Various: Hanns Eisler Edition – Umfassende Werkschau des Leipziger Komponisten

Briefmarke der Deutschen Post der DDR (1968) aus der Serie Berühmte PersönlichkeitenHanns Eisler (1898–1962) wurde im Westen lange Zeit wegen seines politischen Bekenntnisses zum Kommunismus äußerst kritisch gesehen. In der Weimarer Republik galt der Schönberg-Schüler als einer der hoffnungsvollsten Nachwuchs-Komponisten der Epoche. Während der NS-Diktatur flüchtete er in die USA und kehrte nach dem Krieg (nachdem er vom Komitee für unamerikanische Umtriebe aisgewiesen wurde)  nach Europa zurück und landete nach einigen Umwegen in Ost-Berlin. Dort stieg er zum Staatskomponisten auf – er komponierte die Musik der DDR-Hymne – hatte aber ein nicht spannungsfreies Verhältnis zur Führung. Interessant: Bis zu seinem Tode behielt er seine österreichische Staatsbürgerschaft (er war Sohn des österreichischen Philosophen Rudolf Eisler).
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Various: Johannes Brahms Complete Edition – Das Gesamtwerk

Johannes BrahmsJohannes Brahms (1833-1897) ist einer der bedeutendsten europäischen Komponisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und eine zentrale Figur der deutschen Romantik. Zu Lebzeiten galt er als ‚Traditionalist‘ (und somit als wenig progressiv). Damit war er der wichtigste Antagonist von Richard Wagner und der von ihm vertretenen ‚Neudeutschen Schule‘. Erst nach Brahms Tod, maßgeblich durch den berühmten Aufsatz Arnold Schönbergs „Brahms, the progressive“ (1933), begann eine Neubewertung seines Schaffens im Hinblick auf seine Bedeutung für die Moderne.

.Johannes Brahms Complete Edition (2014 Edition)Die vorliegende Neuausgabe der Brahms Complete Edition (eine erste Fassung erschien 2008) enthält das Gesamtwerk des Hamburger Komponisten auf 58 CDs: seine vier Sinfonien und andere Orchesterwerke, sämtliche Konzerte, die Klaviermusik, die selten gespielten Orgelwerke, die beliebte Kammermusik, die umfangreiche geistliche und weltliche Chormusik sowie sämtliche Lieder. Bei der Auswahl der Interpretationen hat man sich prinzipiell für Aufnahmen europäischer Spezialisten entschieden. Die Schlüsselwerke liegen bei dieser Neuauflage größtenteils in Qualitätseinspielungen internationalen Ranges vor, die sich seit Jahren zurecht in der Brahms-Diskografie bewährt haben: die Sinfonien in den hochgelobten Aufnahmen des Netherlands Philharmonic Orchestra unter Jaap van Zweden, die Klavier- und Violinkonzerte mit berühmten Solisten wie Daniel Barenboim, Cécile Ousset und Yehudi Menuhin, die Violinsonaten in der exzellenten Neuaufnahme von Kristóf Baráti und Klára Würtz, die Klaviermusik von einer ganzen Reihe von Spezialisten wie Håkon Austbø und Wolfram Schmitt-Leonardy, die Kammermusik in Aufnahmen mit Isabelle Faust, dem Nash Ensemble, dem Gutman Trio, dem Brandis Quartett u. a. und „Ein Deutsches Requiem“ in der zeitlosen Aufnahme des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin unter Helmut Koch.
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Carl Philipp Emanuel Bach Edition in der ‚Operalounge‘ vorgestellt

Carl Philipp Emanuel Bach EditionRechtzeitig zum heutigen 300. Geburtstag von Carl Philipp Emanuel Bach (* 8. März 1714 in Weimar; † 14. Dezember 1788 in Hamburg) ist auf Operalounge.de eine Besprechung der Carl Philipp Emanuel Bach Edition erschienen. Das ‚leidenschaftliche, bissige und aktuelle‘ Internetmagazin (Selbstbeschreibung) freut sich über die ›wahrlich üppige Edition auf 30 CDs‹ und lobt die »repräsentative Auswahl« deren Schwerpunkte entsprechend der kompositorischen Tätigkeit des zweiten Bachsohnes gesetzt sind.

