Staatskapelle Berlin, Otmar Suitner | Janáček Philharmonic Orchestra, Theodore Kuchar | Royal Philharmonic Orchestra, John Farrer – Antonín Dvořák: Complete Symphonies · Slavonic Dances · Overtures · Symphonic Poems

Antonín DvořákAntonín Dvořák (1841-1904) ist heutzutage einer der populärsten böhmischen Komponisten. Seine beschwingte Kammermusik, seine sinnlichen Konzerte für Violine und Cello und vor allem seine pittoreske, melodische und kraftvolle Sinfonie No. 9 „aus der neuen Welt“ (oder “Symfonie Z nového světa”, so der tschechische Originaltitel) – sind Dauerbrenner in den Konzertsälen und Diskografien. Aber so sehr Dvořák heute im Konzertbetrieb auf drei, vier Werke reduziert wird, so hochkarätig ist sein gesamtes Œuvre, das – bis auf wenige Ausnahmen eben – außerhalb seiner Heimat trotzdem oftmals unbeachtet bleibt. Das gilt auch (und im besonderen Maße) für die acht Sinfonien vor der berühmten Neunten …

Staatskapelle Berlin, Otmar Suitner u.a. - Antonín Dvořák: Complete Symphonies · Slavonic Dances · Overtures · Symphonic PoemsDie nun bei Brilliant Classics erscheinende 9-CD-Sammelbox fasst sämtliche Sinfonien Dvořáks in den hervorragenden Eterna-Aufnahmen der Staatskapelle Berlin unter der kompetenten Leitung von Otmar Suitner zusammen. Sie entstanden zwischen 1979 und 1983 und sind seitdem nicht mehr aus den Plattenregalen wegzudenken.

Suitners Zyklus zeichnet sich bei aller Lebhaftigkeit und Wärme durch das konsequente Vermeiden romantisierender Überzeichungen aus. Das Ergebnis ist eine bemerkenswert farbenfrohe, facettenreiche und unkitschige Lesart Dvořáks, der hier in (nahezu) klassischem Glanz erstrahlt: Das hier ist echtes Böhmen, keine sentimentale Karikatur aus westlicher Sicht.

Sinnvoll ergänzt wird die Box durch die beiden Zyklen der „Slawischen Tänze“, opp. 46 & 72 in der gelungenen Aufnahme des Royal Philharmonic Orchestra unter John Farrer (1989 ursprünglich beim englischen ASV-Label erschienen) sowie durch die überzeugenden Aufnahmen der nahezu aller Ouvertüren und sämtlicher sinfonischen Dichtungen Dvořáks, die das Janáček Philharmonic Orchestra unter Theodore Kuchar 2004 für Brilliant Classics einspielte.

Fazit: In dieser 9-CD-Box sind bekannte und weniger bekannte Highlights Dvořáks zusammengefasst. Das Interpretationsniveau ist sehr hoch, die Klangqualität der Aufnahmen, auch der älteren analogen DDR-Aufnahmen, ist überraschend gut. Wer die Sinfonie aus der neuen Welt liebt, der wird mit dieser Box noch viele weitere Highlights entdecken können.

Musik & Interpretation
Klangqualität
Cover & Booklet

Die 9-CD-Box Antonín Dvořák: Complete Symphonies · Slavonic Dances · Overtures · Symphonic Poems mit Aufnahmen der Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Otmar Suitner, des Janáček Philharmonic Orchestra unter Theodore Kuchar und des Royal Philharmonic Orchestra unter John Farrer ist am 17. Mai 2013 auf Brilliant Classics (94671) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Heute vor 119 Jahren …

