Kristóf Baráti & Klára Würtz: Ludwig van Beethoven – Complete Violin Sonatas

Ludwig van Beethoven (Gemälde von Karl Joseph Stieler, 1819)Eine Neuaufnahme der zehn Violinsonaten von Ludwig van Beethoven (1770-1827) ist heutzutage eigentlich nichts Besonderes mehr, im Gegenteil! Meiner Meinung nach gibt es viel zu viele Aufnahmen der zehn populären Sonaten: Ja, es gibt einige gute, aber es gibt auch zahlreiche mediokre Veröffentlichungen, die sich nicht lange am Markt durchsetzen können, weil sie nichts Neues, oder das Bekannte in nur mäßiger Umsetzung bieten. Doch es hilft alles nichts: Zumindest beim Publikum gelten die Violinsonaten Beethovens als so etwas wie das „Neue Testament“ (wenn man davon ausgeht, dass die Sonaten und Partiten für Violine solo von Bach (BWV 1001–1006) das „Alte Testament“ für die Violine sind), auch wenn es eigentlich Sonaten für Klavier und Violine (und eben nicht umgekehrt) sind: Am mit Abstand bekanntesten, am häufigsten aufgenommenen und aufgeführten Violinsonaten-Zyklus führt kaum ein Weg vorbei, wenn man sich als Violinist einen Namen beim Publikum machen will.
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Heute vor 106 Jahren…

Dmitri ShostakovichHeute vor 106 Jahren, am 25. September 1906, wurde in Sankt Petersburg der Pianist und Komponist Dmitri Dmitriyevich Shostakovich (1906-1975) als Sohn eines Ingenieurs und einer Pianistin geboren. Shostakovich gilt heute, neben Sergei Prokofiev, als der bedeutendste und bekannteste russische Komponist der Sowjet-Ära.

Seine Musik ist geprägt von der Gratwanderung zwischen seinem sich stets weiter entwickelnden, progressiven Personalstil und der scheinbaren Anpassung an der staatlich verordneten Ästhetik des sozialistischen Realismus. Um nicht Verfolgung und Berufsverbote zu provozieren, verschlüsselte er intimste Melancholie, Resignation, beißenden Spott und Freigeistigkeit hinter plakativen Trivialitäten. Er schrieb gelegentlich sogar Gefälligkeitskompositionen für das Regime. Viel häufiger widmete er seine Werke wichtigen Exponenten des Regimes oder stellte sie unter ein linientreues Motto (beispielsweise die Oktoberrevolution), um von der eigentlichen Aussage abzulenken.
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Cordevento: La Monarcha – 17th Century music from the Spanish territories

Philipp IV (Gemälde von Diego Velázquez)Das spanische Reich des letzten Habsburger Königs Philipp IV war – bevor es durch den dreißigjährigen Krieg zerfallen sollte – eine europäische Großmacht ersten Ranges. Neben dem Kernland der iberischen Halbinsel mit Spanien und Portugal gehörten auch die Königreiche Sizilien, Sardinien, Mailand, das Burgund und Spanische Niederlande (auf Gebieten der heutigen Niederlande, aber auch Belgien, Luxemburg und Deutschland) zum Weltreich. Während sich das Gebilde als politisch instabil erweisen sollte (zumal Spanien sich als Speerspitze des Katholizismus sah, den sie in ganz Europa wieder zur einzigen Religion machen wollte), war die Blütezeit der spanischen Krone ein Glücksfall für die Kunst: Am spanischen Hof tummelten sich die talentiertesten Künstler des gesamten Reiches; die höfische Musik des Madrider Hofes verbreitete sich durch das gesamte Herrschaftsgebiet.
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Brilliant Classics: Neuheiten im Oktober 2012

Brilliant Classics LogoJeden Monat erscheinen bei Brilliant Classics hochkarätige Neuproduktionen, interessante Wiederveröffentlichungen, Lizenzaufnahmen und enzyklopädische Sammler-Editionen. Wie jeden Monat möchte ich auch dieses Mal über alle kommenden Neuheiten im Brilliant-Classics-Programm informieren. Alle in diesem Artikel vorgestellten Titel kommen am 28. September 2012 in den Handel.

Einen Teil der hier vorgestellten Titel werde ich dann im Laufe der folgenden Wochen noch genauer unter die Lupe nehmen.
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»Boccherini Edition« bei NDR Kultur vorgestellt

Bei Brilliant Classics ist gerade die bisher umfangreichste Sammlung von Aufnahmen des italienischen Komponisten Luigi Boccherini (1743–1805) erschienen. Der Individualist unter den Komponisten des 18. Jahrhunderts wurde lange Zeit »Haydns Ehefrau« diffamiert und sein nicht unerheblicher Anteil an der Entwicklung der klassischen Sinfonie wurde schlichtweg geleugnet (alles Relevante musste von den drei Kronen der Wiener Klassik stammen). Heutzutage erlebt seine charmant-galante und erstaunlich zeitlose Musik eine regelrechte Renaissance. Die Zeit für eine umfangreiche, repräsentative enzyklopädische Sammlung wie die Boccherini Edition hätte kaum besser gewählt sein können und sie weckt nicht nur bei den Musikfreunden, sondern auch bei den Kritikern Interesse.

