Der Komponist Domenico Cimarosa (1749–1801) ist heute vor allem als herausragende Figur der italienischen Oper des ausgehenden 18. Jahrhunderts bekannt. Als erfolgreicher Komponist wirkte er in seiner Heimatstadt Neapel aber auch in Florenz, Venedig, Wien und, auf persönliche Einladung von Katharina der Großen, am russischen Hof in Sankt Petersburg. Neben seinen 99 Opern (!) schrieb der Italiener allerdings auch zahlreiche Messen und Oratorien und hinterließ ein beachtliches Instrumentalwerk, in dessen Zentrum seine 88 Klaviersonaten stehen.
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Femminile Harmònia · I Musicali Affetti, Michele Peguri – Nicola Antonio Porpora: Alle Figlie del Coro · Female Choirs of Baroque Venice
Nicola Antonio Porpora (1686-1768) gehört zu den herausragenden Figuren der italienischen Opernwelt des 18. Jahrhunderts. Er hinterließ mindestens 53 Opern, außerdem kunstvolle Kammermusik sowie ein kleines geistliches Œuvre. Einige dieser sakralen Chorwerke wurden für den Mädchenchor des Waisenhauses ‘Ospedale dei Poveri Derelitti’ in Venedig komponiert.
Der Frauenchor Femminile Harmònia hat für “Alle Figlie del Coro” eine Reihe dieser Kompositionen ausgewählt, die sie gemeinsam mit dem Barockensemble I Musicali Affetti und den beiden Solistinnen Paola Crema und Maria Zalloni aufgenommen haben. Porporas farbenfrohe Kirchenmusik legt den Schwerpunkt auf die Schönheit der Schöpfung und die Glorifizierung Gottes. Die profunde Kenntnis der menschlichen Stimme, die er sich als Gesangslehrer und erfahrener Opernkomponist erworben hatte, kommt den kleinen Meisterwerken sehr zugute. Ihre Nähe zur weltlichen Musik lässt sich nicht überhören, weder in den geradezu heiteren Momenten, noch in der Stimmführung. Porporas geistliche Musik hat nichts von jener protestantischen Strenge, die nördlich der Alpen üblich war.
Die Sängerinnen des Chores, aber auch die beiden Solistinnen singen mit großer Natürlichkeit, gleichzeitig wahren sie bei aller Diesseits-Gewandtheit der Musik eine ungekünstelte Frömmigkeit und zelebrieren das Gotteslob mit angemessener Feierlichkeit.
Nicola Antonio Porpora: Alle Figlie del Coro · Female Choirs of Baroque Venice ist am 12. Juni 2015 auf Brilliant Classics (95159) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.
Weitere Infos zu „Alle Figlie del Coro“ sowie das erweiterte Booklet mit sämtlichen gesungenen Texte findet man auf der englischsprachigen Produktseite:
http://brilliantclassics.com/articles/p/porpora-alle-figlie-del-coro/
Various: Dvořák Edition — Enzyklopädische Sammlung mit weiten Teilen des Gesamtwerks des tschechischen Nationalkomponisten
Der Tscheche Antonín Dvořák (1841-1904) gehört zu den beliebtesten Komponisten weltweit und das, obwohl nur relativ wenige Werke seines Œuvres wirklich bekannt sind. Allen voran die berühmte “Sinfonie aus der Neuen Welt”, dann das Cellokonzert, das Violinkonzert, das Dumky-Klaviertrio, die Oper “Rusalka” und vielleicht noch die späten Streichquartette begründen heute seinen Ruhm. Freilich: Auch seine weniger bekannten Kompositionen offenbaren sein einzigartiges Talent, volkstümlich anmutende Melodien in formvollendete Werke mit zartem romantischen Schmelz und herrlich differenzierten Klangfarben zu verwandeln.
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Various: Chopin Complete Edition — Das Gesamtwerk
Der Name Frédéric Chopin (1810–1849) steht wie vielleicht kein Zweiter für das Klischee des romantischen Künstlers schlechthin: ein obsessiver Pianist und genialer Komponist, der nach dem Zerbrechen der großen, inspirierenden Liebesgeschichte mit George Sand unter dramatischen Umständen früh starb. Beim unbestritten wichtigsten polnischen Nationalkomponisten stehen Legende und Wahrheit oft dicht beieinander und lassen sich kaum trennen. Ein Grund dafür mag sein, dass seine Klavierwerke mit ihrer universellen Sprache die Archetypen für Liebe, Schönheit, Melancholie, Zärtlichkeit und Leidenschaft geradezu definieren und in gewisser Weise sein eigenes Leben reflektieren. Doch bei aller Empathie, die bei der Interpretation seiner virtuosen Kompositionen unabdingbar ist, standen bei Chopin stets Inhalt und Form im Vordergrund. Ausgehend von den oft schlichten Tänzen seiner Heimat, etwa den Mazurken oder den Polonaisen, oder bekannten klassischen Satzformen, wie dem Scherzo oder dem Rondo, erweiterte Chopin deren einfache Strukturen harmonisch, dynamisch und rhythmisch und ermöglichte so eine bemerkenswerte Ausdehnung der Ausdrucksmöglichkeiten.