Antonín DvořákHeute vor 119 Jahren wurde in New York die Sinfonie No. 9 in e-Moll, op. 95 „Aus Der Neuen Welt“ von Antonín Dvořák (1841-1904) uraufgeführt. Die kraftvolle Sinfonie mit ihren originellen Themen (seinerzeit übrigens unter als Sinfonie No. 5 bekannt) gehört seit jenem Tag zu den populärsten Werken im gesamten klassischen Repertoire und ist das bekannteste Werk des böhmischen Komponisten. Kaum ein Orchester, das sie noch nicht gespielt hat; kaum eine Plattenfirma, die nicht mindestens eine Aufnahme der „Symfonie „Z nového světa“ (so der tschechische Titel) im Programm führt.
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Orquesta Sinfónica de Venezuela, Theodore Kuchar: Latin American Classics

Gast-Rezension von Rainer Aschemeier, Autor des Musikblogs The Listener. Die Besprechung kann man auch dort finden.

Theodore Kuchar; Foto: Qasinka [Public domain]Diese CD markiert die Rückkehr eines der interessantesten Dirigenten der letzten 20 Jahre. Ich hatte schon befürchtet, man würde gar nichts mehr von ihm hören, doch hier ist er wieder: Theodore Kuchar. Der ukrainisch-amerikanische Musiker wurde 1960 in New York City geboren und begann seine Karriere als Bratschist. In diesem Sektor brachte er es bis zum ersten Bratschisten des renommierten Cleveland Orchestra und baute sich nebenbei eine eindrucksvolle Laufbahn als Dirigent auf.

Durch einen Mammutvertrag mit Naxos, der über 100 CD-Einspielungen von meist osteuropäischen Werken umfasste, wurde Kuchar – seinerzeit Chefdirigent des Nationalen Sinfonieorchesters der Ukraine – zu einem der meist aufgenommenen und meist verkauften Interpreten der Klassik-Szene. Besonders beeindruckend dabei war, wie hochkarätig trotz „Fließbandarbeit“ seine Einspielungen ausfielen. Die allermeisten Kuchar-CDs waren nicht nur einfach gut, sie waren vielmehr oberste Spitzenklasse und erreichten in der internationalen Musikkritik oftmals höchste Referenzauszeichnungen.

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Heute vor 188 Jahren…

Anton BrucknerHeute vor 188 Jahren, am 4. September 1824, wurde in Ansfelden, Oberösterreich der österreichische Komponist Anton Bruckner (1824-1896) geboren. Zu Lebzeiten von seinen Zeitgenossen als Komponist oft verschmäht, gehört er aus heutiger Sicht zu den wichtigsten und innovativsten Symphonikern seiner Epoche. Der prägnanteste Charakterzug Bruckners war seine tief empfundene, selbst für damalige Verhältnisse leicht naiv wirkende Religiosität, die ihn immer wieder zu groß angelegten Orchesterwerken inspirierte. Dabei stieß er mit seinen späten Sinfonien das Tor zur monumentalen Symphonik Mahlers, Sibelius‘ und Shostakovich weit auf. Rückblickend war es Anton Bruckner, der mit seinen Sinfonien die in die Krise geratene Gattung Sinfonie mit mutigen Erweiterungen zu neuem Leben erweckte.
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Janáček Philharmonic Orchestra, Theodore Kuchar: Carl Nielsen – Complete Symphonies

Carl NielsenDie Musik des dänischen Komponisten Carl Nielsen (1865-1931) erhält hierzulande leider nicht die Aufmerksamkeit, die ihr eigentlich gebührt, handelt es sich doch bei ihm um einen der interessantesten Komponisten der europäischen Spätromantik, der anders als viele seiner Zeitgenossen einen ausgeprägten Personalstil entwickelte, in dem er den klassisch-romantischen Strukturen auch Einflüsse aus den skandinavischen Volksmusiken und – zumindest bei seinen späteren Werken – auch moderne Einflüsse verarbeitete.