Der Rezensent Peter Sommeregger resümiert:

»Der „junge“ Bach war zweifellos einer der bedeutendsten Komponisten  seiner Zeit und ein Bindeglied zwischen dem Barock und der Wiener Klassik (…) Manche musikalische Einfälle sind richtige „Ohrwürmer“, so zum Beispiel die Hamburgische Symphonie in G und das Flötenkonzert in E. Weit über 200 Jahre alt, aber von einer Lebendigkeit und einem Charme, die sofort gute Laune machen.«

Die vollständige Besprechung kann man hier aufrufen.

Die 30-CD-Box Carl Philipp Emanuel Bach Edition ist am 22. November 2013 auf Brilliant Classics (94640) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Various: Tchaikovsky Edition (2014 Edition)

Alleine die diskografische Leistung war mehr als eine Würdigung wert: Tchaikovsky Edition (2014)Zum ersten Mal in der Geschichte der Tonaufnahme vereinte die 2011 erstmalig erschienene Tchaikovsky Edition (s. Rezension der 2011-Veröffentlichung) nahezu alle erhaltenen Werke von Pyotr Illyich Tchaikovsky (1840-1893) in einer Veröffentlichung. Dabei wurden bevorzugt Aufnahmen von russischen Künstlern und Ensembles für die Box ausgewählt.

Nun ist die beliebte Edition in einer überarbeiteten Neuauflage erneut veröffentlicht worden. Und obwohl sie etwas weniger umfangreich ausfällt – aus lizenzrechtlichen Gründen hat man auf fünf CDs mit klanglich ohnehin fragwürdigen russischen Archivaufnahmen aus den 1940ern weitgehend verzichtet – ist die Tchaikovsky Edition auch in der 2014-Ausgabe nichts weniger als ein Meilenstein im Brilliant-Classics-Katalog.
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Various: Paul Dessau Edition – Repräsentative Werkschau des bekannten DDR-Komponisten

Die letzte reguläre Besprechung des Jahres 2013 im Blog stellt die als letztes bei Brilliant Classics erschienene enzyklopädische Edition vor, die Paul Dessau Edition.

Paul Dessau: Foto: Ruth Berghaus (Archiv) [CC-BY-SA-2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)]Der gebürtige Hamburger Paul Dessau (1894-1979) gehörte zu den bekanntesten und am häufigsten ausgezeichneten Komponisten der DDR, ein Umstand, der bis heute eine vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit seinem Œuvre erschwert. Im Westen wurde Dessaus Musik wegen seines Bekenntnisses zum Sozialismus als minderwertig eingestuft ohne wirklich sonderlich beachtet zu werden; in der DDR geriet Dessau trotz seiner Überzeugung immer wieder in Konflikt mit den staatlichen kulturpolitischen Instanzen, nicht zuletzt weil er in seiner eigenen Musik Zwölftontechniken verwendete und sich für die Musik anderer Avantgardisten vehement einsetzte.

Dessau gilt als Schöpfer einer „Avantgarde fürs Volk“, de facto weist sein umfangreiches Gesamtwerk eine erstaunliche stilistische Bandbreite auf: Von Filmmusiken für frühe Walt-Disney-Filme über ambitionierte sinfonische Werke, Kammermusik, Klaviermusik, Oratorien, Opern bis hin zu seinen Bühnenmusiken, die in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht entstanden. Darüber hinaus schrieb Paul Dessau immer wieder Gebrauchsmusik für politische Anlässe in der DDR.
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Various: Carl Philipp Emanuel Bach Edition – Die wichtigsten Werke des „Hamburger Bach“ zusammengefasst

