930“ eine CD vor, die sowohl der „Tango-Fraktion“ als auch der „Klassik-Fraktion“ unter den Piazzolla-Fans gefallen sollte. Sie verbinden in ihren Bearbeitungen das, was bei dem argentinischen Komponisten ohnehin nie geteilt war, Popularität und Kunstfertigkeit, zu einem rundum gelungenen Album.

Musik & Interpretation
Klangqualität
Cover & Booklet

Die CD Astor Piazzolla: Café 1930 – Music for Violin and Guitar von Piercarlo Sacco & Andrea Dieci ist am 16. Mai 2014 auf Brilliant Classics (94896) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

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