Die dritte Auflage der Chopin Complete Edition vereint die bewährten Höhepunkte der beiden vorigen Fassungen mit neuem Material zur künstlerisch und klanglich besten Chopin-Gesamtaufnahme aus dem Hause Brilliant Classics. Die Neuaufnahmen stammen vom italienischen Pianisten Alessandro Deljavan (mit den beiden Études-Zyklen opp. 10 & 25 und den Walzern), dem Münchener Wolfram Schmitt-Leonardy (Klaviersonaten Nos. 2 & 3, die Préludes, Ballades und Impromptus) und dem russischen Gewinner des Moskauer Chopin-Wettbewerbs 1992 Rem Urasin (Mazurken). Bei den Lizenzaufnahmen glänzt die bekannte Chopin-Expertin Ewa Kupiec mit den beiden Klavierkonzerten, während die US-amerikanischen Pianisten-Ikonen Abbey Simon und Earl Wild bei den kleineren Werken für Klavier und Orchester respektive mit den „Nocturnes“ zu hören sind. Als Highlight beinhaltet die Box eine der unbestritten besten Chopin-Aufnahmen aller Zeiten, die „Scherzi“ von Ivan Moravec.
Bis auf eine CD (mit exzellentem Hi-Fi-Material von 1972) handelt es sich bei den hier zusammengefassten Interpretationen ausschließlich um hochwertige digitale Aufnahmen, die zwischen 1989 und 2015 für so renommierten Labels wie Ars Produktion, Dorian Sono Luminus, Ivory Classics, Oehms Classics, Piano Classics, Vox und als Eigenproduktionen entstanden. Das 16-seitige Booklet gibt einen ersten Überblick über Leben und Werk dieses einzigartigen Komponisten.
Fazit: Die Chopin Complete Edition präsentiert Chopins Gesamtwerk in hervorragenden Aufnahmen zum Schnäppchenpreis. Neben den bekannten Kompositionen bietet die Sammlung die nahezu einmalige Möglichkeit, auch die unbekannten Seiten Chopins, etwa seine polnischen Lieder oder seine Kammermusik, in fachkundigen Aufnahmen kennenzulernen.
Die Chopin Compete Edition ist am 3. April 2015 auf Brilliant Classics (94660) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.
Weitere Infos zur Chopin Complete Edition sowie die komplette Tracklist findet man auf der englischsprachigen Produktseite: http://brilliantclassics.com/articles/c/chopin-complete-edition/
Pieter-Jan Belder · Maurizio Croci & Pieter Van Dijk – Antonio Soler: Keyboard Sonatas · Six Concertos for Two Organs
Padre Antonio Soler (1729–1783) war einer der faszinierendsten Komponistenfiguren des 18. Jahrhunderts. Er verbrachte einen Großteil seines Lebens als Kapellmeister des Klosters der Hieronymiten von El Escorial. Dort komponierte er zahlreiche virtuose Sonaten für Tasteninstrumente, aber auch geistliche Vokalwerke, Villancicos und Kammermusikwerke. Zumindest einen Teil seiner Sonaten schrieb er für den spanischen Prinzen Don Gabriel, dem er täglich Klavierunterricht gab. Neben Domenico Scarlatti, den der junge Soler noch persönlich kennenlernen konnte, gehört er zu den wichtigsten Komponisten von Cembalosonaten im 18. Jahrhundert. Ein gegenseitiger Einfluss der beiden Komponisten ist aus heutiger Sicht mehr als wahrscheinlich, trotzdem gibt es stilistisch prinzipielle Unterschiede: Während Scarlatti nur sehr dosiert spanische Folklore in seine Sonaten einfließen ließ, verwendete Soler bei seinen Kompositionen oft eindeutig identifizierbare volkstümliche Flamenco-Elemente.
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Various: Telemann Edition (2015 Edition) — repräsentativer Querschnitt aus dem immensen Œuvre Telemanns
Georg Philipp Telemann (1681-1767) schrieb in seiner ungewöhnlich langen, 75 Jahre währenden Schaffenszeit unvorstellbare 3600 Werke. Sein imposantes Œuvre übertrifft das nicht gerade kleine Gesamtwerk seines Zeitgenossen und Freundes Bach um ein Vielfaches, allerdings gelten heute viele von Telemanns Kompositionen als verschollen.