Seine sechs Sinfonien sind nicht nur Schlüsselwerke in seinem Œuvre, sondern auch höchst unterschiedliche und überraschende Klangwelten, in denen es viele kleine Details zu entdecken gibt. Sie sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie es Nielsen (ähnlich wie vielleicht sonst nur noch seinem tschechischen Zeitgenossen Leoš Janáček) gelungen ist, sich permanent weiterzuentwickeln, ohne einen echten Stilbruch in seinem Werk zu begehen und dabei eine originelle Klangsprache zu entwickeln und beizubehalten.
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Royal Philharmonic Orchestra · Orquesta Filarmónica de México, Enrique Bátiz: Georges Bizet – Complete Orchestral Music

Gast-Rezension von Rainer Aschemeier, ursprünglich im Musikblog The Listener erschienen.

Enrique Bátiz: Georges Bizet - Complete Orchestral MusicDie schlicht und ergreifend absolut BESTE Zusammenstellung der Orchestermusik des für seine Oper „Carmen“ herausragend prominenten Komponisten Georges Bizet (1838–1875) gab es über Jahre hinweg beim Budget- und Rerelease-Label Brilliant Classics zu kaufen.

Nun war diese 3-CD-Box leider in letzter Zeit out of print, und zumindest ich hätte nicht gedacht, dass sich Brilliant Classics dieser schönen Edition noch einmal annehmen würde. Aber wie es manchmal so ist: Unverhofft kommt oft!

Die hier versammelten Aufnahmen des Royal Philharmonic Orchestra sowie des Orquesta Filarmónica de México s. Anm. unter der Leitung der mexikanischen Dirigentenlegende Enrique Bátiz sind samt und sonders Referenzeinspielungen – und zwar sowohl was die künstlerische Qualität angeht als auch die Soundqualität der Einspielungen.
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Heute vor 137 Jahren…

Georges BizetHeute vor 137 Jahren, am 3. Juni 1875, verstarb in Paris der Komponist Georges Bizet (1838-1875) plötzlich an einem Herzinfarkt. Obwohl er zu Lebzeiten einige Erfolge mit seinen Werken feiern konnte, blieben ihm seine größten Triumphe zu Lebzeiten verwehrt. Weder den phänomenalen Erfolg seiner Oper Carmen, noch den nicht minder geringen der gleichnamigen Orchestersuite erlebte er mit.

Kaum zu glauben, aber wahr: Die Oper Carmen floppte zunächst bei der Uraufführung im März 1875 und begann ihren Siegeszug erst mit der Erstaufführung in Wien im Oktober 1875, also einige Monate nach Bizets Tod. Die bekannte Carmen-Suite wurde erst in den 1960er Jahren vom russischen Komponisten  Rodion Schtschedrin (*1932) für das Ballett des Bolschoi-Theater arrangiert.

Georges Bizet - Complete Orchestral Music (Brilliant Classics 3CD)Musikfreunde dürfen sich schon einmal auf Wiederveröffentlichung der erfolgreichen Gesamtaufnahme seiner Orchesterwerke mit allen Suiten (jeweils zwei aus Carmen und L’Arlésienne), der äußerst gelungenen Sinfonie in C-Dur, aber auch selten aufgenommenen Raritäten freuen, die Ende des Monats bei Brilliant Classics erscheinen wird.

Die spektakulären Aufnahmen auf der 3-CD-Box wurden ursprünglich in den 1980ern vom mexikanischen Dirigenten Enrique Bátiz mit dem Royal Philharmonic Orchestra und dem Orquestra Filarmonica de México aufgenommen und gehören sowohl klanglich, als auch interpretatorisch zu den besten und temperamentvollsten Bizet-Aufnahmen auf dem Markt.

