Gast-Rezension von Rainer Aschemeier, Autor des Musikblogs The Listener. Das Original der Besprechung findet man hier
Jules Massenet (1842-1912) teilt das gleiche Schicksal wie seine Zeitgenossen Ruggiero Leoncavallo und Pietro Mascagni: Sein heutiger Ruhm gründet sich auf eine einzelne Oper – der Rest des kompositorischen Werks wird praktisch nie aufgeführt.
Vielleicht muss man sagen, dass es im Falle Massenets sogar noch ein wenig schlimmer ist, denn er ist nicht wegen einer ganzen Oper bekannt (am bekanntesten dürfte wohl seine „Werther“-Vertonung sein), sondern wegen eines einzigen, recht kurzen Zwischenspiels aus einer Oper. Gemeint ist natürlich die auf zahllosen Klassik-Samplern verteretene „Meditation“ aus der Oper „Thaïs“. Auch wenn jenes Massenet-Vorzeigehäppchen eine schmalztriefende Paradeschnulze sondergleichen ist, muss man doch zugestehen, dass man sich seinem Charme kaum entziehen kann – ganz gleich, wie sehr man sonst auch der hohen Kunst huldigt.
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