Michele d’Ambrosio – Alfredo Casella: Complete Piano Music

Alfredo CasellaDie im höchsten Maße eklektizistische Musik von Alfredo Casella (1883-1947) vereint auf den ersten Blick widersprüchliche Einflüsse – Rückgriffe auf barocke Formen, Neoklassizismus, Spätromantik, Zwölftonmusik und Polytonalität – zu einer modernen, aber bemerkenswert italienischen Musik, fernab von allen Klischees, die man mit italienischer Musik (jenseits des Barocks) verbindet. Obwohl seine Musik sicher für ein breiteres, aufgeschlossenes Publikum geeignet wäre, bleibt Casellas Œuvre außerhalb Italiens leider weitgehend unbeachtet.
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Jeroen van Veen (u. a.) – Jacob Ter Veldhuis: Complete Solo Piano Music · Views from a Dutch Train · Piano Concerto No. 2 ‘Sky Falling’

Der hierzulande wenig bekannte niederländische Komponist Jacob Ter Veldhuis (*1951), Künstlername ‘Jacob TV’, bezeichnet seine bewusst tonal gehaltene Musik als “Avant-Pop”. Darin verarbeitet er Einflüsse der Minimal Music, der Neuen Musik und Elemente zeitgenössischer Popmusik zu einer sehr eigenen Klangsprache. Bei manchen Kompositionen verwendet er Audio-Schnipsel aus US-amerikanischer TV-Werbung oder Nachrichtensendungen, die dann gemeinsam mit Rhythmus und Musik zu Klangcollagen zusammengefügt werden.
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Stefano Molardi – Johann Sebastian Bach: Complete Organ Music – Volume II

Das Orgelwerk nimmt im Œuvre von Johann Sebastian Bach (1685-1750) eine zentrale Rolle ein: Rund ein Fünftel seines Gesamtwerkes entstand für die Orgel über einen ausgedehnten Zeitraum von rund 40 Jahren. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich mittlerweile rund ein Dutzend Gesamteinspielungen auf dem Markt befinden.
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Lixsania Fernández · Recondita Armonia Ensemble – Johannes Schenck: Tyd en Konst-Oeffeningen Op. 2 – Suites for Viola da Gamba

Portrait von Johann Schenck des Malers Constantijn Netscher [Public domain]Johannes Schenck (auch Johan Schenk, 1660-1712) war ein deutsch-niederländischer Komponist und Gambenspieler, der zunächst in seiner Geburtsstadt Amsterdam, später am Hof des Pfalzgrafen Jan Wellem in Düsseldorf lebte und arbeitete. Die Herkunft des Komponisten ist übrigens ein Stück echte europäische Integrationsgeschichte aus dem 17. Jahrhundert: Schenck war Sohn des (offenbar holländisch-stämmigen) Weinhändlers Wijnant Schenk aus Köln (damals Hansestadt mit besten Kontakten in die Vereinigten Niederlande und die Spanischen Niederlande) und Catharina Kempius aus Gladbeck (damals Kurköln). Enge Kontakte zwischen Kölnern und Niederländern waren bereits damals keine Seltenheit.
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Cristiano Porqueddu – Novecento Guitar Sonatas — Gitarrensonaten des 20. und frühen 21. Jahrhunderts

Klassische Gitarre - (cc-by-sa 2.0) Martin Möller (Ausschnitt)Nachdem sich die Gitarre in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch herausragende Gitarristen-Komponisten (Fernando Sor, Dionisio Aguado, Napoléon Coste, Mauro Giuliani, Caspar Joseph Mertz und andere) als virtuoses Solo-Instrument etablieren konnte, erfuhr sie durch die bemerkenswerte Karriere des spanischen Gitarristen Andrés Segovia im 20. Jahrhundert eine abermalige Aufwertung. In gewisser Weise könnte man auch von einer Emanzipation sprechen, denn der „Segovia-Effekt“ (teils seiner Spieltechnik, teils seiner charismatischen Persönlichkeit geschuldet) machte die Gitarre populärer denn je, auch außerhalb ihrer (vermeintlichen!) Heimat Spanien.
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Graziano Salvoni – Caspar Joseph Mertz: Dances · Nocturnes · Etudes

Caspar Joseph Mertz (Johann Kasper Mertz)Caspar Joseph Mertz (häufiger auch nach anderen, vermutlich unrichtigen Quellen, Johann Kaspar Mertz, 1806–1856) war zunächst in seiner Heimatstadt Pressburg und ab 1840 in Wien ein bekannter Gitarrist. Bei seinen Werken orientierte sich Mertz, anders als seine Kollegen wie etwa Fernando Sor (der „Beethoven der Gitarre“) oder Mauro Giuliani (der „Mozart der Gitarre“), nicht an klassischen sondern an romantischen Vorbildern wie Schumann, Chopin und Mendelssohn. In der Reihe der bedeutenden Gitarristen-Komponisten, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Gitarre zu ihrem Durchbruch als Solo-Instrument verhalten, nimmt Mertz eine Sonderrolle ein. Seine Werke bleiben zu Lebzeiten weitgehend unbeachtet und wurden erst im Zuge der Wiederentdeckung der Gitarre im 20. Jahrhundert wiederentdeckt.
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Various: Hanns Eisler Edition – Umfassende Werkschau des Leipziger Komponisten