Die 3-CD-Box Georges Bizet – Complete Orchestral Music des Royal Philharmonic Orchestra und des Orquestra Filarmonica de México unter der Leitung von Enrique Bátiz wird am 29. Juni 2012 auf Brilliant Classics (94404) wiederveröffentlicht und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

»Camille Saint-Saëns – Complete Symphonies« auf klassik.com besprochen

Orchestre National de l'ORTF, Jean Martinon: C. Saint-Saëns- Complete SymphoniesSchön, dass die Wiederveröffentlichung der Gesamtaufnahme der Sinfonien von Camille Saint-Saëns (1835-1921) vom Orchestre National de l‘ORTF unter Jean Martinon nicht nur hier im Blog, sondern auch in der Musikpresse beachtet wird. Immerhin war Saint-Saëns einer der bedeutendsten und kreativsten Komponisten der französischen Romantik; seine Sinfonien bleiben aber bis heute, mit Ausnahme der berühmten Sinfonie No. 3 in c-Moll op. 78, der sogenannten “Orgelsinfonie” von 1886, unbeachtet.

Nun wurde die Brilliant-Classics-Wiederveröffentlichung der ursprünglichen EMI-Aufnahmen von Aron Sayed für das unabhängige Musikmagazin klassik.com unter der Überschrift „Preiswert und kompetent“ vorgestellt.
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Staatskapelle Dresden, Herbert Blomstedt: Beethoven – IX Symphonies

Ludwig van Beethoven (Gemälde von Karl Joseph Stieler, 1819)Meine musikalische Karriere als Klassikhörer begann vor über 30 Jahren, als ich gerade einmal in der 5. Klasse zum ersten Mal in meinem Leben Musikunterricht hatte, mit Ludwig van Beethoven (1770-1827), genauer gesagt mit jenem berühmten Anfangsmotiv der Sinfonie No. 5 in c-Moll, op. 67 (G – G – G – Es). Die vier Töne schlugen mich in ihren Bann. Was für Musik steckt hinter solch einer gewaltigen Ankündigung? Seit jenen ersten Gehversuchen, bei denen ich mich mit meinem Taschengeld in die Klassik-Abteilung des hiesigen großen Plattenladen traute, um mir eine preisgünstige LP eben jener Sinfonie zu kaufen (damals entschied allein der Preis und vielleicht noch das Cover meine Auswahl), sind viele Jahre vergangen. Die Sinfonien von Ludwig van Beethoven haben mich nie wieder losgelassen: Nach der Fünften folgte die Neunte, dann die Eroica, dann die Pastorale, dann die anderen Sinfonien Beethoven, später dann seine Klavierkonzerte, seine Streichquartette usw. Heute nimmt die Beethoven-Abteilung meiner CD-Sammlung den größten Raum ein. Neben der von mir sehr geschätzten Beethoven Complete Edition stehen noch unzählige Einzelaufnahmen, darunter insgesamt fünf Gesamtaufnahmen seiner Sinfonien im Regal – und das sind nur die Aufnahmen, die ich behalten habe.
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Orchestre National de l’ORTF, Jean Martinon: Camille Saint-Saëns – Complete Symphonies

Camille Saint-Saëns Camille Saint-Saëns (1835-1921) war einer der bedeutendsten und kreativsten Komponisten der französischen Romantik und übte, nicht zuletzt durch seine lange Lebens- und Schaffenszeit, direkt und indirekt Einfluss auf die folgenden Komponisten-Generationen in Frankreich aus, die ihn entweder bewunderten oder sich an seinem ‚altmodischen‘ Stil rieben: So oder so kamen sie aber am Pariser Pianisten, Organisten, Musikwissenschaftler, Musikpädagogen und Komponisten zahlreicher Werke nicht vorbei.

Camille Saint-Saëns schrieb zahlreiche Orchesterwerke (überhaupt war er ein überaus produktiver Komponist), von denen nur ein Bruchteil heute noch bekannt sind: Neben der Suite Der Karneval der Tiere bzw. Le carnaval des animaux (und der Oper Samson et Dalila) hat vor allem seine Sinfonie No. 3 in c-Moll op. 78, der sogenannten „Orgelsinfonie“ von 1886 den Zahn der Zeit unbeschadet überstanden.
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