Various: Telemann Edition (2015 Edition) — repräsentativer Querschnitt aus dem immensen Œuvre Telemanns

Georg Philipp Telemann - Portrait von Valentin Daniel Preisler [Public domain]Georg Philipp Telemann (1681-1767) schrieb in seiner ungewöhnlich langen, 75 Jahre währenden Schaffenszeit unvorstellbare 3600 Werke. Sein imposantes Œuvre übertrifft das nicht gerade kleine Gesamtwerk seines Zeitgenossen und Freundes Bach um ein Vielfaches, allerdings gelten heute viele von Telemanns Kompositionen als verschollen.

Der kreative Fleiß hat Telemann keinen gebührenden Ruhm beschert, im Gegenteil: Zwar war er zu Lebzeiten ein äußerst erfolgreicher und einflussreicher Komponist, doch bereits kurz nach seinem Tod, spätestens aber in der Romantik, fand eine systematische Diffamierung der Werke und der Person Telemanns statt. Der Geniekult um Johann Sebastian Bach führte zu einer zwangsläufigen Abwertung aller anderen Komponisten. Zunächst warf man Telemann mangelnde Ernsthaftigkeit in der sakralen Musik vor, bald schon verschmähte man ganz allgemein seine »schädliche Fruchtbarkeit« mit der Begründung, dass man von einem Vielschreiber eben keine Meisterwerke erwarten könne. Erst mit der Originalklang-Bewegung und ihrer permanenten Quellensuche begann eine neue, unvoreingenommene Generation von Musikwissenschaftlern und Musikern, Telemanns Werk noch einmal objektiv anhand von Originalität und handwerklicher Kunstfertigkeit zu beurteilen.
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Michel Cardin – Silvius Leopold Weiss: The Complete London Manuscript

Silvius Leopold Weiss - By Bartolomeo Folino (1730–after 1808), after Balthazar Denner (1685–1749). (Bibliothèque nationale de France) [Public domain]Silvius Leopold Weiss (1687–1750) gilt heute als wichtigster deutscher Komponist für Lautenmusik des Barocks. Der älteste Sohn des oberschlesischen Lauten- und Theorbenspielers Johann Jacob Weiss wurde, wie seine Geschwister Johann Sigismund und Juliana Margaretha, schon früh vom Vater unterrichtet. Im Laufe seiner langen Karriere entwickelte Silvius Leopold sich zum letzten bedeutenden Lauten-Virtuosen Europas. Mit über 600 Kompositionen hinterließ er ein beachtliches Vermächtnis. Der Ruhm Weiss’ zu Lebzeiten konnte den Niedergang der Laute allerdings nicht dauerhaft verhindern. Weiss’ Werke gerieten nach seinem Tod schnell in Vergessenheit, zumal sie zum Großteil lediglich als Manuskripte vorlagen. Erst im 20. Jahrhundert wurde sein Œuvre wiederentdeckt und gewürdigt.
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Ivan Moravec – Frédéric Chopin: Scherzi and other music

Frédéric Chopin, by Louis-Auguste Bisson, very old and poor copy, completely restored and remastered by Amano1 CC-BY-SA-3.0 (http://bit.ly/CCBYSA)Die vier Scherzi (opp. 20, 31, 39, 54) von Frédéric Chopin (1810-1849) gehören zu seinen bedeutendsten Klavierwerken. Mit dem eigentlichen Wortsinn (Scherzo = ital.:Scherz) haben sie freilich nichts mehr zu tun. Die vier Kompositionen, die ungefähr zwischen 1830 und 1843 entstanden, sind keine heiteren Tanzsätze (wie etwa bei Beethoven), sondern geradezu dämonisch anmutende, virtuoseste Musik mit raschen Tempi und zahlreichen pianistischen Höchstschwierigkeiten.
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Christian Lambour – Various Composers: Organ Music for Christmas

Die Callinet-Orgel in der Kirche Notre-Dame in St-Etienne – Bild von Jeanluc42 unter gemeinfreier LizenzDas französische Wort Noël bedeutet nicht nur Weihnachten (»Fête de la naissance de Jésus-Christ« so das französische Wörterbuch Larousse), es ist auch (klein geschrieben, noël) die Bezeichnung für das „Weihnachtslied“ (»Cantique spirituel en langue vernaculaire célébrant la nativité de Jésus-Christ« bzw. »Chanson populaire inspirée par la fête de Noël«) oder für eine Instrumentalkomposition über das Thema eines Weihnachtsliedes (»Pièce instrumentale écrite sur un thème de noël chanté«). Generationen von französischen Organisten haben seit dem Spätbarock diese Kunstform entwickelt und mit zahlreichen Kompositionen bereichert.
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Modo Antiquo, Federico Maria Sardelli – Federico Maria Sardelli: Sacred Music

Der aus dem toskanischen Livorno stammende Federico Maria Sardelli (*1963) ist ein echter Tausendsassa: Als Dirigent seines Ensembles Modo Antiquo hat er sich in den vergangenen zwanzig Jahren einen Namen als herausragender Interpret der Musik Vivaldis und Scarlattis gemacht. Mit dem Erstellen der neuen kritischen Notenausgabe der Werke Vivaldis für das venezianische Vivaldi-Institut, leistet er als Musikwissenschaftler unschätzbare Pionierarbeit, darüber hinaus ist Sardelli ein in Italien bekannter satirischer Schriftsteller und Zeichner.
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István Várdai · Pannon Philharmonic, Tibor Bogányi – Pyotr Ilyich Tchaikovsky: Rococo Variations (Original and revised version) · Music for Cello and Orchestra

