Claudio Astronio – Wilhelm Friedemann Bach: Complete Harpsichord Music

Wilhelm Friedemann Bach (1710–1784) war der älteste Sohn Johann Sebastian Bachs; gleichzeitig gilt er als der unbekannteste der komponierenden Bachsöhne. Er distanzierte sich musikalisch am stärksten vom damals eher konservativem Stil seines Vaters, was von seinen Zeitgenossen als zwanghafte, bewusste Respektlosigkeit ausgelegt wurde. Ein Bachsohn hatte zu klingen wie ein Bachsohn. Diese Einstellung verhinderte lange eine objektive Bewertung der Musik Wilhelm Friedemanns, ohne eben auf den Vater Bezug zu nehmen. Heute sieht man in seinem kleinen aber feinen Œuvre einen visionären Vorgriff auf die kommende Klassik und Romantik.

Wie viele Komponisten seiner Zeit schrieb W. F. Bach seine Werke fürs „Clavier“ und ließ dabei offen, ob sie eher für das Cembalo, die Orgel oder das damals aufkommende Fortepiano intendiert waren. Vieles weist allerdings darauf hin, dass der „Hallesche Bach“, wie er auch genannt wird, seine Sonaten, Fantasien, Fugen, Polonaisen und Suiten vornehmlich für das Cembalo komponierte, auf dem er selbst das Musizieren erlernt hatte.

Der Musikwissenschaftler, Dirigent, Cembalist und Organist Claudio Astronio gehört zu den vielseitig begabtesten italienischen Musikern seiner Generation. Ob als einfühlsamer Dirigent von Barockopern oder als technisch brillanter Interpret seltener Cembalomusik, Astronio verbindet Sachkenntnis mit einem intuitiven Gespür für die jeweilige Partitur. Nachdem er vor einigen Jahren bereits Cembalokonzerte von W. F. Bach aufnahm (BRC 94057), widmet er sich nun der vollständigen Solomusik für Cembalo des immer noch unterschätzten Komponisten. Neben bereits bekannten Werken legt er Weltersteinspielungen einiger Menuette, vierer Choralvorspiele (für Orgel) und einer Ouvertüre vor, die aus Handschriften der Litauischen Nationalbibliothek transkribiert wurden.

Wilhelm Friedemann Bach: Complete Harpsichord Music von Claudio Astronio ist am 4. August 2017 auf Brilliant Classics (94240) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de oder → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Weitere Informationen zum Album findet man auf der englischsprachigen Produktseite:
http://brilliantclassics.com/articles/w/wf-bach-complete-harpsichord-music/

Quartetto Delfico – Vincenzo Manfredini: String Quartets

Der Name Vincenzo Manfredini (1737-1799) ist heute nur wenigen Kennern geläufig. Anders ist das bei seinem Vater: Francesco Manfredini, der Barockkomponist, hat sich zumindest mit dem sogenannten Weihnachtskonzert (das „Pastorale per il Ss. Natale“ aus den Concerti op. 3) unsterblich gemacht. Dabei war Sohn Vincenzo (und auch der andere komponierende Sohn Giuseppe) zu Lebzeiten eine durchaus bekannte Figur in der europäischen Musikwelt. So wirkte er als Cembalist, Komponist und Musiktheoretiker in verschiedenen norditalienischen Zentren. Seinen Karriere-Höhepunkt erreicht er am Hofe Katharinas der Großen in St. Petersburg, wo er über zehn Jahre wirkte.
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»Domenico Scarlatti – Complete Keyboard Sonatas« auf klassik.com besprochen

Pieter-Jan Belder: Domenico Scarlatti - Complete Keyboard SonatasDie quasi konkurrenzlose Gesamteinspielung sämtlicher Sonaten von Domenico Scarlatti (1685-1757) durch den niederländischen Cembalisten, (Forte-)Pianisten und Scarlatti-Experten Pieter-Jan Belder gilt sowohl editorisch, als auch interpretatorisch als Referenzaufnahme. Scarlattis innovative Neuerungen brachten ihm die Bewunderung späterer Pianisten-Generationen wie Frédéric Chopin, Johannes Brahms, Vladimir Horowitz, Arturo Benedetti Michelangeli und Marc-André Hamelin usw. ein.

Die 36-CD-Box wurde nun von Tobias W. Pfleger im unabhängigen Musikmagazin klassik.com vorgestellt.
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Pieter-Jan Belder: Domenico Scarlatti – Complete Keyboard Sonatas

Domenico ScarlattiDer Komponist Domenico Scarlatti (1685-1757) kam im italienischen Neapel zur Welt und wurde von seinem berühmten, einflussreichen Vater Alessandro Scarlatti ausgebildet. Nachdem er zunächst Italien mit seinem Vater bereiste, verbrachte er den größten Teil seiner Karriere am spanischen und portugiesischen Hof. Dies war für italienische Komponisten des Barocks nichts ungewöhnliches: Italienische Musik und Musiker waren damals in ganz Europa en vogue. Als der vielleicht beste und originellste Cembalist aller Zeiten lag der Schwerpunkt seiner Kompositionen naturgemäß auf den Tasteninstrumenten, für die er insgesamt 555 Sonaten schrieb. Wie kein anderer Komponist seiner Generation verstand es Scarlatti, die regionalen Gepflogenheiten seines jeweiligen Aufenthaltsortes in seine Werke mit einfließen zu lassen, ohne seinen Personalstil dabei aufzugeben. Gleichzeitig entwickelte er Zeit seines Lebens seine Kompositionstechnik weiter und passte sich der veränderten Ästhetik seiner Arbeitgeber und der Epoche, nicht zuletzt auch der sich verändernden Instrumente an. Scarlatti blieb Zeit seines Lebens up-to-date: Sind die frühen Sonaten noch stark von den Rhythmen spanischer Volkstänze in spätbarocker Ausführung geprägt, so weisen seine späten Sonaten bereits alle wesentlichen Stilmerkmale der Frühklassik auf und dienten den nachfolgenden Generationen als Vorlage.

Mehr noch: Scarlattis phantasievolle Ideen und innovative Neuerungen brachten ihm die Bewunderung auch späterer Generationen von Pianisten und Komponisten wie Frédéric Chopin, Johannes Brahms, Béla Bartók, Dmitri Shostakovich, Vladimir Horowitz, Emil Gilels, Arturo Benedetti Michelangeli und Marc-André Hamelin ein.
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»C. P. E. Bach – Erwacht zum neuen Leben: Oden & Sacred Songs« auf klassik.com (und bei WDR 3) besprochen

Carl Philipp Emanuel BachDer bekannteste und zu Lebzeiten erfolgreichste der Bachsöhne, Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) war für die aufkommende (Wiener) Klassik wichtiger, als das heute allgemein angenommen wird. Für viele stilprägende Veränderungen legte er den Grundstein. So schrieb Joseph Haydn über ihn nicht von ungefähr: »Wer mich gründlich kennt, der muss finden, dass ich dem Emanuel Bach sehr vieles verdanke, dass ich ihn verstanden und fleißig studiert habe.« Auch für das klassische und romantische Kunstlied gab er wichtige Impulse. Seine zahlreichen Vertonungen säkulärer Oden und von geistlichen Lieder waren Vorbild für das umfangreiche Lied-Schaffen, das Ende des 18. Jahrhunderts/ im 19. Jahrhundert zu einem populären Genre ausgebaut wurde.
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