Briefmarke der Deutschen Post der DDR (1968) aus der Serie Berühmte PersönlichkeitenHanns Eisler (1898–1962) wurde im Westen lange Zeit wegen seines politischen Bekenntnisses zum Kommunismus äußerst kritisch gesehen. In der Weimarer Republik galt der Schönberg-Schüler als einer der hoffnungsvollsten Nachwuchs-Komponisten der Epoche. Während der NS-Diktatur flüchtete er in die USA und kehrte nach dem Krieg (nachdem er vom Komitee für unamerikanische Umtriebe aisgewiesen wurde)  nach Europa zurück und landete nach einigen Umwegen in Ost-Berlin. Dort stieg er zum Staatskomponisten auf – er komponierte die Musik der DDR-Hymne – hatte aber ein nicht spannungsfreies Verhältnis zur Führung. Interessant: Bis zu seinem Tode behielt er seine österreichische Staatsbürgerschaft (er war Sohn des österreichischen Philosophen Rudolf Eisler).
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Quartetto Delfico – Vincenzo Manfredini: String Quartets

Der Name Vincenzo Manfredini (1737-1799) ist heute nur wenigen Kennern geläufig. Anders ist das bei seinem Vater: Francesco Manfredini, der Barockkomponist, hat sich zumindest mit dem sogenannten Weihnachtskonzert (das „Pastorale per il Ss. Natale“ aus den Concerti op. 3) unsterblich gemacht. Dabei war Sohn Vincenzo (und auch der andere komponierende Sohn Giuseppe) zu Lebzeiten eine durchaus bekannte Figur in der europäischen Musikwelt. So wirkte er als Cembalist, Komponist und Musiktheoretiker in verschiedenen norditalienischen Zentren. Seinen Karriere-Höhepunkt erreicht er am Hofe Katharinas der Großen in St. Petersburg, wo er über zehn Jahre wirkte.
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Pier Luigi Fabretti · L’Arte dell’Arco, Federico Guglielmo – Antonio Vivaldi: Complete Oboe Concertos

Antonio Vivaldi - By François Morellon la Cave (de.wikipedia and fi.wikipedia) [Public domain]Dass Antonio Vivaldi (1678-1741) längst nicht nur die „Vier Jahreszeiten“ geschrieben hat, ist hinlänglich bekannt. Der ‚rote Priester‘ (rot wegen seiner Haare, nicht wegen seiner Gesinnung, der Kommunismus wurde ja erst rund 100 Jahre später erfunden) war ein überaus fleißiger Komponist, der fast 100 Opern, rund 50 geistliche Vokalwerke, unzählige Sonaten und rund 660 Konzerte geschrieben hat. Außerdem war er ein begnadeter Musik-Pädagoge, der in seinem Waisenhaus, dem Ospedale della Pietà, das er für seinen kirchlichen Arbeitgeber betreute, zahlreiche Talente zu national und international bekannten Musikern formte, allen voran die Violinistin Anna Maria del Violin, die zu den bekanntesten Violinistinnen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörte.

Vivaldi, selbst ein exzellenter Violinist und Multi-Instrumentalist, schrieb freilich nicht nur Violinkonzerte, obwohl er bis zum heutigen Tage vor allem dafür bekannt ist. Auf für die Holzblasinstrumente, vor allem für das Fagott und die Oboe, schrieb er zahlreiche Konzerte, die teilweise immer noch auf ihre angemessene Würdigung warten.
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Zlata Chochieva – Frédéric Chopin: Études (Complete)

Frédéric Chopin, by Louis-Auguste Bisson, very old and poor copy, completely restored and remastered by Amano1 CC-BY-SA-3.0 (http://bit.ly/CCBYSA)Frédéric Chopin (1810-1849) gilt heute vielen als Synonym für den romantischen Künstler schlechthin: Seine Musik, sein dramatisches Leben (und Lieben), alles, was wir heute (im Klischee) mit der Romantik verbinden, scheint in Chopins Figur aufzugehen – oder zumindest in den Legenden, die um sein Leben ranken. Er selbst hätte sich sicher nicht als etwas radikal Neues definiert. Seine Musik weißt, bei aller Romantik, etwas von einer Formenstrenge der Klassik (und darüber hinaus) auf: Anders als andere Komponisten verzichtete Chopin auf blumige Namen und Gattungsneuschöpfungen. Er führte weiter, was andere vor ihm bereits geschrieben haben: Sonaten, Tänze, Scherzi, Nocturnes, Balladen. Stets griff Chopin eine bestehende Form auf und deutete sie neu, erweiterte sie, erneuerte sie. Seine bedeutenden Zyklen, die 24 Préludes op. 28 und die Études opp. 10 und 25, nehmen Bezug auf historische Vorlagen: die Präludien Bachs, vor allem jenen des Wohltemperierten Klaviers ebenso wie die Lehrwerke (=Etüden) der Klassik, etwa die „Gradus ad parnassum“-Sammlung von Clementi. Chopin war ein Meister darin, spielerisch anspruchsvollste Literatur in eine dem Hörer angenehme Form zu bringen.
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