Nach einer sehr ausführlichen Besprechung im bekannten Musik-Blog The Listener von Rainer Aschemeier wurde die 37-CD-Box nun sogar beim norddeutschen Radiosender NDR Kultur vom Redakteur Jan Ritterstaedt vorgestellt.
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Fehler bei der Nummerierung der CDs in der Boccherini Edition

Boccherini Edition - Brilliant ClassicsIch habe es bereits in meiner Besprechung der Veröffentlichung besprochen, aber hier noch einmal als separate Meldung, für alle, die im Internet nach ‚Hilfe‘ suchen:

Leider hat sich bei der Nummerierung der CDs in der Boccherini Edition der Fehlerteufel eingeschlichen. Glücklicherweise ‚fehlt‘ keine Aufnahme und das Problem lässt sich leicht beheben.
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Various: Boccherini Edition – Umfassender Überblick über Luigi Boccherinis Werk

Luigi BoccheriniDer in Lucca (Toskana) geborene Cellist und Komponist Luigi Boccherini (1743–1805) war einer der bekanntesten Künstlerpersönlichkeiten in der ansonsten deutsch-österreichisch dominierten Klassik. Wie zahlreiche andere Musiker jener Epoche lebte und arbeitete er im Laufe seiner Karriere an den unterschiedlichsten Orten Europas: Nach ersten Erfahrungen als Cellist in seiner Heimatstadt war er bereits als 13-Jähriger zeitweise in Wien als Musiker am Theater beschäftigt. Einige Jahre später sollten hier seine ersten Kompositionen entstehen. Bei einem Kurzaufenthalt in Paris nahm seine Karriere eine entscheidende Wendung: In der europäischen Hauptstadt des Notendrucks wurden mehrere seiner Kompositionen erstmalig verlegt, von hier aus traten sie ihren Siegeszug durch ganz Europa an. Der Ruhm dieser Werke brachte ihn 1768 schließlich nach Spanien, wo er zunächst für eine italienische Opernkompanie, bald aber schon in verschiedenen Positionen am spanischen Königshof sein Auskommen fand. Anders als bei vielen anderen Komponisten seiner Zeit, hatten Boccherinis Werke einen spezifisch individuellen Charakter. Seine Stücke waren auf bemerkenswerte Weise frei von Einflüssen anderer Komponisten und Moden.
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Orquesta Sinfónica de Venezuela, Theodore Kuchar: Latin American Classics

Gast-Rezension von Rainer Aschemeier, Autor des Musikblogs The Listener. Die Besprechung kann man auch dort finden.

Theodore Kuchar; Foto: Qasinka [Public domain]Diese CD markiert die Rückkehr eines der interessantesten Dirigenten der letzten 20 Jahre. Ich hatte schon befürchtet, man würde gar nichts mehr von ihm hören, doch hier ist er wieder: Theodore Kuchar. Der ukrainisch-amerikanische Musiker wurde 1960 in New York City geboren und begann seine Karriere als Bratschist. In diesem Sektor brachte er es bis zum ersten Bratschisten des renommierten Cleveland Orchestra und baute sich nebenbei eine eindrucksvolle Laufbahn als Dirigent auf.

Durch einen Mammutvertrag mit Naxos, der über 100 CD-Einspielungen von meist osteuropäischen Werken umfasste, wurde Kuchar – seinerzeit Chefdirigent des Nationalen Sinfonieorchesters der Ukraine – zu einem der meist aufgenommenen und meist verkauften Interpreten der Klassik-Szene. Besonders beeindruckend dabei war, wie hochkarätig trotz „Fließbandarbeit“ seine Einspielungen ausfielen. Die allermeisten Kuchar-CDs waren nicht nur einfach gut, sie waren vielmehr oberste Spitzenklasse und erreichten in der internationalen Musikkritik oftmals höchste Referenzauszeichnungen.

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Heute vor 100 Jahren…

John Cage - auf dem Plakat zu »Acht Brücken. Musik für Köln«Heute vor 100 Jahren, am 5. September 1912, wurde in Los Angeles der US-amerikanische Komponist John Cage (1912-1992) geboren. Er gilt als Schlüsselfigur dessen, was wir heute unter der Neuen Musik zusammenfassen. Sowohl seine rund 250 Kompositionen, als auch seine musik- und kompositionstheoretischen Publikationen prägten ein neues, erweitertes Verständnis dessen, was in der Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts möglich war. Dabei war er sich stets seines Grenzgängertums bewusst: Legendär sein Ausspruch »You don’t need to call it music, if the term shocks you!«, der sogar den Begriff „Musik“ zur Disposition stellte. Cage war nicht interessiert an Etiketten, sondern an Klängen.
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Heute vor 188 Jahren…

Anton BrucknerHeute vor 188 Jahren, am 4. September 1824, wurde in Ansfelden, Oberösterreich der österreichische Komponist Anton Bruckner (1824-1896) geboren. Zu Lebzeiten von seinen Zeitgenossen als Komponist oft verschmäht, gehört er aus heutiger Sicht zu den wichtigsten und innovativsten Symphonikern seiner Epoche. Der prägnanteste Charakterzug Bruckners war seine tief empfundene, selbst für damalige Verhältnisse leicht naiv wirkende Religiosität, die ihn immer wieder zu groß angelegten Orchesterwerken inspirierte. Dabei stieß er mit seinen späten Sinfonien das Tor zur monumentalen Symphonik Mahlers, Sibelius‘ und Shostakovich weit auf. Rückblickend war es Anton Bruckner, der mit seinen Sinfonien die in die Krise geratene Gattung Sinfonie mit mutigen Erweiterungen zu neuem Leben erweckte.
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