Carl Philipp Emanuel BachCarl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) gilt als bekanntester und erfolgreichster, wenn nicht sogar als talentiertester der vier komponierenden Bachsöhne. Der sogenannte „Hamburger Bach“ (der lange Zeit sein in Hamburg als Nachfolger seines Patenonkels Georg Philipp Telemanns als städtischer Musikdirektor und Kantor am Johanneum in Hamburg wirkte) emanzipierte sich, ähnlich wie seine Brüder, künstlerisch vom Stile seines Vaters, obwohl er zeitweise dessen engster Mitarbeiter war und nach dem Tode des Vaters sein wichtigster Nachlassverwalter wurde.

In seinen eigenen Kompositionen verarbeitete Carl Philipp Emanuel zeitgemäße Entwicklungen und gilt heute als herausragender musikalischer Vertreter des ‚empfindsamen Stils‚ im Übergang vom Barock zur Wiener Klassik (damals als ‚Stile galante‘ – galanter Stil – bezeichnet). Seine Klangsprache war gefühlsbetont und sollte den Hörer unmittelbar emotional berühren. Typisch dafür sind Melodiebögen mit ungewöhnlichen Wendungen und Sprüngen, unerwarteten Tempi- und Modiwechseln. Mit dem Aufweichen der barocken Strenge ebnete er den Weg für die Neuerungen der Wiener Klassik, für die seine Musik ein zentraler Referenzpunkt wurde. Niemand Geringeres als Joseph Haydn formulierte: »Wer mich gründlich kennt, der muss finden, dass ich dem Emanuel Bach sehr vieles verdanke, dass ich ihn verstanden und fleißig studiert habe.«
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Der WDR-3-Geschenktipp: Gabriel Fauré – Biografie von Jean-Michel Nectoux und Fauré Edition

Eine besonders originelle Idee hatte der Kölner Kultursender WDR 3 in der Vorweihnachtszeit: 14 Fachredakteure und Autoren legen den Hörern und Hörerinnen (und Lesern und Leserinnen) 14 ausgewählte Geschenkideen ans Herz.

Der Musikredakteur Arnd Richter empfiehlt zum Weihnachtsfest eine „doppelte Dosis“ Gabriel Fauré (1845-1924): Zum einen empfiehlt er die Fauré-Biografie „Seine Musik –· Sein Leben: »Die Stimmen des Clair-obscur«“ von Jean-Michel Nectoux (Bärenreiter-Verlag, ISBN: 978-3761818770), die seit September endlich auch auf Deutsch vorliegt, Fauré Editionzum anderen legt er den Musikfreundinnen und -freunden die im November bei Brilliant Classics erschienene, 19 CDs umfassende Fauré Edition (Brilliant Classics 94750) an Herz:

»… alle wesentlichen Werke Faurés versammelt (…) Es lohnt sich einfach auch in dieses abwechslungsreiche, umfangreiche Œuvre etwas stärker einzusteigen. … sehr bemerkenswerte Aufnahmen …«

Den gesamten Podcast mit Arnd Richter gibt es → hier.

Die 19-CD-Box Fauré Edition ist am 1. November 2013 auf Brilliant Classics (94750) erschienen und kann im Fachhandel erworben oder bei großen Buch- und CD-Versendern wie → amazon.de und → jpc.de (Links öffnen die jeweilige Produktseite) bestellt werden.

Various: Gabriel Fauré Edition – Umfangreicher Querschnitt aus dem Werk Faurés

Gabriel Fauré 1905 - Foto: Pierre Petit [Public domain]Der Franzose Gabriel Fauré (1845-1924) gehört zu den meist unterschätzten Komponisten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sein Schaffen wird zwar immer wieder für seine betörend schönen Melodien und seine handwerkliche Akribie gelobt, seine Werke bleiben jedoch, einmal abgesehen von der „Pavane“, einigen kammermusikalischen Kompositionen und vor allem seinem „Requiem“, außerhalb Frankreichs weitgehend unbeachtet.