Pyotr Illyich Tchaikovsky (Portrait von Nikolai Kusnezow)Unter den vielen beliebten Melodien des russischen Komponistenvon Pyotr Ilyich Tchaikovsky (1840–1893) spielen die Werke für Kammerorchester heutzutage nur eine untergeordnete Rolle. Zu Lebzeiten war dies völlig anders: Da war es vor allem seine bezaubernde Salonmusik für kleine Ensembles mit ihren charmanten Einflüssen aus der Volksmusik, die seinen Ruhm begründeten. Nirgendwo sonst kam Tchaikovsky seinem Idol Mozart näher als bei diesen melodiereichen Kleinoden. Nach seinem Tod kehrte sich die Wertschätzung seines Œuvres diametral um, nicht zuletzt wegen der drastischen politischen Veränderungen in Russland: Plötzlich wurden seine dramatischen Werke, die späten Sinfonien, die Konzerte und die Opern, im höchsten Maße geschätzt, während seine Kammerwerke als bloße Unterhaltungsmusik für die (verabscheuungswürdige) Aristokratie abgetan wurden.
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Les Métaboles, Léo Warynski – Mysterious Nativity: Music for choir by G. Sviridov, A. Schnittke, D. Tchesnokov

Gottesmutter von Wladimir, ein Nationalheiligtum Russlands und der russisch-orthodoxen Kirche. (Konstantinopel, um 1100)In der säkularisierten Gegenwart ist die Wiederbelebung der geistlichen Musik ein bemerkenswertes Phänomen. Zwar nimmt die Bedeutung von Religion (zumindest in weiten Teilen der westlichen Welt) im Alltag immer weiter ab, sakrale Werke finden aber nach wie vor großen Anklang, sei es, weil sie mir ihrem meditativen Grundcharakter eine Art Gegenpol zur immer schneller getakteten Welt darstellen, sei es, weil sie auf unmittelbare Weise die Sehnsucht der Menschen nach Spiritualität erfüllen. Selbst in den Jahrzehnten systematischer staatlicher Unterdrückung im Ostblock konnte man die Jahrtausende alte Tradition der geistlichen Musik nicht ganz unterdrücken. Eine der ältesten Musiktraditionen überhaupt, die wichtigste Grundlage unserer heutigen Kunstmusik, erneuert sich immer wieder neu.
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Coro della Facoltà di Musicologia, Cremona · 15.19ensemble · Il Giardino Delle Muse – Giovanni Albini: Musica Sacra

Giovanni Albini (*1982) ist »einer der interessantesten Komponisten der zeitgenössischen Szene« (so das italienische Panorama-Magazin). In seinen Kompositionen führt er einfache Stimmführungen, Vorhaltakkorde und diatonische
Tonleitern mittels universeller Regeln der Mathematik zu einer Art “harmonischem Continuum” zusammen. So abstrakt sein mathematischer Ansatz auch klingen mag, so überzeugend sind seine Ergebnisse, so musikalisch ist seine Klangsprache
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Various: Vivaldi Edition – Umfangreicher Querschnitt aus dem Gesamtwerk Antonio Vivaldis

Antonio Vivaldi - By François Morellon la Cave (de.wikipedia and fi.wikipedia) [Public domain]Antonio Vivaldi (1678-1741) gehört heute zu den beliebtesten Komponisten weltweit. Dabei fußte sein moderner Ruhm lange Zeit auf einem einzigen Werk, den “Vier Jahreszeiten”. Ironischerweise waren “Le quattro stagioni” bis in die 1950er Jahre nahezu unbekannt, heute zählt man mehr als 1000 Veröffentlichungen des Zyklus.

Die Erkenntnis, dass Vivaldi weitaus mehr als diese vier Konzerte geschrieben hat und dass er von seinen Kollegen (insbesondere von Pisendel und Bach) bewundert wurde, setzt sich langsam auch im Bewusstsein breiterer Hörerschichten durch. Der ‘rote Priester’, so der Spitzname wegen seiner auffälligen Haarfarbe, war ein überaus produktiver Komponist. Heute sind fast 50 Opern, über 50 geistliche Vokalwerke, mindestens 90 Sonaten und über 500 Konzerte aus seinem OEuvre bekannt, das möglicherweise noch weitaus umfangreicher war. Viele Werke gelten bis heute als verschollen.
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Il Rossignolo – Georg Philipp Telemann: Virtuoso

Georg Philipp Telemann - Portrait von Valentin Daniel Preisler [Public domain]Der Magdeburger Georg Philipp Telemann (1681-1767) war ein äußerst fleißiger und zu Lebzeiten äußerst erfolgreicher Komponist. Sein Ruhm übertraf zu Lebzeiten den seines Zeitgenossen (und Freundes) Johann Sebastian Bach, trotzdem wird sein Werk bis zum heutigen Tag weitaus weniger gewürdigt, als das seiner bekannten Zeitgenossen Bach, Händel oder Vivaldi. Die “systematische Diffamierung” (so formuliert es die → Wikipedia treffend) im 19. Jahrhundert, bei der man Telemann man mangelnde Ernsthaftigkeit und repetitive Stereotypen in der Musik vorwarf, belastet – gerade in seinem Heimatland – immer noch seinen Ruf und macht eine vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit seinem Werk schwierig.
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