Der kreative Fleiß hat Telemann keinen gebührenden Ruhm beschert, im Gegenteil: Zwar war er zu Lebzeiten ein äußerst erfolgreicher und einflussreicher Komponist, doch bereits kurz nach seinem Tod, spätestens aber in der Romantik, fand eine systematische Diffamierung der Werke und der Person Telemanns statt. Der Geniekult um Johann Sebastian Bach führte zu einer zwangsläufigen Abwertung aller anderen Komponisten. Zunächst warf man Telemann mangelnde Ernsthaftigkeit in der sakralen Musik vor, bald schon verschmähte man ganz allgemein seine »schädliche Fruchtbarkeit« mit der Begründung, dass man von einem Vielschreiber eben keine Meisterwerke erwarten könne. Erst mit der Originalklang-Bewegung und ihrer permanenten Quellensuche begann eine neue, unvoreingenommene Generation von Musikwissenschaftlern und Musikern, Telemanns Werk noch einmal objektiv anhand von Originalität und handwerklicher Kunstfertigkeit zu beurteilen.
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Michel Cardin – Silvius Leopold Weiss: The Complete London Manuscript
Silvius Leopold Weiss (1687–1750) gilt heute als wichtigster deutscher Komponist für Lautenmusik des Barocks. Der älteste Sohn des oberschlesischen Lauten- und Theorbenspielers Johann Jacob Weiss wurde, wie seine Geschwister Johann Sigismund und Juliana Margaretha, schon früh vom Vater unterrichtet. Im Laufe seiner langen Karriere entwickelte Silvius Leopold sich zum letzten bedeutenden Lauten-Virtuosen Europas. Mit über 600 Kompositionen hinterließ er ein beachtliches Vermächtnis. Der Ruhm Weiss’ zu Lebzeiten konnte den Niedergang der Laute allerdings nicht dauerhaft verhindern. Weiss’ Werke gerieten nach seinem Tod schnell in Vergessenheit, zumal sie zum Großteil lediglich als Manuskripte vorlagen. Erst im 20. Jahrhundert wurde sein Œuvre wiederentdeckt und gewürdigt.
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Ivan Moravec – Frédéric Chopin: Scherzi and other music
Die vier Scherzi (opp. 20, 31, 39, 54) von Frédéric Chopin (1810-1849) gehören zu seinen bedeutendsten Klavierwerken. Mit dem eigentlichen Wortsinn (Scherzo = ital.:Scherz) haben sie freilich nichts mehr zu tun. Die vier Kompositionen, die ungefähr zwischen 1830 und 1843 entstanden, sind keine heiteren Tanzsätze (wie etwa bei Beethoven), sondern geradezu dämonisch anmutende, virtuoseste Musik mit raschen Tempi und zahlreichen pianistischen Höchstschwierigkeiten.
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Les Métaboles, Léo Warynski – Mysterious Nativity: Music for choir by G. Sviridov, A. Schnittke, D. Tchesnokov
In der säkularisierten Gegenwart ist die Wiederbelebung der geistlichen Musik ein bemerkenswertes Phänomen. Zwar nimmt die Bedeutung von Religion (zumindest in weiten Teilen der westlichen Welt) im Alltag immer weiter ab, sakrale Werke finden aber nach wie vor großen Anklang, sei es, weil sie mir ihrem meditativen Grundcharakter eine Art Gegenpol zur immer schneller getakteten Welt darstellen, sei es, weil sie auf unmittelbare Weise die Sehnsucht der Menschen nach Spiritualität erfüllen. Selbst in den Jahrzehnten systematischer staatlicher Unterdrückung im Ostblock konnte man die Jahrtausende alte Tradition der geistlichen Musik nicht ganz unterdrücken. Eine der ältesten Musiktraditionen überhaupt, die wichtigste Grundlage unserer heutigen Kunstmusik, erneuert sich immer wieder neu.
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Various: Vivaldi Edition – Umfangreicher Querschnitt aus dem Gesamtwerk Antonio Vivaldis
Antonio Vivaldi (1678-1741) gehört heute zu den beliebtesten Komponisten weltweit. Dabei fußte sein moderner Ruhm lange Zeit auf einem einzigen Werk, den “Vier Jahreszeiten”. Ironischerweise waren “Le quattro stagioni” bis in die 1950er Jahre nahezu unbekannt, heute zählt man mehr als 1000 Veröffentlichungen des Zyklus.
Die Erkenntnis, dass Vivaldi weitaus mehr als diese vier Konzerte geschrieben hat und dass er von seinen Kollegen (insbesondere von Pisendel und Bach) bewundert wurde, setzt sich langsam auch im Bewusstsein breiterer Hörerschichten durch. Der ‘rote Priester’, so der Spitzname wegen seiner auffälligen Haarfarbe, war ein überaus produktiver Komponist. Heute sind fast 50 Opern, über 50 geistliche Vokalwerke, mindestens 90 Sonaten und über 500 Konzerte aus seinem OEuvre bekannt, das möglicherweise noch weitaus umfangreicher war. Viele Werke gelten bis heute als verschollen.
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