Dabei gibt es bei Fauré wirklich viel zu entdecken, umfasst doch seine lange Schaffenszeit eine erstaunliche musikalische Entwicklung: Ausgehend von der deutschen und französischen Romantik bedient sich Fauré später impressionistischer, gegen Ende sogar dezidiert kühner, moderner Stilmerkmale. Gabriel Fauré gelang es während seiner gesamten kreativen Zeit, neue Entwicklungen in seine Musik einzuflechten ohne seine ureigene Klangsprache zu kompromittieren.
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Various: Shostakovich Edition (2013 Edition)

Dmitri ShostakovichDmitri Shostakovich (russisch: Дмитрий Дмитриевич Шостакович, deutsche Transliteration Dmitri Schostakowitsch, 1906–1975) (1906–1975) gilt neben Prokofjev als der bedeutendste und bekannteste russische Komponist der Sowjet-Ära. Sein umfangreiches Werk deckt quasi alle Genres ab und ist ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklungen in der Sowjetunion. Shostakovichs Œuvre ist geprägt von der Gratwanderung zwischen seiner schier unerschöpflichen expressiven Kreativität einerseits und der Gängelung durch die stalinistischen Kultur-Apparatschiks andererseits. Die Notwendigkeit, seine eigentlichen Intentionen in seinen Kompositionen zu verschlüsseln, prägten einen ambivalenten Stil, der die intimste Melancholie hinter dem Trivialen verbarg, der dem staatlich verordneten Optimismus und Frohsinn mit unterschwelligem, beißenden Spott begegnete. Wie bei Matrjoschka-Puppen steckt Shostakovichss eigentliche Aussage oft unter einer vordergründigen Hülle. Seine zentralen Werke sind in Musik gefasste Zeitgeschichte.
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Various: Beethoven Complete Edition – Das Gesamtwerk (Neue, überarbeitete Ausgabe 2013)

Die Bach Complete Edition und die Mozart Complete Edition machten den Anfang, mittlerweile gibt es über ein Dutzend enzyklopädischer Boxen im Brilliant-Classics-Repertoire und es kommen fast jeden Monat neue dazu. Darunter befinden sich mittlerweile auch so einzigartige Sammlungen wie die Shostakovich Edition, die Richard Strauss Edition, die Boccherini Edition und die gerade erschienene Mussorgsky Edition. 2007 erschien erstmalig eine Beethoven Complete Edition, die 2011 in einer überarbeiteten Fassung wiederveröffentlicht wurde. Beide Auflagen waren binnen weniger Monate ausverkauft.

L. van Beethoven: 5. Sinfonie - Anfangsmotiv

Beethovens Fünfte: G – G – G- Es

Ludwig van Beethoven (1770-1827) schrieb ohne jeden Zweifel einige der populärsten Werke der gesamten klassischen Literatur. Kaum einer, der nicht die ersten paar Takte des ersten Satzes eben jener Sinfonie No. 5 („Ta-Ta-Ta-Taaaa“ oder genauer G – G – G – Es), den Schlusschor „Ode an die Freude“ aus der Sinfonie No. 9, die Melodie von Für Elise oder das Thema des ersten Satzes der sogenannten Mondscheinsonate kennt. Als Klingelton, Warteschleifen- und Fahrstuhlmusik, als Soundtrack für die Werbung, in Rock-, Jazz- und Klassik-Interpretationen und -Verdrehungen ist Beethovens Musik zumindest scheinbar allgegenwärtig. Ich schreibe scheinbar, weil die übliche Reduzierung auf ein paar eingängige Melodien und Themen weder der jeweils ganzen Komposition, noch der profunden Bedeutung des Gesamtwerks Beethovens auf die Musikgeschichte gerecht wird. Wer Beethovens Größe erfassen möchte, der braucht sein Gesamtwerk in exzellenten, kompetenten Aufnahmen.
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