Jeroen van Veen ist nicht nur einer der profiliertesten Minimal-Music-Pianisten der Gegenwart, mit seinen ersten beiden Büchern der „Minimal Préludes“ (1999–2003), die er im Rahmen der „Minimal Piano Collection: Volumes I-IX“ (2007, Brilliant Classics 8551) veröffentlichte, lancierte er eine vielversprechende Karriere als Komponist. Und Jeroen van Veen, der nimmermüde Botschafter in Sachen Minimal Music, der mittlerweile über 100 CDs aufgenommen hat (darunter Meilensteine wie Aufnahmen der Werke von Philip Glass, Simeon ten Holt, Arvo Pärt und Ludovico Einaudi), war in der Zwischenzeit als Komponist nicht untätig …
Die vorliegende 5-CD-Box „Jeroen van Veen: Piano Music“ knüpft (endlich!) an die ersten 24 „Minimal Préludes“ des Komponisten van Veen an und ergänzt sie um zwei weitere Volumen.Ganz wie bei den ersten beiden Büchern seiner Préludes, breitet er in den beiden neuen Sammlungen ein Panoptikum der klanglichen und stilistischen Möglichkeiten der Minimal Music aus. Das hat mal Berührungspunkte zur frühen Klaviermusik von Philip Glass, mal zu den rhythmisch komplexen Klangarchitekturen eines Steve Reich und mal zu den genial einfachen und betörend schönen Melodien von Yann Tiersen (dem Komponisten des bekannten Soundtracks aus „Die fabelhafte Welt der Amélie“), ist aber in der Essenz immer Jeroen van Veen.
Darüber hinaus beinhaltet die Sammlung einige kürzere Stücke und die zwei sich bedächtig entwickelnden Werke „Incanto“ Nos. 3 & 4, die mit den Möglichkeiten von Temposchwankungen experimentieren. Komplettiert wird die Box durch den „NLXL“-Zyklus, der als musikalische Begleitung (Neudeutsch: „Soundtrack“) für die gleichnamige Ausstellung des Landschaftsfotografen Karel Tomeï kreiert wurde, der die Niederlande aus einem Segelflugzeug von oben fotografierte.
Jeroen van Veen ist bei dieser Produktion selbstredend sein eigener und bestmöglicher Interpret. Bei den Werken für zwei Klaviere und für vier Hände wird er von seiner Frau Sandra unterstützt; bei der „Ballade for Frank“ ist der Widmungsträger Frank Steijns am Carillon (einem spielbaren Glockenspiel, wie man sie in den Niederlanden häufig in Kirchen und Rathaustürmen finden kann) neben Jeroen van Veen zu hören. Wie üblich sind die Aufnahmen klanglich exzellent geraten. Sie entstanden im Studio 1 der Van Veen Productions im niederländischen Culemborg; die NLXL-Aufnahmen entstanden im August 2011 während der NLXL-Ausstellung.
Fazit: Wer Jeroen van Veens ausgedehnte Klangreisen in die Minimal Music von Glass, ten Holt, Pärt, Einaudi und Co. mag, wird seine eigenen Kompositionen lieben. Van Veen belegt einmal mehr, auch bei seinen eigenen Kompositionen, wie unverkrampft und unprätentiös zeitgenössische Musik heute sein kann, ohne weder anstrengend noch langweilig zu sein.
Die 5-CD-Box Jeroen van Veen: Piano Music ist am 25. April 2014 auf Brilliant Classics (9454) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.
Zum Album gibt es bei Spotify eine einführende Playlist: