Jeroen van Veen – Ludovico Einaudi: Waves – The Piano Collection

Ludovico Einaudi, Dezember 2012 (CC BY-SA 3.0 - http://bit.ly/CCBYSA) Die Musik des italienischen Pianisten und Komponisten Ludovico Einaudi (*1955) gehört zu den bemerkenswertesten Phänomenen der Gegenwart. Seine betont simpel gehaltenen Kompositionen für Klavier sprechen eine breite Hörerschicht weit über die Grenzen der (sogenannten) klassischen Musik an. Während Puristen seinen populären Klängen äußerst skeptisch gegenüberstehen, feiern ihn andere als „Satie des 21. Jahrhunderts“. Einaudi trifft mit seinen zurückhaltenden Kompositionen den Zeitgeist: Sie sind ein Ausgleich gegen den Stress und die Hektik in einer immer schneller werdenden Welt. Auf die Komplexität des Alltags wirkt Einaudis Musik wie ein beruhigendes Gegenmittel.

Jeroen van Veen plays Ludovico Einaudi: Waves – The Piano CollectionFür den niederländischen Minimal-Music-Spezialisten Jeroen van Veen, der sich in der Vergangenheit u. a. mit der Musik von Philip Glass (Brilliant Classics 9419), Arvo Pärt (94775) und Simeon ten Holt (9434) beschäftigt hat, ist das Œuvre Einaudis eine logische Erweiterung des pianistischen Repertoires. Die auf „Waves – The Piano Collection“ zusammengefassten Miniaturen – die meisten Kompositionen sind zwischen drei und sieben Minuten lang – decken quasi die vollständige Diskografie des Turiners ab: Van Veen spielt auf der vorliegenden Retrospektive „Waves“ Kompositionen der Zyklen „Le Onde“ (1996), „I Giorni“ (2001), „Eden Roc“ (2002), „Una Mattina“ (2004), „Divenire“ (2006), „Nightbook“ (2009) und „In a Time Lapse“ (2013).

„Waves“ ist ein umfangreicher Überblick über Schaffen des Turiner Komponisten zwischen Minimal Music und dezenten postmodernen Pop-Einflüssen. Die ernsthafte Auseinandersetzung van Veens mit dieser Musik, einen anerkannten Spezialisten also, widerspricht dem Snobismus des konservativen Musik-Establishments, das in Einaudi nur eine vorübergehende Mode-Erscheinung der Popkultur sehen will. Einaudis Musik ist (größtenteils) bewusst einfach gehalten und lässt dennoch Raum für künstlerische Deutungen, wie Jeroen van Veen auf „Waves“ eindrucksvoll belegt.

Van Veen, der die Anmerkungen im Booklet selbst verfasst hat, schreibt über Einaudis Musik:

»Man muss kein erfahrener Klassik-Liebhaber sein, um seine Musik zu verstehen (…) Einaudis Musik ermöglicht den Menschen eine leicht herbeizuführende Hörerfahrung, die sie zeitweise von der [hektischen] Realität befreit. Anders als bei anderer klassischer Musik verlangt Minimal Music nur wenig vom Hörer. Die umfassenden musikalischen Strukturen, die die völlige Aufmerksamkeit des Hörers benötigen, sind hier aufgelöst.«

In dieser Einfachheit, in dieser (im besten Sinne) anspruchslosen Prämisse, liegt der Zauber dieser Musik. Sie eignet sich nicht für tiefschürfende musikwissenschaftliche Erörterungen im intellektuellen Elfenbeinturm, sie eignet sich allerdings hervorragend als ‚persönlicher Soundtrack‘ für innere Reisen, zur Entspannung, zum Tagträumen, zur Selbstreflexion.

Über Einaudis Musik, erst recht in den klangschönen, behutsamen Umsetzungen von Jeroen van Veen, gibt es gar nicht so viel zu sagen. Man muss ihr einfach nur zuhören…

Musik & Interpretation
Klangqualität
Cover & Booklet

Die 7-CD-Box Ludovico Einaudi: Waves – The Piano Collection von Jeroen van Veen ist am 29. November 2013 auf Brilliant Classics (9452) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

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